TOPIC: ver-SCHREIBÜBUNGEN

Meine Notizensammlung über alles,
was ich während des Schreibens
über das Schreiben gelernt habe.
ACHTUNG: Chaotisch! Nur Notizen!

Das ist kein Ratgeber, sondern ein “Isa lernt Zeugs”

“Ein Text kann für eine Person perfekt sein, aber niemals für alle.”

Tools zum Schreiben

Ich schreibe mit Papyrus Autor und benutze die Mindmap Funktion dort für meinen Plot. Gelegentlich arbeite ich auch in Scrivener, dort ist jedoch die Stilhilfe nicht vorhanden und das stört mich.

  • Hauttöne-Guide für korrekte Beschreibungen von Diversität
    https://vickieunddaswort.de/hautfarben-guide-kreative-vergleiche
    Und dann bleibt auf der Seite und lest auch ALLE anderen Artikel.

    • Diese wertvolle Ressource fand ich via Twitter und es wurde mir neulich im SR wieder bestätigt, dass ich damit goldrichtig liege

  • Genderapp für neutrale Beschreibungen von Personen https://www.genderator.app

  • Lektorat sagt euch sicher schon was, aber dann gibt es da noch https://sensitivity-reading.de/ was in so vielen Bereichen wichtig ist. Von Sexualität, über Beziehungen, die anerzogene Wahrnehmung anderer Menschen und wie wir sie in Büchern beschreiben - Krankheit, Psyche, Sprache, Kultur - das alles gehört genau so recherchiert, wie die Polizeiarbeit für einen Krimi.

Die günstigste Alternative

Talent

Talent ist eine Lüge.

Talent wird erarbeitet, deshalb nennt man die Person Talent, nicht weil sie irgendwas von Natur aus gut kann.

Menschen sind nur unterschiedlich intelligent... und auch das hilft nur bedingt weiter.

Wer mit Kindern gearbeitet hat, weiß, es gibt nur Interesse und Neugierde. Und das ist individuell, aber auch etwas, dass durch Förderung entstehen kann.

Leider geht man oft davon aus, dass ein Kind, dass nicht "sofort toll malen kann" einfach kein Talent hätte... dabei ist die einfarbig lehrende Gesellschaft nur zu unfähig, unterschiedlich zu fördern.

Wenn ich mit den Kindern im Kindergarten fertig gebastelt und gemalt hatte, hielte alle Eltern sie für große Meister ... weil ich jedes individuell in seinen Interessen gefördert hatte.

Langsam und schneller Lernen liegt oft nur daran, dass Menschen unterschiedliche Systeme zum Lernen bräuchten. Und die Schule / Lehrende nur mit einem Schema lehren. Es gibt viel mehr neurodivergente Menschen, und die fallen durch das Raster. ADHSler haben angeblich Talent? Nein, wir haben Hyperfokus. Mein Autismus macht mich auch nicht zu einem Mathegenie, dafür sitze ich hier und höre Strom. Toll, oder? Kann-Strom-Hören-Man ist kein toller Superhelden Name.

Und dann lernen manche Menschen eben langsamer (hello it’s me), manche nutzen andere Logik. Heißt aber nicht, dass eine langsame Person kein Talent sein kann. Mich nennen die Leute ständig Talent, dabei hab ich eine Lernbehinderung.

 Der Anfang

Wie plane ich ein Buch?

Ans Schreiben denken, ist bereits Teil des Schreibens. Alles, was in deinem Kopf hinsichtlich Geschichten passiert, ebnet deinen Weg zum Buch. Ich habe 20 Jahre lang meine Geschichte über Drachen in meinen Gedanken durchgespielt, wieder und wieder - bis ich anfing sie aufzuschreiben.

Plan: Vielleicht hast du bereits einen festen Plan für deine Geschichte. Dann wirst du vermutlich eine plottende Person sein, die es genießt, das Gerüst ihres Buches vor dem Schreiben aufzubauen. Oder du hast ein Gesamtbild vor Augen, dass du selbst noch erkunden musst, weshalb du eher eine pantsende Person bist (schreibt ohne genaue Vorplanung).

Kein Plan: Du hast keine Idee, keine Geschichte? Macht nichts. Geschichten sind schnell erfunden. Wir alle haben etwas, wofür wir uns besonderes interessieren. Vielleicht willst du eine Geschichte konstruieren, die du selber gerne lesen würdest, und/oder von der du glaubst, dass sie noch fehlt, oder unterrepräsentiert ist. Vielleicht stehst du auf bestimmte Genre, magst es, wenn Charaktere im Vordergrund stehen oder ein packender Fall gelöst wird - das ist dein Spielplatz. Viel Spaß.

Ob mit oder ohne Plan, auf deinem Weg zum Buch wird dich eine Frage begleiten:

Wieso?

Die Fragen selbst und Antwort auf das Wieso? werden dir deine Geschichte offenbaren. Sie werden dir helfen, deinen roten Faden zu verfolgen, wenn du einen hast, oder ihn zu finden.

Ein roter Apfel liegt auf einem Tisch. Wieso liegt er dort? - Schon eröffnet sich eine Geschichte. Und je nachdem, was die Geschichte erzählen soll, wird sich die nächste Frage gestalten.
Eine Romance? Dann liegt der Apfel vielleicht auf dem Tisch, weil Sie gleich nach Hause kommt und Er weiß, dass Sie dann sofort Zucker braucht, und Er Ihr eine Freude machen möchte. Könnte das eine Geste aus der Vergangenheit sein? Eine alte Geschichte? Lernten sie sich so kennen?
Ein Krimi? Oder der Apfel wurde vergessen, weil ein Mann in den Fluss fiel und der Polizist, der alles beobachtet hat, eigentlich gerade Pause machen wollte, und etwas essen. Und da liegt er nun, der rote Apfel, während er dem Mann zur Hilfe eilt. Vielleicht wird der Apfel zum Symbol in dieser Geschichte. Vielleicht sprechen sie später darüber. Vielleicht war das nur der Öffner in die Story. Oder jemand anderes greift zum Obst und wir verfolgen diese Person, statt den Polizisten…

Du siehst, es geht vom hundertsten ins tausendste: Die Möglichkeiten sind endlos.

Die Antwort auf das “Wieso liegt der Apfel auf dem Tisch?” richtet sich nach deinen Wünschen, Sehnsüchten, dem Genre, der Kernaussage des Buches. Dieses Thema werde ich auf diesem langen Post wieder und wieder aufgreifen, es wird ständig wiederholt, weil sich das “Wieso?” auch auf Satzbildung beziehen kann.

Perfektionismus

Eine Sache noch vorweg: Damit du dich beim Schreiben lernen nicht verzettelst, betrachte deine Manuskripte / Bücher als Brücken zum nächsten Buch. Manchmal muss man etwas abschließen, um voranzukommen.

Was ist Plot?

Hauptplot

Alles in einem Buch sollte natürlich immer einem Zweck folgen - letztlich tut das aber sämtlicher Inhalt. Wie finde ich den Zweck, der Lesende abholt und die Geschichte spannend hält?

Wie oben bereits erklärt: Auf der Suche nach den roten Fäden hilft uns wieder die Frage nach dem “Wieso, Weshalb, Warum?”

Der Plot eines Buches kann sich unter anderem wie folgt aufteilen:
Charakterentwicklung, Hauptproblemlösung (mehrere möglich), beliebig viele Nebenproblemlösungen

Was du schreibst, sollte dem Hauptplot immer zugutekommen. Charakterentwicklung beeinflusst immer den Hauptplot, oder die Charakterentwicklung ist sogar der Hauptplot. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, was eben der rote Faden der Geschichte sein soll.


Beispiel: “Ich will eine High-Fantasygeschichte mit einer Romanze schreiben!”

Die Lila-Ritter kämpfen gegen die Blauen-Ritter, weil die Blauen-Ritter ihr Land ungefragt immer weiter ausbreiten.
🔺 Hauptplot ist ein Konflikt zwischen Fraktionen.
Hauptcharakter Lilu führt einen Trupp an. Sie soll am Ende die entscheidende Schlacht gewinnen.

Damit haben wir unseren Hauptplot. Doch der ist noch nicht fertig:
Jetzt können wir uns zu diesem Hauptplot die ganzen “Wieso” Fragen stellen. Das führt automatisch zu Subplotts (Nebenplot).
Die wichtigste Frage wäre hier: Wie gewinnt Lilu den Konflikt? Auch das ist wieder eine Hauptplottentscheidung. Denn wenn sie friedlich gewinnt, ist das ja auch Teil der Kernaussage des Buches, was uns auch zum Genre führt.
Genre - nur weil es sich in diesem Plot um einen kriegerischen Konflikt handelt, muss es nicht gleich ein Epos sein, oder ein Drama, oder ein Krimi etc. - wie dem Hautplot gefolgt wird, entscheidet über das Genre. Hier soll eine Romanze im Fokus stehen. Vielleicht ist es ja auch die Romanze, die den Konflikt löst. Deshalb ist es wichtig, zur Haupthandlung alle nötigen Fragen zu klären, damit du dich auf diese Handlungsfäden konzentrieren kannst.

Hauptplot ausgearbeitet:

Die Lila-Ritter kämpfen gegen die Blauen-Ritter, weil die Blauen-Ritter ihr Land ungefragt immer weiter ausbreiten. Lilu führt ihren Trupp gegen die Blauen-Ritter an, lernt dabei eine andere Führerin der Blauen-Ritter kennen, sie müssen zusammenarbeiten, wegen “Konflikt”, sind so gezwungen sich besser kennenzulernen, das ebnet den Weg für Friedensgespräche.

Diese Entwicklung gibt uns z.B. folgende Plotwege:

  1. Lilus Charakter muss beleuchtet werden, wir brauchen Plot, um sie als Person kennenzulernen. Am besten zeig man im Buch auch, wie Lilu auf Konflikte und Probleme reagiert und dadurch wächst. Frage: Weshalb ist Lilu, wer sie ist? Das sollte im Buch beantwortet werden, damit man eine Bindung zu ihr knüpfen kann.

  2. Das führt automatisch zu einem Ereignis, das Lilu ein Problem lösen lässt. Dieses Problem könnte im Zusammenhang mit dem Hauptplot stehen, dort auch etwas auslösen - wie z.B. die Rettung eines feindlichen Ritters / oder ein Scharmützel, bei dem jemand verschont wird, was Friedensgespräche am Ende entscheidend beeinflusst. Wenn Frieden unser Wunsch für das Ende ist. Beispiel Fragen: Wieso dringt ein Feind ein? Wieso hilft Lilu? Wieso verschont Lilu?

  3. Wir müssen natürlich dem Hauptkonflikt, dem drohenden Krieg folgen, als Handlung, und viel darüber erfahren.
    Fragen: Wieso wird Krieg geführt? Wieso auf diesem Wege? Wieso entzündet sich jetzt alles?

  4. Dann kommt der Punkt, an dem Lilu die feindliche Anführerin kennenlernt, das gehört dann zu einem Haupthöhepunkt im Plot.
    Fragen: Wieso lernen sie sich kennen? Wieso sind sie gezwungen, zusammenzuarbeiten?

  5. Durch dieses Aufeinandertreffen haben wir auch wieder Charakterentwicklung. Und die Nebenhandlung der Freundschaft zwischen Lilu und dem Feind bildet auch einen neuen Plottpunkt. Frage: Wieso verlieben sie sich später?

Plottfäden können also aus dem Hauptplot erwachsen, sich entwickeln und irgendwann wieder mit dem Plot verschmelzen. Es ist wichtig, sich bei der Planung oder während des Schreibens seine Plottpunkte aufzuschreiben und ihre Entwicklung im Auge zu behalten.


Notizen: Zeitstrahl, Ort, Ereignis

Leg dir neben dem Schreiben einen Zeitstrahl an. Notiere dir mit Notizzetteln an deinen Buch-Seiten direkt Uhrzeiten und Datum, auch wie viel Zeit vergangen ist.

Hab die Orte im Blick und notiere dir auch direkt wichtige Ereignisse in der Story, sogenannte Schlüsselmomente. In einem Dokument kannst du so schnell von Ereignis zu Ereignis navigieren und weißt, was du wann wie schon untergebracht hast. Das geht auch gut handschriftlich in deinem Manuskript mit Post-its und anderen Markierungsmöglichkeiten.

Recherche

Egal was du schreibst, ob Fantasy oder realistischen Krimi: ALLES muss gut recherchiert sein. Wirklich alles. Ein Magiesystem braucht Regeln, um verständlich zu sein, sogar wenn es ein weiches Magiesystem ist, das alles möglich macht, auch da muss das “Magie macht, was sie will” immerhin mal erwähnt sein. Und du musst schon wissen, wie die Polizei arbeitet, wenn du einen Krimi mit Polizisten schreiben möchtest.

Und das alles gehört notiert, mit Verweisen, wo im Buch das Wissen Verwendung findet.

Plotter, Plantser und Pantser

Plottender: Das Planen der Geschichte sowohl die Rahmenhandlung, als auch das Gesamtbild. Vor der Arbeit am Manuskript steht bereits alles fest. Nicht unumstößlich, aber das Gerüst hat eine klar erkenntliche Form. Kann beinhalten, dass Konflikte festgelegt sind, aber die genauen Lösungswege noch nicht.

Pantsender: Oft beginnt es mit einer Idee, kann aber auch mit einer leeren Seite starten. Pantsen kann auch bereits einen Plottgerüst beinhalten. Die Geschichte wird hauptsächlich beim Schreibprozess entdeckt.

Plantsender: Der Hybrid zwischen Plotter und Pantser. Kann mit Planung beginnen, kann ohne Plan beginnen, es ist ein ineinandergreifen von geplotteter Handlung und spontanen Ideen. (Absolutes Chaos)

ADHSler: Der Chaot unter den Schreibenden, oder? Nicht unbedingt, für mehr zum Schreiben mit ADHS: KLICK MICH

Für alle drei Wege gilt: Den Plot verfolgen

Was ist Plot? Oder was versteht man unter Plotten?
Die Handlung in ihrer Gesamtheit zusammengefasst
als Übersicht des Buches mit allen relevanten Hintergründen.

Das Tracken der geschichtlichen Hintergründe in einer für die schreibende Person verständlichen Methode. Das ist am Ende immer als Plot zu bezeichnen, egal wie er entsteht: Nebenbei / Vorher / im Nachhinein. Mögliche Wege den Plot zu tracken:

  • Mindmap (ua. Papyrus, PowerPoint)

  • Tabellen (Excel) / Tabellarisch strukturiert (Trello)

  • In Manuskriptform (Word oder jedes Schreibprogramm)

  • Karteikarten / eher analog

  • via Timeline (Alles orientiert sich an einer Zeitachse der Geschichte) / machbar in Mindmap ähnlichen Lösungen / via Programmen wie plottr / manuell mit Zetteln / PowerPoint

  • Alles davon gemischt

Hintergründe / der Plot können vor, während und nach dem Schreiben des Manuskripts aufgezeichnet / ergänzt werden. Zum Plot gehört nicht das Worldbuilding oder die Recherche, die ist natürlich mit dem Plot verknüpft.

Zu trackende Informationen, die sehr hilfreich beim Schreiben sind:

  • Main Plot (der dicke rote Faden der Geschichte, der Grund, wieso überhaupt das Buch geschrieben wird)

  • Charaktere (Steckbriefe, alle nötigen Zusatzdokumente, schnell ist die Augenfarbe vergessen)

    • Mein Tipp, wenn Charaktere sich beim Schreiben entwickeln und nicht vorgeplant sind, so wie etwas erwähnt wird, wie die Augenfarben, das Aussehen etc. einfach eine Notiz direkt im Steckbrief dazu machen

  • Charakter-Tätigkeiten (Nebencharaktere erleben ein Abenteuer Off-Screen und erzählen vielleicht sogar später in einem Kapitel von diesen Erlebnissen, dann ist es durchaus sinnig sich den Plot dieses Abenteuers und auch den Zeitpunkt genau zu notieren)

  • Sub Plots (Charakterentwicklung, Krimi, kleinere Konflikte)

    • Sichtbarer Sub Plot: gemeint damit sind offensichtliche Handlungen, die relevant für den Main Plot, Hintergründe, Worldbuilding oder den Charakter (Entwicklung) sind. Dahingehend sichtbar, dass auch die Lesenden direkt erkennen können, dass es sich hierbei um einen roten Faden handelt, der im Laufe der Geschichte verfolgt wird.

    • Unsichtbarer Sub Plot: der kleine gemeine Bruder des Plots. Den bemerkt die schreibende Person oft selbst nicht. Er mogelt sich zwischen die Zeilen und ist oft geknüpft an die Psychologie von Charakteren oder das totale Chaos von sich selbstständig machenden Nebencharakteren. Gerne auch der Plot, den man erst in Rezensionen findet.

  • Recherche (im groben, was man halt für das Kapitel so braucht, mit weiterführenden links zu Rechercheordnern)

  • Orte, Zeiten, Umstände, Kleidung (Natürlich gehört das zum Worldbuilding, aber auch im Plot ist eine Notiz sehr hilfreich, wo sich Charaktere gerade befinden, wann, wie angezogen, Entchensocken)

  • Antagonisten (Wenn es einen gibt, dann ist es sehr ratsam sich parallel aufzuschreiben, was Gegenspieler alles gerade treiben)


Beispiele für Plottstrukturen

Ich soll mir also all diese Informationen aufschreiben und eine Übersicht über mein Buch erschaffen, bevor, während oder nachdem ich die Story geschrieben habe? Aber wie bringe ich das in eine sinnige Form?

Es gibt verschiedene Methoden um einen Plot zu erfassen oder ihn gar von 0 an aufzubauen. Es gibt vorhandene Plottmuster und Strukturen, die ihr, wenn ihr sie kennen gelernt habt, sofort in vielen Filmen und Büchern wiedererkennen werdet, mit deren Hilfe ihr eine Geschichte überhaupt erst erarbeiten könnt. Ich selber plotte nach Bauchgefühl und orientiere mich an einer Spannungskurve für meine Bücher, aber manchmal Hilft ein Blick auf Plottstrukturen, gerade um nicht immer dem gleichen Schema zu verfallen.


Drei-Akt-Struktur

Die Drei-Akt-Struktur ist eine weiche Plottstruktur, die auf viele Geschichten passt und angepasst werden kann. Viel Spielraum für eigene Interpretation der Höhepunkte / Wendungen. Ich finde ihn furchtbar langweilig, er ist auch eine stark westliche Erscheinung. Hier gilt: Verstehen, um ihn nutzen und/oder brechen zu können.
Hier eine SEHR grobe Übersicht:

Eröffnung (z.B. Alltag des Charakters) / ODER es wird eine spannende Szene vorweg gestellt, um danach in den Alltag des Protagonisten zu switchen

Auslösendes Ereignis

Höhepunkt / Umbruch (Akt 1) / Herausforderung muss bewältigt werden

Weitere Spannungsaufbau

Die Wendung -> Entwicklung / Transformation / etwas spitzt sich zu

Desaster / Katastrophe / alles geht schief / große Überraschung (kann positiv wie negativ sein, je nach Plot)

gipfelt in einem Höhepunkt / Showdown (Akt 2)

Letzter Höhepunkt

Spannungsabfall

Ende (Akt 3) / Cliffhänger


Heldenreise

Die Heldenreise ist scheinbar eine engere Plottstruktur mit weniger Spielraum für Abweichungen. Scheinbar, weil wenn verstanden, kannst du die Heldenreise brechen, wie es dir beliebt. Hier wieder eine SEHR grobe Übersicht:

  1. Die gewohnte Welt / Der Alltag / Heile Welt / selten, aber manchmal schon mit einem Konflikt

  2. Das plötzliches Abenteuer / der Gandalf der Story bricht in dein Haus ein / Herausforderung

  3. Versuch der emotionalen Bewältigung / Verweigerung / Konflikt mit der neuen Welt / neuen Situation

  4. Der Mentor / Schulung / Aufnahme in ein Team - Vorbereitung auf das Abenteuer

  5. Überschreiten der ersten Schwelle / Das Abenteuer ist nicht mehr abzuwenden / Konsequenzen drohen

  6. Der erste Test / Prüfung / Muss nicht mal was mit dem Hauptplot zu tun haben, kann aber / Feind

  7. Folgen des Konfliktes / Vordringen in den Kern des Problems / Der Weg zur Prüfung

  8. Die große Prüfung, Krise, Tod, Leid

  9. Sieg, aber zu welchem Preis? / es kann einen Scheinsieg geben, der wieder in die Prüfung führt

    1. Rache

    2. Konsequenzen

    3. Alte Welt / Neue Welt

  10. Der Weg zurück / Sich den Konsequenzen zu stellen

  11. Scheidepunkt / Wiedergeburt (Endhöhepunkt) / Das Abenteuer sacken lassen / Selbstopfer (Realisieren was man geopfert hat)

  12. Finale / Letzte Belohnung / die Heimkehr oder das Leben in der neuen Welt / Blick in die Zukunft


Krimi (Nur EIN sehr GROBES Beispiel)

  • Akt 1: Den Grund mit dem Kriminalfall / den Mysterien zu interagieren. Klassiker: Polizist stolpert über Fall / kriegt einen Fall. Wir bekommen den Mord zu sehen etc. etc.

  • Akt 2: Der erste Rückschlag / Test / Antagonist führt den Protagonist hinters Licht / erste Informationsfetzen, viele große Fragezeichen

  • Akt 3: Der Wendepunkt / eine große Entdeckung und es geht in die Offensive

  • Akt 4: Der Höhepunkt / Enthüllung / Jagd / Konfrontation mit dem Antagonisten / der endgültige Beweis ist zum greifen Nahe

  • Akt 5: Auflösung / Aufklärung / Fakten und Beweise werden enthüllt / Festnahme … oder nicht?


Romance (Schema F)

Das Treffen -> Interagieren -> den Konflikt / Missverständnis -> Krise -> Trennung? -> Finale (meist Versöhnung)

Der Trick: Schema F brechen. Sub-Plot zum Aufweichen.

Jede Romance besitzt einen Subplot. Das kann ein rein emotionaler Konflikt sein, meist ist es aber etwas von Außen. Einige dieser Subplots mal hier als Liste:

  • Ein Krimi, es kann ja einen Vorfall geben, der sich durch das Buch zieht

  • Slice of Life (kann viel Charaktertiefe schaffen und in einer Romance Platz für tiefe Nebencharaktere schaffen)

  • Ein Event (Hochzeit, Familientreffen, Beerdigung, Ball)

  • Ein Hobby

  • Ein gemeinsamer Beruf

Ein Beispiel: Charaktere teilen sich ein gemeinsames Hobby, im Rahmen dieses Hobbys lernen sie sich auch kennen und es wird auf ein gemeinsames Happening hingearbeitet, ein Event, das stattfinden wird, worüber sich auch der Konflikt definieren kann. Die Handlung ist mit Slice of Life Elementen aufgebaut, um viel Einblick in das Leben und die Tiefe der Charaktere zu zeigen. Der dicke rote Faden schlängelt sich immer um die Gefühle der Protagonisten. Der Konflikt kann in dem Fall sowohl ein Missverständnis sein, als auch einfach der Stress gemeinsam ein großes Projekt zu bewältigen - dann steckt die Krise nicht in verletzten Gefühlen, sondern in einem gemeinsam zu bewältigenden Konflikt.

Konflikte, Missverständnisse und Hürden zur Spannung sind immer gut für die Entwicklung einer Bindung, das sollte jedoch auch am Ende ausgeschöpft werden, denn die Entwicklung einer Beziehung nach einer Krise ist meiner Meinung nach spannender, als das “Oh sie haben es geschafft, Buch jetzt ENDE” was ich in vielen Romanzen schon erleben musste.

Auch ein klassischer Beziehungskonflikt bietet sehr viele verschiedene Lösungswege. Bei einer Romanze ist es immer sehr hilfreich sich möglichst viele Fragen zu stellen, wieso und weshalb Charaktere interagieren und reagieren, um einen möglichst spannenden und unerwarteten / dynamischen Konflikt schreiben bzw. ihn spannend lösen zu können.

Tipp für Romanzen: Es darf voller Klischees sein, immerhin verlaufen Liebesgeschichten oft ähnlich ab, ABER wenn auch nur ein Wendepunkt oder ein Ereignis / Charakter / Lösung unerwartet, ungewöhnlich ist und mit Schema F bricht, kann das viel Dynamik erzeugen.


Schreiben & Plotten mit https://www.papyrus.de

Mit der Mindmap, oder die Möglichkeit nutzen, innerhalb eines Projektes ein extra Dokument für den Plot anzulegen - übernimmt damit auch automatisch Charakterkarten und als Schlüsselmomente markierte Informationen.

Beispiel für den Beginn einer Romanze. Schlüsselidee war das Kennenlernen über ein Hobby, darüber hat sich alles durch simple Fragestellung ergeben. Pilzesammeln führte zu der naheliegenden Idee, dass man sich im Wald traf. Der Regen ist ein Problem, was die Charaktere zusammenführt etc.

Auf dem iPad https://ulysses.app

Timeline Programm https://www.aeontimeline.com

Plotten mit DramaQueen https://dramaqueen.info/about

Plotten mit Plottr https://plottr.com

Trello https://trello.com


 Geschichtsbausteine

Plottmethoden hin oder her, am Ende ist es ein Zusammenwürfeln von Bausteinen, aus denen alle Geschichten gemacht werden. Mal lässt man welche weg, mal wiederholen sich die Bausteine, aber am Ende geht es darum etwas für die menschliche Psyche verständliches zu erschaffen, sogar wenn die Geschichte sehr abstrakt wird.

Zur Spannung braucht es ein Auf und Ab von Konflikt, Lösungsreizen und echten Lösungen, sowie dem Wachsen durch Scheitern oder Siegen. Aktion - Reaktion.

  • Die alte Welt, das gewohnte Leben

  • Vorstellung des Protagonisten

  • Die Erschütterung der alten Welt

  • Die Prüfung

  • Scheitern

  • Das Erwachen

  • Wege trennen sich

  • Der Mentor, die Lehre, das Geschenk

  • Konflikt mit dem neuen Weg

  • Verbündete, Freundschaften

  • Ermittlungen, Lösungswege

  • Auf in das Abenteuer

  • Opferung

  • Reifung

  • Infragestellung

  • Krise

  • Konsequenzen

  • Verlust

  • Missverständnisse

  • Gewinn

  • Bewältigung

  • Glücksfall

  • Unerwartete Wendung

  • Die neue Welt, das neu Gewonnene

  • Konflikt mit den Konsequenzen / dem outcome

Charaktere

Beschreibungen des Aussehens

Er bückte sich und spürte, wie der straffe Stoff seiner Jeans spannte. Was tat man nicht alles für ein bisschen Punk. Pink gefärbte Strähnen fielen ihm ins Gesicht und mit einem ächzen erhob er sich wieder.

Beschreibe kreativ und mit einem guten GRUND das Aussehen eines Charakters. Wenn ein Charakter in einem Buch auftaucht, kann man ihn gut durch die Augen des Protagonisten beschreiben, aber auch das geht kreativ und nebenbei, ohne Erklärbärtext. Und den Prota selber zu beschreiben, ist auch verbunden mit einem Grund viel dynamischer.

Notiere dir sofort, wenn du das Aussehen eines Charakters beschreibst, dieses Aussehen in einem Charakterbogen. Das kann eine unübersichtliche Seite aus Notizen sein, oder eine sauber angelegte Tabelle / Datei.

Fokus auf Motive und das Innenleben: Auch hier ist wieder das berühmte “Warum” der beste Freund des Schreibenden. Wann immer ein Charakter etwas tut, frage ich mich: WARUM? Und manchmal hat man bereits ein “Warum” für den Charakter im Kopf und muss sich dann überlegen, was dieses “Warum” für eine Auswirkung haben wird. Je früher ihr eure Charaktere formt, desto besser für eure Geschichte, jedoch werdet ihr immer erst über das Schreiben selbst warm mit euren Figuren und sie näher kennenlernen, ob Plotter oder nicht und alles, was sich dadurch ergibt, könnt ihr nachträglich oder währenddessen in bereits geschriebene Kapitel mit einbringen. Ein Buch ist erst dann fertig, wenn es gedruckt bzw. gesetzt wurde - und so lange es sich noch in der Korrektur befindet, ist nichts in Stein gemeißelt.

Je nachdem aus welcher Perspektive geschrieben wird, muss sich gefragt werden, was eigentlich an einer Figur auffällt und was nicht. Aus der Sicht eines Charakters geschrieben, ist die Beschreibung einer Figur etwas sehr Subjektives. Was würde deine Figur wahrnehmen?

Beachte, dass die Wahrnehmung deiner Figur oder der erzählenden Person auch bestimmt, wie deine Figur / der Erzähler eingestellt ist. Figurenbeschreibungen können ganz schnell unerwartet diverse Ismen beinhalten.

📑 Übung: Denke an eine dir bekannte Person und ohne dir ein Foto oder die Realvorlage zu holen, beschreibe so detailreich, wie du sie in Erinnerung hast.

📑 Übung: Überlege dir Szenarien, in denen du gute Gründe findest, ein Detail einer Person näher zu beschreiben. Wieso sollte man gerade jetzt die Gestalt deutlich wahrnehmen können?

📑 Übung: Was sind eigentlich spannende Details? Was kann das Aussehen einer Person dir verraten? Überlege dir eine Liste an Merkmalen, die du selber spannend findest.

Beschreibungen von Eigenarten / Tätigkeiten & Mimik

Wenn eine Person bestimmte, sich immer wiederholende Mimik / Handlungen zeigt, dann gibt es einen Punkt in der Geschichte, wo diese nicht mehr ausführlich beschrieben werden müssen. Beispiel: Wenn er immer die Augenbrauen gehoben hat, wenn er irritiert war oder verwundert, dann merken sich das die Lesenden irgendwann. Dann reicht es nur zu schreiben: Er blickte sie irritiert an. Und man weiß sofort, wie er das tun wird. Oder aber, man kann einfach schreiben: Er hob die Augenbrauen - und sofort ist klar, dass er vermutlich irritiert ist. Aber so lässt sich vermeiden, dass man wieder und wieder unnötig die gleichen Tätigkeiten einer Person beschreibt, was dann doch beim Lesen irgendwann nervt.

Wichtig ist einfach, diese Informationen im Vorfeld gut dargestellt zu haben. Lass jemanden nicht einfach nur die Stirn runzeln, beschreibe das Gefühl, das dazu führt. Das gibt mehr Einsicht in den Charakter, die Beweggründe und ebnet das persönliche Verhalten deiner Figur. Das ist auch wieder etwas, was du dir notieren solltest, damit du in Zukunft beim Schreiben deines Charakters auf seine Eigenarten achten kannst und sie wiederholst.

Hilfe, flache Charaktere

Flache Charaktere - Ein Feedback, dass man oft unter Rezensionen liest, meist ohne Info, was damit gemeint ist.

Flache Figuren lesen sich wie Smalltalk. Wir erfahren nicht mehr, als ein bisschen was Oberflächliches. Es fehlt an Motiven, Gründen, Gefühlen.

  • Wichtige Figuren bekommen immer Tiefgang, das wird auch erwartet, wenn man viel Informationen erhält, dass es sich dabei um einen Plottpunkt handelt.

  • Nebencharaktere bekommen so viel Tiefgang, wie es nötig ist für die Handlung, Entwicklung und das Genre.
    Krimis: Psychologische Krimis gehen manchmal sehr intensiv auf alle Verdächtigen, die Opfer, etc. ein - weil das der Spannungsbogen ist.

  • Einmal braune Augen, immer braune Augen. Eine Charaktereigenschaft - die bleibt, bis sie sich eventuell entwickelt. Ein Charakter mit sozialen Ängsten, der sonst nervös wird unter vielen Leuten, wird bei einer Rede nicht einfach selbstsicher sein.

Aber wie macht man das jetzt?

Über Gefühle kann man vieles beschreiben. Beispiel: Jemand taucht auf, hat etwas Emotionales erlebt, redet darüber mit dem Hauptcharakter. Durch die Art der Interaktion lernen wir viel über den neuen Charakter. Interaktion ist also eine gute Möglichkeit, jemanden kennenzulernen.

Entwicklung ist wie Treppensteigen. Jede Stufe ein Warum, ein Wie, ein Grund, du kannst mal 2 Stufen überspringen, aber du nimmst sie wahr.

Alle Charaktere entwickeln sich gleichzeitig. Auch “Offscreen”. Das sollte getracked werden. Ihre Wieso’s sind genauso wichtig.

Wie würde diese Figur reagieren? Und WIESO?” Da sind wir wieder bei der “Wieso?” Frage.

Psychologie.

Super wichtig: Recherchiere unbedingt in den Bereich Psychologie.

Hintergründe müssen auch irgendwohin führen. Trauma? Wieso wird es erwähnt, wenn es nicht in die Interaktion oder in den Plot eingreift? Repräsentation bedeutet auch immer, dass es repräsentiert werden muss - und das korrekt. Tragik braucht einen Grund. Und wenn der Grund ist: “Ich will zeigen, dass man mit Trauma auch lebt und liebt und glücklich ist / sein kann”, dann muss das auch eine Information sein. Weil diese Art Aufklärung funktioniert nur durch Zeigen. Dabei muss das nicht mal direkt erklärt werden - Szenen, Erinnerungen können viel erklären.

Ein netter Start, aber nur ein Blueprint: 16personalities.com/de
Nein, Menschen lassen sich nicht in 16 Persönlichkeiten unterteilen. Zumal dieser Test auch ableistisch ist und Neurodiversität / Trauma / Persönlichkeitsstörungen etc. nicht einbezieht. Es ist eine Momentaufnahme, eine Tendenz - aber die Fragen sind sehr hilfreich, den Charakter besser kennenzulernen, zu überlegen, wieso so gehandelt wird.

Einmal schüchtern heißt nicht, dass die Person immer schüchtern ist - Situationsabhänigkeit beachten.

Namen, zum Merken

Lesbarkeit: Kennt ihr das auch? Ihr lest eine Geschichte, aber sogar gen Ende des Buches habt ihr das Problem euch den Namen des Hauptprotagonisten zu merken? Klar, da gibt es klassische Namen, die sich festsetzen, aber manchmal will das einfach nicht so zünden?

Kommt gerne in High-Fantasy vor, wenn Charaktere Namen bekommen wie Hna’lgrîus. Das sieht zwar spannend aus, lesen lässt es sich aber schlecht und wir tendieren dann dazu, drüberzulesen. Im Kopf bleibt vielleicht Hna übrig, aber das wars dann auch.

📑 Übung: Wandle einen bekannten Namen ab.

Aus Ulrich wird dann vielleicht Oldrich oder Ulreck oder Uldrach

Bleib einfach, bei bekannten Klanglauten und schau, was du mit bereits vorhandenen Worten kombinieren kannst. Ich habe mich z.B. bewusst dafür entschieden, viele der Reiche in meiner High-Fantasy nicht mit Fantasynamen zu bezeichnen. So heißt das Reich des Drachen Dragul einfach nur “Kraterland”.

Aussprache: Es gibt ja Fantasynamen und Bezeichnungen, die von der schreibenden Person z.B. Englisch ausgesprochen erdacht sind, aber woher sollen die Lesenden denn das wissen? Dafür braucht es dann eventuell eine erklärende Szene oder man arbeitet mit Fußnoten / einem Glossar.

Sprache: Vielleicht gibt es ja eine Sprache im Hintergrund der Geschichte, die für die Namen verantwortlich ist. Wichtig ist, frühzeitig den richtigen Klang und Singsang der Namen zu integrieren, sie, wenn sie schwieriger zu merken sind, häufig zu wiederholen.


Erzählarten

Personaler Erzähler - Protaperspektive, dritte Person (so schreibe ich)

Die Perspektive eines einzelnen (oder mehrerer (nicht vermischt geschrieben)) Protagonisten erzählt in der dritten Person. Nur aus der Perspektive dieses Protas, alles was diese Person wahrnehmen kann und darüber hinaus, was auch unbewusst wahrgenommen wird bzw. bekannt ist. Darunter auch Ausführungen von Sachverhalten und Hintergründen. Da aus der dritten Person heraus geschrieben, können Texte zwischen sachlich und Charakternah schwanken und beide Gebiete aus Erzählung und Ich-Perspektive vereinen.

Beispiel einer Szene aus der Perspektive von IHM und von IHR:

  • Er betrachtete die traurigen Augen, ihre gehobenen Brauen, das feine Glitzern in den Augen und spürte ihren Schmerz.

  • Sie war bemüht ihren Dackelblick aufrecht zu erhalten. Zitternde Lippen beherrschte sie perfekt und sogar ein paar Tränen konnte sie aufbringen.

  • Während er meint ihre Trauer zu betrachten, schiebt sie diese Gefühle in Wahrheit nur vor. Das kann er nicht wissen, weshalb wir das aus seiner Perspektive geschrieben maximal mutmaßen können, wenn wir das Schauspiel durchschauen oder andere Informationen erhalten haben. Sie hingegen kann auch nur mutmaßen, ob ihre Scharade bei ihm funktioniert. So ist das eben, mit der Perspektive. Und nein, die mischt man nicht mitten im Satz, maximal kann man zwischen größeren Absätzen die Perspektiven mal wechseln - gerne in Romanzen gesehen, die SIE und ER Perspektive. Es gibt jedoch Geschichten, die mit zwei losgelösten Protagonisten beginnen und dann, wenn sie sich finden und ihre Welt vereinen, wird alles aus BEIDER Perspektive gleichzeitig beschrieben. Kann gehen, ist ein Stilmittel, macht viel Arbeit.

Übung: Beschreibe eine Szene aus unterschiedlichen Charakterperspektiven. Achte darauf, wie Charaktere ihre Umgebung wahrnehmen und wie viel Wahrheit in ihrer Wahrnehmung liegt. Was kann der Charakter sehen, was nicht? Was lässt sich vermuten? Wie unterschiedlich erleben zwei Personen ein und die selbe Situation?

Tipp: Aus der Charakterperspektive in der dritten Person geschrieben bezeichnet sich eine Person immer mit dem eigenen Namen. Aus Peters Perspektive geschrieben wäre das hier falsch: Und dann bückte sich der junge Mann.

Für die Beschreibung von Personen könnt ihr die Wahrnehmung eures Protas nutzen, mutmaßen, was jemand denkt - und dann bewusst mit dieser Wahrnehmung brechen, weil sie eben rein subjektiv ist.

Vorteile der Personaler Erzähler-Perspektive: Detaillierte Beschreibungen von Figuren, Orten, Erlebnissen des einzelnen Charakters. Enge Charakterbindung an die persönliche Wahrnehmung. Kann sowohl langsam geschrieben, als auch schnell geschrieben werden (Schnelles Erzähltempo möglich).

Nachteile der Personaler Erzähler-Perspektive: Die Limitierung auf die Sichtweise eines Charakters kann bestimmte Geschichtsformen ausbremsen. Keine Wertung durch den Erzähler. Keine Einblicke in das Innenleben anderer Charaktere.

Allwissende Erzählperspektive (Kommentierend ODER Neutral)

Eine Geschichte aus der Perspektive einer erzählenden Person, die meist in der Vergangenheitsform die Geschichte erzählt. Manchmal nüchtern und kühl ohne eigene Persönlichkeit einzubringen - manchmal aber auch in Form eines Erzählers, eine Person, die selbst eigene Einblicke bietet und sogar persönlich formulierte Kommentare zum Geschehen abgibt.

Damit lassen sich alle wichtigen Einblicke in alle Charaktere und Handlungsstränge schreiben, ohne auf Perspektiven achten zu müssen - andererseits ist es natürlich auch wichtig, dass die Erzählerperspektive verdeutlicht, was ein Charakter gerade weiß und was der Charakter gerade nicht weiß. Etwas, das man hier sehr oft als Fehler findet. Und je nach Art des Erzählerstils muss man sich auch bewusst dafür entscheiden, auf welche Art und Weise Andeutungen formuliert werden. Denn theoretisch, weiß ja die erzählende Person alles.

Unterschiede: Auktoriale Erzähler oder Neutraler Erzähler.

Auktorialer Erzähler ist in der Lage Kommentare mit eigener Außenwahrnehmung abzugeben. Ein neutraler Erzähler hält sich raus aus der Außenwahrnehmung und berichtet nur.

Vorteile der Erzählerperspektive: Rückblenden und Blicke in die Zukunft sind möglich, Wissen kann geliefert und vorenthalten werden, wie man möchte. Es sind Kommentare, Andeutungen, ja sogar Witze aus der Erzählersicht möglich, es sei denn es wird neutral beschrieben. Direkten Einblick in ALLE Figuren, wenn gewollt.
Nachteile der Erzählerperspektive: Kann entfremdend wirken, kann schnell die Bindung zu den Charakteren verlieren. Insbesondere, wenn man sich in der Erzählung verliert.

Ich-Perspektive

Die Geschichte ist in der “Ich” Form geschrieben und einzig und alleine aus dieser Perspektive erzählt (es sei denn es gibt mehrere Charaktere, da sollte man dann aber am besten in Kapitel nur in Perspektiven springen, sonst wird es verwirrend). Bei der Ich-Perspektive wird auch nur der Wahrnehmungsraum des Protagonisten beschrieben und auch nur das, was gerade in der Bewussten Wahrnehmung stattfindet, weshalb auf detaillierte Beschreibungen oftmals verzichtet werden muss (selten schaut man sich alles ganz bewusst an und formuliert es im Kopf aus etc.) - es ist also mehr eine Gedankenerzählebene eines Charakters. Sachverhalte und Hintergründe müssen meistens knapp gehalten werden oder in Form von Rückerinnerungen erörtert werden.

ES SEI DENN: Die Ich-Perspektive ist ein Nacherzählung und hat dann einen ähnlichen Charakter, wie der allwissende Erzähler MINUS den Insides anderer Charaktere, die unser Ich-Erzähler nur durch Umstände erlang haben kann. So ein Ich-Nacherzählung kann sogar in der Vergangenheit geschrieben sein, weil der Protagonist des Buches ja seine Geschichte den Lesenden erzählt.

Vorteile einer Ich-Perspektive: Eine Geschwindigkeit im Gedankentempo in der direkten Wahrnehmung des Protagonisten, so gefühlsnah und echt, wie die eigene Gedankenwelt. Viel Spannung.
Oder ein sehr humoristischer oder intensiver Einblick in eine Ich-Nacherzählung mit Kommentaren und Anmerkungen zum Geschehen vom Protagonisten selber. Bietet eine sehr einzigartige Sichtweise auf eine Geschichte.

Nachteile einer Ich-Perspektive: Es können gegebenenfalls nur Vermutungen über die Innerewelt anderer Charaktere gestellt werden. Es kann nur beschrieben werden, was in der bewussten Wahrnehmung des Protagonisten passiert (auch hier wieder die Ausnahme einer Nacherzählung: “Ich dachte, ich hätte es bereits hinter mir - und ich kann euch verraten: man habe ich mich da getäuscht.”) Stark beschränkt auf das Hier-Und-Jetzt des Charakters.

Erzählperspektiven

Damit sind die Charaktere gemeint, aus deren Sicht die Welt beleuchtet wird.

Die Ich-Perspektive ist nicht immer gleich, denn wenn ein Buch nur aus einer Sicht geschrieben ist, erfahren wir nur, was diese Person wahrnimmt. Beliebt bei Liebesgeschichten ist eine abwechselnde Perspektive oder gemischte Perspektive (2 Kapitel XY, 3 Kapitel YX). Wir erfahren beide Sichtweisen und können so einfacher in die Gefühlseben eintauchen.

Erzählende Perspektive am Charakter:

  • Achte darauf, was der Charakter wirklich wahrnimmt. Das eigene Stirnrunzeln? Wohl kaum. Aber bei einem anderen Charakter? Angenommen, Tina ist unser Charakter - Tina nimmt wahr, dass Tom wütend ist, weil er lauter spricht und die Stirn runzelt. Dann schreiben wir nicht: “Tom ist wütend.” - hier greift show don’t tell: “Tom runzelte die Stirn und erhob seine Stimme lauter als zuvor.”

  • Wir sollten den relevanten, tragenden Charakteren folgen. Die Perspektive muss der Geschichte dienen.

Allgemeine Tipps

Alles ist möglich, wenn Perspektive und Erzählart verständlich für die Lesenden sind.

Wir schreiben Fiktion, wir können keine exakten Lebensgeschichten erschaffen, mit all den 1000 Personen, die uns begegnen. In Fiktion müssen wenige Charaktere oft viele Aufgaben übernehmen, damit es verständlich wird.

Frage dich: Was müssen die Charaktere wissen, damit es spannend wird / bleibt?

Wenn Charaktere etwas weniger Spannendes erleben, wie viel Spannung kannst du erzeugen? Wenn der Spice fehlt, schau ins Gewürzregal.

Jedes Genre hat seine eigenen Erzählmittel. Highfantasy wird MEIST etwas langsamer anlaufen, als ein Thriller. In einem Thriller wirst du vielleicht näher an einer Person dran sein, als an einem Krimi.

 Während des Schreibens

Während des Plottens, des Schreibens, des Überarbeitens hilft mir dieser Notizzettel:

  • Wozu brauche ich diesen Satz - diese Szene - dieses Bild?

    • Wie weit muss ich es ausbauen?

      • Reagiert ein Charakter emotional darauf oder ist es nur eine Information zum Verständnis?

    • Wie viel Raum / Zeit braucht die Szene, um sich zu entfalten? Wie wichtig ist sie?

  • Was fühlen die Charaktere?

    • Was löst das bei den Charakteren aus?

    • Gibt es etwas in der Vergangenheit der Charaktere, was darauf anspringen würde?

Schreibstil

Schreibübungen zu den aufgeführten Themen sind mit 📑 markiert.

Satzbau & Stil

Kurze Sätze, lange Sätze, Grammatik und Konstruktion. Es gibt vieles zu beachten, wenn wir einen Schreibstil ausbauen wollen.

📑 Mache dich zunächst mit den Grundlagen vertraut:

  • Schreibe einen Absatz über ein Ereignis in der Gegenwartsform. (Präsens)

  • Schreibe einen Absatz über das Ereignis in den Vergangenheitsformen. (Präteritum)

  • Baue einen Zukunftssatz ein. (Futur I)

Lebendiger Text

Abwechslungsreiches Schreiben gegen Langweile. Wenn jeder Satz ein anderes Satzgefüge hat, mit einem möglichst flüssig zu lesenden Rhythmus und wenigen Wortwiederholungen (es sei denn es sind Stilmittel), dann führt das zu einem abgerundeten Leseerlebnis. Auch können wir mit unterschiedlichen Satzformen unterschiedliche Informationen liefern - Zeitangaben, der Ort, Beweggründe - wir kennen doch alle diese Fragen, um herauszufinden, um was für eine Art Satz es sich handelt “Wer oder was?” oder “Weshalb?” - diese Fragewörter sind es auch, die uns verhelfen lebendig und informationsreich zu schreiben, elegant zwischen den Zeilen stehend, ohne zu offensichtlich zu sein.

Automatisch, wenn wir an all die vielen verschiedenen Satzformen denken, öffnet sich für uns ein breites Feld der Fragewörter und mit diesen Fragewörtern, können wir dann unsere eigenen Texte hinterfragen.


💡 Fragewörter zum Erfolg

Beispiel: “Ich weiß nicht, wie ich die Szene beschreiben soll!”

Szene: Ein Mann sitzt in einem Auto und wartet auf seine Frau, er macht sich Gedanken über das Geschenk für sie.

Wie beschreibe ich diese Szene und achte darauf, dass sich die Lesenden gut einfühlen können und ich selbst nichts vergesse?

Hier greifen die Fragewörter:
Wo genau befindet sich das Auto? Was für ein Auto ist es? Wie sieht es aus? Wo parkt er? Was ist das für eine Gegend? Wie sehen die Menschen um ihn herum aus? Wie fühlt er sich? Wie wartet er? etc.

Die Antworten müssen sich natürlich auch herleiten aus dem vorangegangenen Plot oder eventuell für späteren Plot benötigt werden. Etwas, was später noch mal wichtig sein kann, kann hier schon eingefügt werden etc.

DAS WARUM IST BEI ALLEN BESCHREIBUNGEN SEHR ENTSCHEIDENT, FRAGT EUCH IMMER, WARUM ETWAS SO IST WIE ES IST! (Manchmal ist die Antwort ganz simpel, oder sie führt zu etwas Komplexerem)

  • Das Auto steht an einer Seitenstraße, die Räder befinden sich tief im Schneematsch. (Bild erzeugt)

    • Warum: Es ist Winter. Das Parkdeck war voll und er will sie nur schnell abholen (etwas schnell tun zu wollen verursacht Stress)

  • Das Auto ist ein alter, schwarzer Opel, er riecht ein wenig nach Hundehaaren. (Bild erzeugt)

    • Warum: Sie haben einen Hund. Der Opel war ein günstiger Gebrauchtwagen.

  • Er ist in der Nähe einer Einkaufsstraße. Sie ist recht belebt, aber die Leute sind hektisch. -> Warum? -> Weihnachtstrubel.

    • Warum: Er hat dort vorher für sie ein Geschenk gekauft und sich bereit erklärt, sie von ihrem eigenen Shoppingtrip anzuholen. / Oder man hat sich getrennt und ist getrennt einkaufen gegangen?

  • Er fühlt sich durch die Hektik der anderen selbst gestresst. Er macht sich Sorgen, dass das Geschenk für seine Frau nicht gut genug ist. -> Wie äußert sich das -> Knabbern an den Nägeln, oder wild am Autoradio spielen.

Eventuell ist dieser alte Mann nur ein Nebencharakter, den mein Protagonist trifft. Angenommen meine Mona sucht jemanden und fragt Leute auf der Straße, dann trifft sie auf diesen Mann, der in seinem Auto wartet und sie fragt ihn, ob er XY gesehen hat. Durch die Hintergründe, die ich diesem Charakter mit schnellen einfachen Fragen gegeben habe, kann ich beschreiben, dass Mona der Hundegeruch im Auto auffällt, sie kann gedanklich damit interagieren, es lädt vielleicht zu einem Witz ein oder eröffnet mir die Möglichkeit Monas Persönlichkeit besser zu beleuchten. Auf jeden Fall hat auch nur ein simpler Nebensatz mehr Tiefe, wenn ich vorher die Tiefe der Umstände ausgebaut habe. Möglicher Absatz:

Tief beugte sich Mona zu dem vereisten Fenster des Wagens. Es war ihr unangenehm gegen die Scheibe zu klopfen, aber wenn der Mann hier schon einige Zeit im Auto saß, dann bestand die Möglichkeit, dass er ihn gesehen hatte. Nur mit Mühe kurbelte der Fahrer das Fenster des alten Opels herunter und sofort wehte Mona der ihr bekannte Geruch nach nassem Hund um die Nase.

💡 Bereits jetzt gibt es genügend kleinere Bemerkungen, die Lesenden eine Vorstellung über die Person hinter dem Lenkrad verschaffen: Alter Opel mit Kurbelfenster. Hundehaar Geruch.

Ab wann beschreibe ich genug oder zu viel oder zu wenig? Darauf gehe ich im rechten Absatz ein. ———>


Da haben wir also unsere Gründe für die Beschreibungen, jetzt gilt es diese auch elegant zu formulieren. Und diese ganzen Fragewörter, führen automatisch zu Haupt- und Nebensätzen, die jene Fragen beantworten. Und je nach Fragewort, erfahren wir auch, um welche Art von Haupt- und Nebensatz es sich handelt. Da man solche Sätze gut verschachteln und umstellen kann, kann mit dem nötigen Hintergrundverständnis für Grammatik eine flüssige, dynamische Satzstruktur nutzen, um einen gut lesbaren Absatz zu schreiben.

Wortwiederholungen

Der gigantische Berg erhob sich majestätisch über das Land. Seine Gipfel küssten den Himmel und die Wolken. Das Sonnenlicht verfing sich in den riesigen Furchen zwischen dem Gestein und der Schnee dazwischen leuchtete grell.

📑 Beschreibe etwas und benutze jedes Wort nur einmal. Das gilt auch für Verben.

Wortwiederholung als Stilmittel

Seine Ketten drohten zu reißen, Ketten, die ihn sein ganzes Leben lang kontrolliert hatten.

Ein dramaturgisches Stilmittel, zur Hervorhebung von Wortbedeutungen und versteckten Bedeutungen.

💡 Beschreiben, wie viel?

Der gigantische Berg erhob sich majestätisch über das Land. Seine Gipfel küssten den Himmel und die Wolken. Das Sonnenlicht verfing sich in den riesigen Furchen zwischen dem Gestein und der Schnee dazwischen leuchtete grell.

Hier wird eine Momentaufnahme vermittelt. Sie erzeugt ein einfaches, leicht zu verstehendes Bild / eine Wahrnehmung. Es wird deutlich hervorgehoben, dass es sich um einen echt fetten großen Berg handelt und dieser auch als heftig riesig empfunden wird. Begleitet durch die Informationen zur Lichtsituation, um tiefe Schatten noch mal zu verdeutlichen.

Der kurze Absatz reicht als Beschreibung aus, sollte der Berg nicht noch weitere relevant für den Plot sein. Auch bei Beschreibungen gilt immer die wichtige Frage: Muss ich das beschreiben? Ist das wirklich wichtig?

Dieses: Was ist wichtig, setzt sich wie immer zusammen aus:

  • Was muss den Lesenden vermittelt werden?

    • Gefühle

    • Ortswahrnehmung

    • Empathie zu einer Person

    • Relevante Tätigkeiten

  • Und wieso muss die lesende Person das wissen?

    • Verständnis der Charaktere / Tiefe

    • Verständnis der Handlungen

    • Verständnis des Ortes

Tempo

Abwechslungsreiches Schreiben macht das Leseerlebnis lebendig und verleiht einer Geschichte/Szene die nötige Geschwindigkeit.

Je nachdem, wie du einen Satz formulierst, kannst du damit den Eindruck von Ruhe erzeugen oder sogar Eile und Hetze darstellen, ohne dass du Hetze bewusst beschreibst.
Eine Verfolgungsjagd lässt sich z.B. gut mit schnellen, abwechslungsreichen Sätzen beschreiben, manchmal auch Einwortsätzen, die einen “gehetzten” Leserhythmus erzeugen. Wie ein schneller Takt in der Musik.

Die Wiederholung eines Bildes macht es schwach

Abwechslungsreiches Schreiben verleitet gerne dazu ein beschriebenes Bild mit anderen Worten zu wiederholen. Es gibt einen Punkt, an dem die Lesenden schon verstanden haben und keine weiteren, eigentlich identischen Erklärungen brauchen.

Der hohe Berg schien sich gen Wolken zu strecken. Seine Spitze küsste den Himmel, stieß durch die weiße Decke und entzog sich dem menschlichen Auge. Ein Kranz aus Nebel umgab das gigantische Gebirge.

Das klingt ja alles ganz nett, aber auch sehr gewollt. Fakt ist: Schon im ersten Satz wird klar, dass der Berg sich bis in die Wolken erstreckt. In den anderen Beschreibungen wird dies wiederholt und das ohne weitere relevante Beschreibungen und Hintergründe.

Manche Bilder müssen näher beleuchtet werden oder stärker untermauert - manchmal ändert sich auch die Wahrnehmung des beschriebenen Bildes - Wiederholungen sollten dementsprechend bewusst genutzt werden.

Formulierungen

Wir tendieren dazu immer wieder ähnliche oder gar gleiche Formulierungen zu nutzen, das beginnt bei einfachen Wortfolgen und endet bei bekannten Sprichwörtern / Mundart.

Versuche beim Schreiben bewusst darauf zu achten, welche Redewendungen, Formulierungen du immer wieder nutzt und lege dir eine Liste dazu an, ergänze dann mit alternativem Satzbau.

Achte auf die Wörter: Tun, Haben, Wollen, Können.
Und auf einfache, viele Tätigkeiten gleichzeitig beschreibende Wörter. z.B. Gehen
Für viele Wortkonstrukte gibt es elegantere Umschreibungen.

“Er ging aus dem Laden.” (Klingt sehr normal, sehr ruhig)
”Er verließ den Laden.” (Schlicht, aber eleganter)
”Er wandte sich zum gehen.” (Er ist noch nicht draußen)
Näher beschreibend zur Situation:
”Er eilte aus dem Laden.” (Wenn es hektisch war)
”Er hechtete durch die Tür, aus dem Laden hinaus.”
”Er schlenderte lässig zur Tür, drehte sich noch einmal um und verließ mit einem Winken das Geschäft.” (Deutliches Bild)

Mein Schreibstil bevorzugt einen informativen Satz, wie den Letzteren, da er auch noch Innenansicht in den Charakter gewährt und uns die Person näher kennen lernen lässt, dafür nutze ich in meinen Büchern immer jede Gelegenheit.

 Schreiben ist mehr als Beschreiben
(Vertiefung des Themas)

Satzbezug - Roter Faden

Durch eine Geschichte zieht sich ein roter Faden, aber auch durch die Sätze muss sich ein gemeinsamer Sinn ziehen, der die Bedeutung miteinander verbindet.

Es wird immer beschrieben und Beschreibungen von Geschehen bauen aufeinander auf. Wenn der Aufbau leicht oder auch hart bricht, wird ein Absatz oder sogar ein Leerzeilen Absatz gemacht.

Beispiel:
Saskia saß im Zug. Draußen tobte ein Schneesturm. Sie zog bei dem Anblick fröstelnd ihren Schalt fester, dabei war das Abteil gut gewärmt.

Das Bild, dass Saskia im Zug sitzt wird verstärkt durch die Umstände des Wetters und hat zur Folge, dass sie bei dem Anblick darauf mit einem Gefühl reagiert.

Das könnte noch weiter gesponnen werden, mit dem Grund, wieso sie in einem warmen Abteil friert, vielleicht ist sie angespannt. So entstehen Zusammenhänge.

Beispiel:
Saskia saß im Zug. Vor dem Bahnhof hüpften Tauben über die Straße. Ihr war ein wenig kalt, also zog sie ihren Schal enger. Gestern hatte sie mit ihrer Mutter telefoniert. Die Fenster des Abteils waren ganz beschlagen vor Kälte.

Das Bild, dass Saskia im Zug sitzt, wird unterbrochen von der Information, dass vor dem Bahnhof, sicherlich fern des Zuges, von ihr vorhin wohl wahrgenommen, Tauben hüpften. Dann zieht sie ihren Schal enger, denkt an ihre Mutter, aber statt das diese Empfindungen verknüpft werden und uns der Grund für ihr Denken offenbart wird, realisiert sie, dass die Fenster des Abteils beschlagen sind. Wenn jetzt kein weiterer Satz folgt, der auf beides eingeht, sind das lose nur teilweise zusammenhängende Informationen.

Es ist möglich in einer Rohfassung erstmal alles unsortiert zu schreiben und es dann zu überarbeiten.

Saskia saß im Zug, schaute aus dem beschlagenen Fenster des Abteils. Die Kälte tönte die Scheiben ganz weiß. Wie es wohl den munter vor dem Bahnhof hüpfenden Tauben erging? Ihr war es heute definitiv zu kalt. Sie erinnerte sich an das Bild, ehe sie zu ihrer Bahn gestürmt war, aufgeregt, denn dieses Abenteuer war nicht geplant. Der Anruf ihrer Mutter hatte ihren gesamten Alltag auf den Kopfgestellt, nicht mal den passenden Schal hatte sie jetzt dabei, so eilig war sie aufgebrochen. Er war viel zu dünn, für das frostige Wetter.

Alle Sätze haben nun einen Bezug zueinander, erklären die Geschichte aufbauend weiter.

Da wären wir wieder bei dem bereits durchgenommenen Thema, dass alles im Buch einem Sinn und Zweck folgt und es sinnig ist, sich dem bewusst zu sein.

Weiterführend

Ich habe viele Bücher gelesen, die zwar eine Gesichte erzählten, jedoch nicht mit der Macht der Worte spielten. Das funktioniert, aber es schöpft das Potential des Schreibens nicht aus - und Geschichten können, egal wie gut sie sind, verblassen, wenn kalte Worte sie beschreiben. Die Kunst hinter dem Schreiben ist das Malen mit Worten.

Kurz zusammengefasst: Beschreibungen ohne Stimmung, ohne emotionale Details. Blank runtererzählt wie ein Aufsatz oder ein Bericht über einen Vorfall.

  • Manche Bücher beschreiben nur einige Szenen blank und haben einen detailreichen Fokus auf bestimmte Ereignisse. Mit der richtigen Balance ist das durchaus tragbar, aber es kann zu unangenehmen Wahrnehmungslöchern bei Lesenden führen. Blanke Beschreibungen müssen immer mit genau diesem Zweck auch blank beschrieben sein und gerechtfertigt, dass sie keine Tiefe benötigen.

  • Zweckbeispiel: Es ist absolut nicht notwendig zu wissen, wie lange sich der Charakter jetzt die Zähne geputzt hat, wenn nichts spannendes in den Gedanken passiert ist oder man will das Spannende anders fokussieren, dann kann man halt auch einfach mal schreiben: Er ging ins Bad. (Sollte klar sein.)

    • Das negativ Beispiel, aus einem Buch, welches ich neulich las, bei dem ich stutzig wurde:
      Liebespaar, Liebesgeschichte, so weit so gut, sie haben sich gerade erst kennengelernt und die ersten Gefühle wurden intensiv beschrieben, dann teilten sie sich eine lange Taxifahrt. Aber diese Fahrt war nicht beschrieben. Es stand nur der Satz: “Sie teilen sich eine lange Taxifahrt” im Buch. Kein Recap, was dabei gefühlt wurde - dabei war die Stimmung vorher als aufgeheizt und intim beschrieben worden.

    • Nein, die Taxifahrt muss nicht intensiv beschrieben werden, wenn nichts intensives passiert ist, aber dass eben nichts passiert ist, muss dann auch an die Lesenden weitergetragen werden. Gerade wenn es eine steigende emotionale Spannung gab, wie bei diesem Liebespaar.

  1. Wahrnehmung erzählt

Ein Beispiel:
Sie setzte sich auf einen Stuhl, nahm die Suppe dankbar entgegen und begann zu essen.
Hatte sie ihm das falsche Signal geschickt? Wieso setzte er sich nicht neben sie wie gestern? Ihre Schultern hatten sich berührt und nach diesem Gefühl sehnte sie sich sehr.

Sicher, es beschreibt hier die Tätigkeit und die Gedanken. Aber in der Realität verschwimmen Tätigkeiten und Gedanken - simple Handlungen bekommen eine tiefere Bedeutung, und die Art und Weise, wie wir mit unserer Umwelt interagieren erzählt eine eigene Geschichte.

Frage: Wie würde der Charakter auf Basis der eigenen emotionalen Beschaffenheit in dieser Situation auf eine Suppe reagieren?

Frage: Welche Stimmung will ich erzielen?

Langsam ließ sie sich auf den Stuhl sinken. Das Möbelstück knarzte leise, während sie unsicher hin und her rutschte. Hoffentlich hatte das natürlicher ausgesehen, als es sich anfühlte. Sie wollte sich ihre Nervosität nicht anmerken lassen. Zwischen ihnen stand noch immer der verflixte Morgen, den sie am liebsten wieder vergessen würde. Er schien das bereits getan zu haben - grinsend servierte er ihr die Suppe und sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln, doch ihre Mundwinkel zitterten merklich. Nur zögerlich tauchte sie den Silberlöffel in das dunkle Rot von Tomaten. Ein herrlicher Duft bemühte sich um ihre Aufmerksamkeit, kam jedoch nicht gegen die vielen Fragen in ihrem Inneren an. Hatte sich etwas verändert? Wieso saß er ihr gegenüber, den Blick gesenkt und nicht bei ihr, Schulter an Schulter, so wie gestern?

Ich habe hier versucht den vollen Umfang der Wahrnehmung festzuhalten - bis zum Detail eines knarzenden Stuhls, den man in einer stressigen Situation vielleicht als Sorgengrund wahrnehmen würde. Je nach Gefühlslage nehmen wir unsere Umwelt anders wahr. Manchmal verschwimmt alles zu einem Rauschen, die Zeit rast - oder alles wird zu einer Qual, jedes Geräusch, jede Regung. Was kümmert mich das Knarzen eines Stuhls, wenn ich mit Freunden rumalbere? Vielleicht lachen wir darüber “das klang wie ein Furz” - aber wenn ich gerade perfekt sein will, im Wimpernschlag eines zerbrechlichen Moments, dann ist das Knarzen alten Holzes ein Störfaktor, es lenkt Aufmerksamkeit auf mich, auf etwas unperfektes. Das kann unangenehm sein und das sollte dann auch beschrieben werden, um die Lesenden in den Moment und in die Gefühle des Protagonisten zu holen. Wie sich der Prota dabei fühlt, entscheidet natürlich die Psychologie des Charakters.


2. Übergänge mit Tiefe

Darüber hinaus erlauben es uns Worte aus kurzen simplen Informationen einen Witz zu zaubern, einen eleganten Übergang zu formulieren oder einen Schocker zu kreieren - und so vieles mehr noch.

Natürlich kann es reichen einen einfachen Übergang von einer Szene in die nächste mit einem kurzen Satz zu formulieren. Aber dabei wird Potential verschenkt und es kann Lesende aus dem Fluss werfen. Gerade las ich ein Buch, in dem der Protagonist zum Flughafen fuhr, flog, landete und … es war so zwischen die Handlung geschmissen, dass ich es überlesen habe. Generell war das Buch sehr blank beschrieben und wies keinen Schreibstil auf, die Story aber war gut. Ich fragte mich also: Was mache ich da anders? Was machen andere anders? Wie geht es “besser”? (Blanke Schreibstile sind voll fein, aber sie brauchen sehr fesselnde Storys)

Ein Beispiel eines kurzen Übergangs:

Wir fuhren mit dem Auto zum Flughafen. Als wir im Flugzeug saßen atmete ich tief durch, so auch, als wir landeten und ich wieder Londoner Boden unter den Füßen hatte.

Simple Erweiterung von Informationen: (Ziel der Gefühle: Genervt, weil stressiger Flug / Reise)

Endlich fuhren wir mit dem Auto zum Flughafen. Als wir im Flugzeug saßen, …
Verspätet fuhren wir…
Eilig fuhren wir…

Manchmal reicht das schon, ein simpler Zusatz, um das Bild zu verstärken. Ein Satz mehr, und aus “Ich fuhr mit dem Auto” wird ein tieferes Bild, dass Lesende von einer Szene zur anderen transportiert. “Ich fuhr mit dem Auto die mir so bekannte Strecke bis zum Wanderweg. Trotzdem entdeckte ich hier jeden Tag etwas neues. Diesmal war es das Nest zweier Störche. Zu Hause angekommen beschloss sich das nächste Mal meine Kamera mitzunehmen.

Sinn: Wegen der Information über das Nest, völlig irrelevant für den Plot der Geschichte, wird aber ein Anker erzeugt, der Wahrnehmung / Bilder in den Kopf der Lesenden zaubert und das Erlebnis der Fahrt als Strecker transportiert, wir nehmen beim Lesen die zurückgelegte Distanz mehr wahr, als bei einem simplen “Und er fuhr heim”, weil wir einen Bezug zu der Fahrt erhalten haben.

Zurück zu unserem Flug:

Genutzt als Szene mit Bildern und Charaktereinsicht: (Ziel: Genervte, gestresste Reise)

Und dann fuhren wir endlich mit dem Auto in Richtung Flughafen, dabei natürlich sämtliche Baustellen, Umleitungen und rote Ampeln mitnehmend. Na immerhin konnten wir so unser Stresslevel testen, die drohende Konsequenz eines verpassten Fliegers war eine gute Belastungsprobe für das bevorstehende Essen mit meinen Eltern. Wer hier anfing zu weinen, überlebte keine zwei Stunden mit Mama und Papa “Du-bist-so-eine-Enttäuschung”. Allein bei dem Gedanken jubelte mein Magen. Ob mir wohl den ganzen Tag über schlecht sein würde vor lauter Hektik? Immerhin: Ich bin noch nie so schnell durch die Personenkontrolle gefegt und war noch nie so dankbar dafür keinerlei Metall am Körper zu tragen, wie heute. Ja Mama, ich hab das Piercing nicht mehr, bist du jetzt zufrieden? Auch meine Schwester schaffte es unbeschadet samt Koffer und Mitbringsel durch das Abtasten und mir kamen glatt die Freudentränen. Es sind die kleinen Dinge im Leben…
Als wir schlussendlich im Flieger saßen, ertappte ich mich dabei ein Kreuz auf meiner Brust zu malen, trotz meiner festen Überzeugung von nichts und niemandem noch errettet werden zu können - selbst wenn Jesus persönlich mit diesem Flugzeug reiste. Um so erschrockener war ich über das Erscheinen meines Sitznachbarn - sein perfekter Bart und diese langen lockigen braunen Haare. Fuck. Das war besser kein himmlischer Scherz oder gar Vorbote eines baldigen Absturzes.
Zu meiner Überraschung landeten wir ein paar Stunden später mit sanften Engelsschwingen in London - und ich war geneigt, dem Herren zu meiner Rechten meinen Dank auszusprechen. Doch den in die Armlehnen gekrallten Händen meines Sitznachbarn nach zu urteilen, handelte es sich bei ihm nicht um den Sohn Gottes, aber was wusste ich schon über die Ängste des Messias?
Endlich auf englischem Boden hielt mein erleichtertes Verschnaufen nur kurz, denn meine Schwester machte mich mit einem dringlichen Blick gen Uhr auf unser bevorstehendes Martyrium aufmerksam.

Der Flug wird nicht im Detail beschrieben, aber es ist deutlich spannender, unterhaltsamer, als das Schlichte: “Wir fuhren mit dem Auto zum Flughafen. Als wir im Flugzeug saßen atmete ich tief durch, so auch, als wir landeten und ich wieder Londoner Boden unter den Füßen hatte.” - Ja das beschreibt die Handlung, es reicht, aber es ist verschenktes Potential. Jeder Charakter, egal aus welcher Perspektive beschrieben, hat einzigartige Gedanken. Der hier im Witz in der Ich-Perspektive sprechende Mann ist zynisch, sarkastisch, aber humorvoll. Er nimmt seine Welt mit einem Augenrollen wahr. Und genau das habe ich genutzt, um seine Reiseerfahrung kurz zusammenzufassen, mehr Insides in seine Gedanken zu gewähren und einen trotzdem knappen Übergang des Fluges zu schreiben. Der Flug ist nur dahingehend Plottrelevant, weil er stattfindet - aber er wird somit auch Relevant für das Verständnis meines Protagonisten. Und das mit nur ein paar wenigen Sätzen mehr / natürlich geht es auch noch kürzer. Außerdem kann ich dann eventuell inneren Monolog über den Stress mit seinen Eltern einsparen. Es ist ein sehr klassisches Show Don’t Tell, weil ich durch die Flugerfahrung mit den Gedanken an den Besuch der Eltern schon viel negative Gefühle des Charakters zeigen konnte, ohne sie im inneren Monolog oder anderweitig erklären zu müssen.

Gestaltet als einfacher, aber bildlicher Übergang (Ziel wieder: Genervt)

Endlich fuhren wir mit dem Auto zum Flughafen, den wir trotz tausend roter Ampeln gerade rechtzeitig erreichten. Ein entspannter Flug sah anders aus; ich musste immerzu an das bevorstehende Essen mit meinen Eltern denken. Leider bestellten sich genügend Leute im Flieger einen kleinen Snack, so dass ich die ganze Zeit über den ekligen Geruch von Schinkensandwich in der Nase hatte.
Nach der Landung zerrte mich meine Schwester regelrecht aus dem Gate und wir warfen uns erleichtert auf unsere Koffer am Rollband. Jetzt nur noch auf ein anständiges Taxi hoffen.

Die Beschreibung ist kurz, knackig, zeigt ein bisschen was von dem erlebten. Vor allem erlaubt sie den Lesenden sich für einen Moment auf das Bild des Fluges einzulassen. Es rauscht nicht so schnell vorbei. Es wird nicht überlesen.

📑 Übung: Beschreibe diesen Flug mit folgenden Settings / oder denke dir eigene aus.

Basissetting: Bruder & Schwester fliegen zu den Eltern. Weg zum Flughafen ist schwierig, sie kommen fast zu spät.
Tipp: Denk immer an die Hintergründe, wieso könnte der Protagonist genervt sein? Wieso freudig? Was wird den Eltern erzählt werden?

  • Freudig aufgeregter Charakter, freut sich auf den Besuch mit den Eltern

  • Enorm gelangweilt und übermüdet

  • Auf ein eigenes Problem fixiert und gedankenversunken

 Show don’t tell

Der ganze Absatz über das Beschreiben führt uns auch zu dem typischen Ratschlag: “Zeigen, nicht erzählen!”
Aber der wird oft missverstanden.

Alles, was emotional erlebt werden muss, alles, was eine Geschichte trägt, sollte ausgebaut werden.
Und alles, was lediglich als Information wertvoll ist, kann verkürzt gezeigt oder erzählt werden.

Es heißt, wir sollen vermeiden etwas zu schreiben, wie: "Und er antwortete ärgerlich:"
Sicher, in einer emotionalen Szene möchte ich, dass man diesen Ärger richtig spürt. "Seine Nasenlöcher bebten, eine tiefe Falte bildete sich zwischen seinen Augen..."

Aber das kann hinderlich sein, wenn es eine rasche, schnelle Unterhaltung ist, oder eben mal nicht so wichtig, den Ärger zu fühlen. Vielleicht fielen bereits einige emotionale Beschreibungen, dann würde sich eine Unterhaltung nur wie ein unendliches Nasenloch-Aufplustern lesen. Auch das ist nicht dienlich. In Büchern müssen wir das “Zeigen” beschreiben und zu viel unnötiges Beschreiben wirkt geschwollen. Manchmal ist etwas viel spannender, wenn ich durch kurzes Erzählen einen neuen Fakt bringe, der die Lesenden sich auf das nächste “Zeigen” freuen lässt.

Mary Robinette nennt es: “Compress or expand.” Komprimieren oder Auspacken. Verringern oder Erweitern.

Satzbau grammatikalisch

Bewusstsein für die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten zum Aufbau eines Satzes.

  • Satzreihen (Hauptsatz + Hauptsatz +)

  • Satzgefüge (Hauptsatz + Nebensatz 1./.2./3. Grades)

Satzformen:

Was ist ein Hauptsatz? Ein Hauptsatz kann für sich alleine stehen und besteht aus Subjekt und Prädikat. (Der Hund bellt)
Hauptsätze sind Aussagesätze, die durch Satzglieder erweitert werden können. (Der Hund bellt eine Katze an) Subjekt Prädikat Objekt.

Satzarten ua. Hauptsatz:

  • Aussagesatz (Deklarativsatz)
    Teilt einen Sachverhalt mit. “Der Film war toll”
    Personalform des Verbs an 2. Stelle.

  • Der Fragesatz (Interrogativsatz)
    Um etwas zu erfahren, wird gefragt. “Was hast du gesagt?”
    Entscheidungsfrage: Antwort darauf ist dann Ja/Nein.
    Oder Ergänzungsfrage, gebildet mit Wer/Was/etc. + Verb an Stelle hinter dem Fragewort - Antwort ist komplexer.

  • Der Aufforderungssatz (Imperativsatz)
    Bitte, Befehl, Forderung, Vorschlag
    Imperatives Verb an erster Stelle: Geh weg!”
    Gerichtet an mehrere Personen, sich einschließend, steht das Verb in Konjunktiv I Präsens “Gehen wir dahin?”
    Allgemeine Aufforderung: “Nicht auf den Rasen treten!”
    Invinitiv Verb am Ende

Hauptsatz + Hauptsatz Besonderheiten (Gapping):

Ich mag es zu bummeln, und (ich) gehe wirklich gerne einkaufen.
(Das Ich kann entfallen, Koordinationsellipse)
Die schöne Tasche sah ich im Fenster und (ich) kaufte sie sofort.
Objekt Prädikat Subjekt - (Subjekt) Prädikat Objekt
(Das Ich kann wieder entfallen, Vorfeld – finite Verbform – Subjekt Subjektbinnenellipse)
Das passiert bei Dialog eher, weil man zu einer Freundin sagen würde: “Ja, ja! Die schöne Tasche sah ich im Fenster und kaufte sie sofort!” statt “Ich sah die schöne Tasche im Fenster…”

Manchmal denken wir: HÄÄÄÄÄ der Hauptsatz hat doch gar kein Prädikat?!? Was da los?
Aber es gibt bei verbundenen Hauptsätzen eben so was wie Gapping, Linkstilgung, Rechtstilgung - es können einfach Wörter weggelassen werden, weil sie im vorangegangenen Hauptsatz schon vorgekommen sind.

So was wie:

  • Isa soll Grammatik lernen und Hans (soll) ihre Übungen überprüfen. (Gapping)

  • Isa soll Grammatik (lernen) und Hans (soll) ihre Übungen lernen. (Linkstilgung)

  • Obwohl die Gruppe lernen sollte und (obwohl die Gruppe) damit bereits angefangen hatte, gehe ich jetzt. (Rechtstilgung)

Und ich, Isa, mit meinem ADHS, nutze dieses Gapping-Zeugs viel zu wenig, weil ich mich nicht lange genug auf einen Satz konzentrieren kann, und lieber Prädikat und Objekt und Subjekt wiederhole, statt es wegzulassen. Etwas, was mir im Korrektorat und Lektorat oft angestrichen wurde bzw. korrigiert wurde UND ICH HABE NICHT VERSTANDEN WIESO. Weil ich bin ein Mensch, der Sätze bildet wie: “Isa soll Grammatik lernen und Hans soll ihre Übungen lernen.“ ICH LASS DA NIX WEG. DA VERSTEH ICH JA NIX MEHR!

Satzformen im Nebensatz / Gliedsatz:

  • Nebensatz: Kann nicht für sich alleine stehen
    (weil er Katzen mag) (Nachgestellte, Eingeschobene, Vorangestellte Nebensätze)

  • Relativsatz: Eingeleitet durch Relativpronomen: der, die, das, welcher, welche, welches - oder Relativverb, wie: wo, wohin, woher. “Die Hunde, denen wir begegnet waren…”

  • Konjunktionalsatz: Untergeordnete Konjunktionen: als, nachdem, weil, während, ob etc.
    ”Sie hatten keine Ahnung, ob sie dafür Zeit haben würden.”

  • Interrogativsatz
    Indirekte Fragesätze, wie: Ich weiß nicht, wer das getan hat. Entscheidungsfrage / Ergänzungsfrage - eben Indirekt. Aus “Wer macht es?” wird ein: “Ich weiß nicht, wer es macht.” Nach indirekter Frage kein Fragezeichne. Der indirekte Fragesatz kann Subjekt / Objektsatz sein.
    ”Wer dies vernommen hat, möge sich melden.” Wer soll sich melden? Wer dies vernommen hat (Zuhörer)

  • Infinitivsatz: Ein Nebensatz mit “zu”. Zu trennt den Infinitiv vom Verbzusatz. Es ist gut, das zu wissen.” Hier steht der Infinitivsatz (wissen) mit seinem “zu” anstelle eines Objektsatz (Was ist gut? Das zu wissen!).
    Infinitivsätze können Subjektsätze, Objektsätze oder Adverbialsätze sein.

  • Partizipialsatz
    Gerade noch befürchtet, traf sie der Ball direkt ins Gesicht.
    (befürchtet = Partizip 2 (als Partizipgruppe) + der Hauptsatz “Der Ball traf sie direkt ins Gesicht”)
    Wird mit Partizip 1 und Partizip 2 gebildet und bezieht sich auf das Subjekt des Hauptsatzes.

  • Subjektsatz
    Das ist ein Nebensatz, der mit einem “Wer” oder “Was” erfragt werden kann. Der gesamte Satz stellt das Subjekt dar. Eingeleitet oft mit “wer, dass, ob und Fragewörtern”
    Es sind also Nebensätze, die für ein Subjekt stehen.
    Ob ich mit dem schlafenden Hund auf meinen Beinen wieder aufstehen kann, ist fraglich.
    Was ist fraglich? Ob ich mit dem schlafenden Hund… etc.
    Dass sie in der Sonne lag, hat ihr einen Sonnenbrand beschert.
    Was hat ihr einen….? Dass sie in der…
    Tanzende Menschen, können sich verletzten.
    Wer kann sich verletzen? Tanzende Menschen
    Denkt daran, dass ein Invinitivsatz einen Subjekt/Objektsatz ersetzten kann.

  • Objektsatz
    Werden mit dem entsprechenden Fragewort im Kasus bestimmt: wen, was, wem, wessen? Das ist ein Nebensatz, der gesamt an die Stelle eines Objektes tritt. Wie beim Subjektsatz.
    ”Ich verlange von dir, dass du dich benimmst.
    Was verlange ich? Dass du dich benimmst.
    Die zu erst Erscheinenden, werde ich belohnen.”
    Wen werde ich belohnen? Die zu erst Erscheinenden.

Adverbialsatz
Ein Adverbialsatz ist ein Satz, der die Stelle einer adverbialen Bestimmung einnimmt. Häufig durch eine Konjunktion eingeleitet.

  • Kausalsatz: Kann man erfragen mit “Warum?” und “Aus welchem Grund?” Mir knurrt der Magen, weil ich zu wenig gegessen habe.

  • Konditionalsatz: Kann man erfragen mit “unter welchen Bedingungen? Unter welchen Voraussetzungen?” Merksatz: Conditions?
    (Wenn) Solltest du das wirklich wollen, musst du das aber auch tun.

  • Finalsatz: Kann man erfragen mit “Wozu? Mit welcher Folge? Zu welchem Zweck?”
    Hol bitte deinen Papa, damit wir endlich los können.
    Kann aber halt auch wieder durch einen Invinitivsatz mit “um” ersetzt werden.
    Hol bitte deinen Papa, um endlich voran zu kommen.

  • Konsekutivsatz: Kann man erfragen mit “Mit welcher Folge? Mit welcher Wirkung?”
    Er prallte so heftig gegen die Wand, dass er eine dicke Delle hinterließ.
    Mit welcher Wirkung prallte er bla bla bla… so dass er eine dicke Delle hinterließ. Wird gerne mit dass oder sodass gebildet.
    Er prallte heftig gegen die Wand, hinterließ glatt eine dicke Delle. (ohne das “sodass” formuliert)

  • Konzessivsatz: Ist eine Einräumung von einem Sachverhalt. Wird oft mit: obwohl, obgleich, auch wenn, wenngleich oder obschon gebildet.
    Man fragt: “Trotz wessen? Trotz welchem Hindernisses?”
    Auch wenn sie gar keine Lust auf Eis hatte, ließ sie sich auf die Verabredung bei der Eisdiele ein.

  • Temporalsatz: Der gesamte Satz ist die Antwort auf die Frage “Wann? Bis wann? Seit wann? Wie lang?” und kann sowohl Gleich-, Vor-, oder Nachzeitig stehen. Wird häufig eingeleitet durch die Konjunktionen: als, nachdem, während, seit, ehe, bevor.
    Seit die Pflanze nicht mehr an der Heizung steht, hat sie keine brauen Blätter mehr.” (Seit wann hat sie keine…)

  • Adversativsatz: Da werden Aussagen einander gegenübergestellt. Konjunktionen sind ua.: Während, Wenn, Anstatt, Außer dass, Wohingegen.
    Fragesätze: Was passiert andererseits (nicht)?
    Was passiert im Gegensatz dazu (nicht)?
    Mein Bruder schnapp sich ein Eis, wohingegen ich nur Pommes kriege.”

  • Modalsatz: Genauere Umstände einer Handlung.
    Konjunktionen: indem, wobei, dadurch dass, wie
    Gefragt: wie? Wodurch? Mit welchen Mitteln? Unter welchen Begleitumständen?
    Dadurch dass seine Zähne so klapperten, biss er sich auf die Zunge.”

  • Lokalsatz: Gibt uns Ort und Richtung an.
    Adverbien & Fragewörter: Wo? Wohin? Woher?
    Der Schal stammt von dort, wo ich auch meine Schuhe gekauft habe.”

  • Attributsatz
    Der Attributsatz ersetzt das Attribut.
    Fragepronomen: Welcher, Welches, Welche?
    Attributsatz fast immer die Form eines Relativsatzes annimmt.
    ”Der Ball, der mir davon gerollt war, befindet sich nun unter dem Auto.”
    Der davongerollte Ball. < Attribut.
    Der Ball, der mir davon gerollt war < AttributSATZ.

Umsetzung des Wissens

Beispiel 1

Sie kehrte nach Frankfurt zurück, nachdem sie ein Jahr im Ausland studiert hatte. Sie fühlte sich sofort heimisch, weil sie hier aufgewachsen war.
Zweimal Hauptsatz + Nebensatz mit dem Subjekt am Anfang und einem Nebensatz mit Begründungsintention.

Einfaches Umstellen, kann schon einen angenehmeren Lesefluss erzeugen, alleine, weil das “Sie” dann nicht mehr bei zwei aufeinander folgenden Sätzen am Anfang steht. Dann noch das “Sie” durch ihren Namen ersetzen.

Saskia kehrte nach Frankfurt zurück, nachdem sie ein Jahr im Ausland studiert hatte. Weil sie hier aufgewachsen war, fühlte sie sich sofort heimisch.

Weiter wäre es möglich, sich eine andere Satzkonstruktion zu suchen, damit keine zwei Begründungsnebensätze in einem gleichen Satzgefüge hintereinander stehen.

Saskia kehrte nach Frankfurt zurück, nachdem sie ein Jahr im Ausland studiert hatte. Aufgewachsen in dieser Stadt, empfing sie sofort ein Gefühl von Heimkehr.


📑 Übung: Schau dir alle Satzarten an und erstelle eigene Beispiele. Achte auf Fallen, wie Invinitivsätze, die einen Subjekt/Objektsatz ersetzen. Suche gerne nach Beispielen im Internet, wenn du dir unsicher bist. Dieses Wissen lässt sich nur verinnerlichen, wenn es aktiv umgesetzt wird.

📑 Übung: Analysiere deine eigenen Sätze. Schau, welche Zeitformen, Satzgefüge und Satzformen du genutzt hast. Ganz so, wie in der Schule im Englisch / Lateinunterricht.

Zeichensetzung

. für den Aussagesatz: Ich gehe wandern.
! für Wunsch-, Aufforderungs- oder Ausrufesätze: Wandern ist kacke!
? für direkte Fragesätze: Gehe ich jetzt wandern?

; für gleichrangige Teilsätze, Wortgruppen, die stärker als das Komma abgegrenzt werden:
Ich bin wandern gegangen; wie sehr ich es doch hasse.
: für ver wörtlicher Rede, vor Zitaten, angekündigten Aufzählungen, Schlussfolgerung
Für das Wandern brauchte ich folgende Gegenstände: Schuhe, Sonnencreme und Wasserflasche.

für Zusätze, Einschübe, Nachträge, die mit Pause abgegrenzt werden.
Ich hasste es wie nichts sonst im Leben; nichts war schlimmer als Wandern – nichts!
() für eingeschlossene Zusätze oder Nachträge: Wandern (insbesondere im Sommer) ist kacke!
für das Weglassen von einem oder mehreren Buchstaben: Lust’ger Moment.
- Ergänzungsstriche für einen Teil eines Wortes, der sinngemäß zusammengezogen werden muss: Ein- und Ausgang.
für das Auslassen von einzelnen Worte, einem Satz oder einem Textteil.
Natürlich, es musste ja so kommen … ein Seufzen.

Kommasetzung aus der Hölle

Aufzählungskomma

▪️ Wörter, Wortgruppen oder Satzglieder werden durch Komma getrennt.
Mein Wanderrucksack beinhaltet Wasserflasche, Ersatzsocken, ein Buch.
Die Wasserflasche ist blau, leicht und kalt.

▪️ Wenn die Glieder durch nebenordnende Konjunktionen verbunden sind, wird kein Komma gesetzt.
(u. a. : sowohl … als auch, sondern, entweder … oder, und)
Es ist eine blaue und metallene Wasserflasche.
Sie hält
entweder warm oder kalt.

▪️ Komma, wenn die Glieder verbunden werden durch entgegengestellte Konjunktionen.
(aber, jedoch, sondern, doch, vielmehr, allein, zudem) Die Wasserflasche war leicht, aber nicht leer.

Komma und Adjektive

▪️ Bei mehreren Adjektiven (Wiewort), die einem Substantiv (Dingwort) vorangehen, steht ein Komma, wenn es gleichrangige Adjektive sind (Merkhilfe, das Komma könnte durch ein und ersetzt werden)
Die blaue, leichte Wasserflasche rollte den Hang herunter.

▪️ Ist das vor dem Substantiv stehende Adjektiv ein das Substantiv näher bestimmendes Adjektiv, der einen Gesamtbegriff bildet, steht kein Komma.
Die blaue, leichte metallene Wasserflasche rollte den Hang herunter.

Komma und Satzreihen

▪️ Bei Satzreihen werden Hauptsätze (Subjekt und Prädikat bilden einen Hauptsatz) durch Komma getrennt.
Ich gehe wandern(,) du kommst mit.
(Hauptsatz) (Hauptsatz)

▪️ Es KANN ein Komma gesetzt werden, wenn die Hauptsätze durch nebenordnende Konjunktionen verbunden sind.
Ich gehe wandern(,) und du kommst mit.
Entweder ich gehe wandern(,) oder ich lese ein Buch.

▪️ Es MUSS ein Komma gesetzt werden, wenn die Hauptsätze durch entgegengestellte Konjunktionen verbunden sind (aber, doch, jedoch, sondern)
Ich gehe wandern, aber du kommst nicht mit.

▪️ Komma mit als / wie: Enthält die Satzfügung ein als / wie mit Prädikat (Satzaussage), MUSS ein Komma gesetzt werden.
Ich wanderte,
als könnte ich ewig laufen.
Es wird KEIN Komma gesetzt, wenn kein Prädikat vorhanden ist.
Ich wanderte wie ein junger Gott.

Satzgefüge und Komma

▪️ Wenn Nebensätze mit Einleitewörtern (u. a.: Kausal, Temporal, Konditional, Lokal, Modal, Final, Konzessiv = Weil, wegen, weshalb … Nachdem, als, während … Wenn, falls … Woher, wohin, wo … Dadurch, sofern, indem … Damit, dass, sodass … Obwohl, trotz …) eingeleitet werden, werden sie mit einem Komma vom Hauptsatz getrennt.
Wenn ich wandern gehe, wirst du mitkommen. (Konditional = Bedingung)

▪️ Eingeschoben muss am Anfang und am Ende des Nebensatzes ein Komma stehen.
Du wirst, wenn ich wandern gehe, mitkommen.

▪️ Wenn vom Nebensatz ein weiterer Nebensatz abhängt, werden beide durch ein Komma getrennt.
Ich wandere, weil du mitgekommen bist, da du Lust dazu hattest.

Infinitiv- und Partizipialgruppen

Eine Infinitivgruppe: zu trennt das Invinitiv vom Verb / Invinitivsätze können anstelle von Subjekt-, Objekt-, Adverbialsätzen stehen - Ich bin gewandert, um wieder in Form zu kommen. (adverb)
Eine Partizipialgruppe: Wird mit Partizip I oder II gebildet. Der Partizipsatz bezieht sich aufs Subjekt des Hauptsatzes.

▪️ Invinitivgruppen MÜSSEN mit einem Komma getrennt werden,
wenn sie mit um, ohne, anstatt, außer, als eingeleitet werden
Wir wanderten, ohne uns umzusehen.
wenn sie abhängig von einem Substantiv sind
Wir trafen die Entscheidung, erneut zu wandern.
wenn sie von einem Verweiswort (Ankündigung, Rückverweis) abhängt
Er liebt es, morgens zu wandern.
Er hatte drei Tage damit zu kämpfen, sich auf das Wandern vorzubereiten.

▪️ Es MUSS ein Komma gesetzt werden, wenn die Infinitiv- / Partizipialgruppen zwischen Subjekt und Prädikat gestopft wurden.
Die Gruppe, glücklich pfeifend, wanderte durch den Wald.
Subjekt, Partizip I, Prädikat Objekt.

▪️ Es KANN ein Komma gesetzt werden, wenn das erweiterte Partizip vom Satz getrennt wird.
Vor Kälte schlotternd(,) wanderten sie durch den Wald.

Kommata bei Zusätzen und Nachträgen

▪️ Nachträge, Zusätze werden vom Hauptsatz mit Komma abgetrennt / eingeschlossen.

Einschaltungen, Einschübe:
Wir wandern morgen, 14. August, von hier los.
Die Wanderstiefel,
gestern erst neu gekauft, hatten ein Loch.
Die Wanderung,
für den frühen Morgen angesetzt, lief Gefahr, ins Wasser zu fallen.
Subjekt, Parenthese (Einschaltung), Prädikat Objekt, Invinitivgruppe.

Substantivgruppe als Nachträge
Der Wanderer, ein breit gebauter Kerl, lief an ihnen vorbei.
Der Rucksack,
ein prall gefüllter Beutel aus Leinen, drohte zu versagen.

Erläuterungen mit (besonders, das ist, das heißt, also, nämlich, genauer, insbesondere, vor allem, und zwar, zum Beispiel)
Ich wandere echt gerne, vor allem hier im Gebirge.

Anrede und Ausruf

Bei Anrede, einem Ausruf und Stellungnahmen (Bitte, Verneinen, Bejahen) wird mit Komma getrennt.
Bitte, dann geh halt wandern.
Ach wirklich, du wanderst gerne, meine Liebe?
Hey du, wander mal woanders.
Oh, da war ich noch nie wandern.

Die Kann-Regel Komma KANN gesetzt werden

- bei Partizipgruppen
Alle freuten sich(,) eine Wanderung zu veranstalten.
Wir marschierten los(,) von Wanderliedern begleitet.

- vor einem einleitenden Hauptsatz mit und, oder, sowie
Wir wanderten durch die Berge(,) und der Spaß war groß.

- wenn der Satz ohne Komma schwer leserlich oder missverständlich wäre
Wir hatten uns beraten, beim Wandern nicht mehr so schnell zu sein.
Wir hatten uns beraten beim Wandern, nicht mehr so schnell zu sein.


Das Wandern ist des Müllers Lust.
Subjekt Prädikat Objekt

Wir wanderten über schmale Pfade am Rande des Berges, es war sehr beschwerlich.
Hauptsatz Hauptsatz

Bei jedem Schritt in der Natur bekommt jemand weit mehr, als er sucht.
Hauptsatz als mit Prädikat (sucht)

Heute sind wir mit Oma, ohne Opa, wandern gewesen.
Hauptsatz Parenthese (Nachtrag / Einschub) Hauptsatz

Sie wollten eigentlich noch wandern, aber es war schon zu dunkel.
Hauptsatz verbunden mit Hauptsatz

Er wanderte barfuß durch den Wald.

Während der Wanderung fragten wir einen Bären nach dem Weg.
Adv. der Zeit Prädikat Subjekt Objekt Präpositionalobjekt (weil wir mit nach + wem fragen)

Dialoge

"Mh", sagte sie und griff in den Eimer.

Lebendige Dialoge schreiben

Manchmal werden Dialoge in Geschichten nur als Mittel zum Zweck genutzt, um möglichst schnell von A nach B zu kommen. Dabei vermissen die Leser jedoch die Tiefe und das Gefühl, dass sie tatsächlich mit den Personen interagieren. Dialoge sollen ein Erlebnis sein, kein Zeigen. Wir stellen uns selten auf ein Podest und verkünden laut unsere sorgfältig überlegten Emotionen - so etwas sieht man nur in meist mäßig bewerteten Serien.

Ein gutes Beispiel ist dafür die Live Action Umsetzung von Avatar - The Last Airbender. Direkt in der ersten Episode hält der Hauptcharakter einen Monolog über seine Gefühle. Er ist noch ein Kind und doch fasst er, was er fühlt zusammen, als hätte er eine Therapiesitzung hinter sich. “Ich weiß wer ich bin, ich bin niemand der die Feuernation stoppen kann.” Er erklärt lange und direkt, dass er Angst hat, nicht zu können, was nötig ist. Es kommt aber kein Gefühl dabei auf. Dabei kann man sich das alles anhand seiner Fluchtreaktion vor seiner Verantwortung schon denken. Jetzt wollen wir es nicht noch mal hören, wir wollen es fühlen. Direkt nach seinem Monolog umarmt er seinen Bison Appa und sagt “Ich habe Angst”. Das hätte gereicht. Seine Stimme bricht, seine Haltung verändert sich, sein Ausdruck verzerrt sich…

Wir haben hier also eigentlich bereits genug Kontext innerhalb der Geschichte, um zu wissen, dass Aang, als Kind, für seine Aufgabe des Auserwählten, noch nicht bereit ist. Entsprechend hätte ein “Ich habe Angst” vor seinem Tiergefährten Appa gereicht.

Als gut wahrgenommene Dialoge eint meist eines: sie klingen natürlich, authentisch und helfen, sich in die Geschichte hineinzuversetzen, in die Charaktere. Sie lassen einem Mitfiebern, neue Rätsel entdecken und oder lösen.

Wenn man sich beim Schreiben an einige Regeln hält, kann man sich diese Dynamik erarbeiten.

Fangen wir ganz simpel an:
Überlege, welche Personen sprechen sollen, notiere dir ihren Ist-Zustand, wo sie sich befinden, was sie gerade zu beginn fühlen. Wieso entsteht die Unterhaltung? Welche Informationen teilen sie und wieso? Was fühlen sie dabei? Was entwickelt sich dadurch? Gibt es neue Fragen? Neue Antworten? Was machen sie dabei? Bewegen sie sich? Was passiert mit ihrem Gesicht? Was beobachtet die POV Figur in den anderen? Verändert sich die Welt drumherum? Wird es später? Dunkler? Sagen die Charaktere das was sie wollen? Lügen sie bewusst? Verfehlen sie ihren Punkt unbewusst? Sind sie in der Lage sich auszudrücken und wenn ja, wieso? Reden sie aneinander vorbei? Notiere dir auch immer den outcome einer Unterhaltung.
Wie sprechen die Figuren miteinander? Vertraut, Unvertraut? Die Sprechweisen der einzelnen Charaktere immer beachten.

Daraus ergibt sich auch die Möglichkeit, mehr als “sagt er” zu nutzen. Was zwischen der wörtlichen Rede steht, ist genau so wichtig, wie das, was die Charaktere sagen.

Ein guter Dialog ist so glaubwürdig, dass wir meinen, einem echten Gespräch gelauscht zu haben. Er trägt Informationen und Gefühle. Allgemein gilt: Je mehr du über deine Figuren weißt, desto leichter fällt es dir, gute Dialoge für sie zu schreiben.

Achtung: Wir schreiben nicht lektoriert. Sätze, die klingen, als hätte jemand lange darüber nachdenken müssen, wirken unnatürlich. Solche Charaktere sind selten. Wir wiederholen uns beim Sprechen, wiederholen Wörter, machen Pausen, beenden Sätze nicht. Wir reißen Themen an, lassen sie fallen, brechen einen Satz ab und gehen in den nächsten über. Ein Dialog muss keinen roten Faden haben, nur die Handlung dahinter. Das alles sollte mit Maßen genutzt werden, dann so realistisch ein unterbrochener Dialog voller Füllwörter und Wiederholungen ist: Es muss angenehm zu lesen sein. Die Balance macht es. Denn am Ende ist ein Buch Kunst und Fiktion, selten bilden wir die Realität ab. Es muss sich nur real anfühlen, oder eben so, wie es euer Ziel ist.

📑 Übung: Schreibe mit deinen Charakteren ruhig Probesituationen, um einige typische Äußerungen von ihnen zu erforschen, die ihnen mehr Leben und Glaubwürdigkeit schenken.

“Dialoge dürfen auch mal bissi cheese sein, weil wir limitierte Erzählmittel in Büchern haben. Fiktion ist eben nicht die Realität.”

Dialoge im Text leichter lesbar machen

Um zu verstehen, wer gerade spricht, muss der Leser den Sprechern folgen können. Dialog vermittelt nebenbei noch Gefühle und Handlung. Das alles muss flüssig lesbar miteinander verwoben werden. Erzielt wird das sowohl durch klare Benennung der sprechenden Figuren, als auch Absätze, die deutlich machen, dass von einer Figur zur nächsten gewechselt wird.
Namen von Charakteren werden in Programmen wie Papyrus Autor auch als Wortwiederholung erkannt, doch gerade bei Dialogen fällt das beim Lesen so gut wie gar nicht auf.

Das Beispiel, mit dem wir arbeiten:

“Das geht so nicht”, rief Amelia und stampfte mit dem Fuß auf. “Ich hab dir schon hundert Mal gesagt, du sollst das lassen!” Energisch drehte sie sich herum, um nach den anderen Kindern zu sehen. Zum Glück bekamen die von ihrem Wutausbruch nichts mit.
Pascal schaute sie ratlos an. “A-aber ich hab doch nur”, begann er, doch ihr Schnauben unterbrach ihn.

Allgemein:

Die kleinen Absätze zeigen deutlich, dass wir im ersten Absatz Charakter A zuhören und beim zweiten Absatz Charakter B im Fokus haben, obwohl unsere Perspektivperson Charakter A ist.

Der erste Absatz beginnt mit einem Dialog, wird aber durch die Information, wer spricht und eine Tätigkeit kurz unterbrochen. Das zeigt auch die gleichzeitige Handlung. Wir bekommen das Gefühl, dass Amelie gerade spricht, direkt mit dem Fuß aufstampft und dann flüssig weiter spricht. Auch bekommen wir einen Einblick in ihre Gefühle.

Gefühlsvielfalt in Dialogen.

Der Text zeigt den negativen Kontext, deshalb braucht es zu “rief Amelia” keine Worte wie “rief sie wütend”. Nur, wenn ihr Stimmung von dem wahrgenommen abweicht, dann braucht es Adjektive. Amelie könnte z.B. enttäuscht sein, wir lesen sie aber ohne weiteren Kontext als wütend. Diese Enttäuschung können wir durch mehr Einblick zeigen , oder klar benennen. (Tell or Show.) Da jedoch ihr Ausruf generell sehr wütend geframet ist, würde ich dort tatsächlich schreiben “Das geht so nicht”, rief Amelie und hörte selbst, wie enttäuscht sie klang. Bemüht stampfte sie mit dem Fuß auf, es musste auch auf Pascal wie ein plumper Versuch Ameisen zu verjagen wirken. Sie könnte sogar weinerlich klingen. An dieser Stelle würde ich das mit dem Fuß-Aufstampfen weglassen, selbst wenn ein Charakter das so machen würde, einfach, weil es den Kontext auf Ärger und Energie verschiebt, und die beschriebene Enttäuschung eher kraftlos ist. Natürlich kann es auch wütende Enttäuschung sein.

Handlung zwischen wörtlicher Rede.

In unserem ersten Absatz bekommen wir nach der wörtlichen Rede recht viel Handlung, doch sie ist so kurz und knapp beschrieben, dass wir nicht aus dem Dialog geworfen werden und Pascal sofort folgen können, als hätte dieser beinahe direkt geantwortet. Manchmal ist es jedoch wichtig nach einem Dialog gleich Gedanken zu reflektieren, denn Gedanken spielen sich auch zwischen Dialogen sehr schnell im Kopf ab und können gefühlt Minuten füllen, dabei waren es nur Sekundenbruchteile. Wichtig ist auch da wieder die Balance - zu viel, und die Lesenden sind aus dem Dialog raus. Wenn der Dialog diesem Zweck dient, kann sogar ein Flashback in Form eines ganzen Kapitels einen Dialog unterbrechen, das ist jedoch selten. Ist der Zweck des Dialoges hingegen ein direkter Austausch, sollte dies auch so beschrieben werden, mit dem Fokus aufs Sprechen und kürzer beschriebenen Gefühlen.

Wie wichtig sind die Gefühle des Dialogs?

Nun zum zweiten Absatz mit Pascal. Es ist möglich, seine Ratlosigkeit zu beschreiben. Je nach Charakter, könnte er sie mit großen schwimmenden Augen ansehen, was sich ähnlich liest, wie Ratlosigkeit. Weit aufgerissene Augen und gehobene Brauen könnten darstellen, dass er gerade erschrocken ist. Auch das ist möglich, wenn wir uns ratlos fühlen. So können Beschreibungen besser sein, als ein Adjektiv, da sie uns beinahe mehr Kontext geben. Ein Kind ist in so einer Situation überfordert, natürlich ist er ratlos. Das Gesicht, der Klang seiner Stimme können viel mehr verraten. Aber auch nur… wenn das wichtig ist. Wenn es nur eine kleine Szene ist und Pascal kein wichtiger Charakter oder das nichts Wichtiges in Amelia auslösen soll, dann reicht “ratlos”.


Beliebte Dialogworte umgehen, sammeln & wechseln:
Ächzte, seufzte, sagte, murmelte, nuschelte, kiekste, quiekte, sprach, erwiderte, fragte...
Ausgefallene Worte nur mit Vorsicht einbauen. “Kieksen” geht vielleicht 2x in einem laaaaangen Kapitel. “Sagen” hingegen ist so normal, dass wir es überlesen, nicht als Wiederholung wahrnehmen, sondern es eher der Hilfe dient, zu verstehen, wer gerade spricht.

Vom Augenbrauen heben, bis zum Lippen zusammenkneifen, ein möglichst vielfältiger Dialog an Körpersprache hilft zu dynamischen Texten…. ja, das ist richtig, aber ich habe schon Bücher gelesen, die haben das so wörtlich genommen, dass ich vor lauter Gesichtskirmes gar nicht mehr mit dem Dialog mitkam.

Benutzt Verben, die auch tatsächlich das Sprechen beschreiben und nicht das Gesicht des Sprechenden näher beschreiben. Grinsen ist z.B. kein Wort zur Beschreibung von Sprechen, sondern zeigt die Mundform. Du kannst sprechen und dabei grinsen, aber Grinsen alleine erzeugt keine Sprache.
Falsch: “Das geht so aber nicht”, grinste er.
Richtig: “Das geht so aber nicht”, sagte er mit einem Grinsen.


📑 Übung: Beschreibe einen Dialog mit möglichst unterschiedlicher Beschreibung, wer gerade spricht. Sprachverben wie "sagte" dürfen nur einmal benutzt werden, dann muss ein anderer Weg gefunden werden. Und nicht immer ist es nötig, zu beschreiben, wie etwas gesagt wird, wenn der Dialog selbst gut aufgebaut wurde.

📑 Übung: Pantomimen Challenge - beschreibe eine Szene zwischen Charakteren völlig ohne Dialog. Nur durch Ausdruck und Körpersprache. Vermeide Gefühlsbezeichnende Wörter wie “nickte zornig”. Wie nickt denn jemand zornig? Was sehe ich, damit ich diesen Eindruck vermittelt bekomme? Stampft die Person dabei vielleicht noch mit dem Fuß auf? etc.


Dialog-be/umschreibungen:

  • murmelte sie, während sie die Schultern hängen ließ und den Blick auf den Boden senkte.

  • flüsterte er und fuhr sich mit einer zittrigen Hand über das Gesicht.

  • sagte sie mit einem kaum wahrzunehmenden Seufzen, während sie mühsam einen Fuß vor den anderen setzte. Ihre Bewegungen wirkten schwer und träge, als ob sie gegen unsichtbare Fesseln ankämpfte.

  • bemerkte er leise, während er die Arme fest um seinen Körper schlang und sich in einer schützenden Haltung zusammenzog.

  • sagte sie mit erstickter Stimme, während sie sich gegen die Wand lehnte und den Kopf sinken ließ. Ihre Finger gruben sich in

  • flüsterte er, seine Stimme brüchig.

  • bemerkte er mit einem nervösen Lächeln, das sofort zu zittern begann. Hastig presste er sich die Hand vor den Mund; hoffentlich hatte er sich nicht verraten.

  • Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Unruhig trommelten ihre Finger auf ihrem Schoß. “…”

  • Die Lippen leicht zusammengepresst, als ob sie die Last der Worte, die er nicht aussprechen konnte, zurückhalten würden.

  • Seine Augen vermieden den direkten Kontakt, als ob er sich fürchtete von seinen eigenen Augen verraten zu werden.

  • Ein unangenehmes Gefühl der Beklemmung legte sich um ihre Brust, als ob sie unter der Last seiner Schuld zusammenbrechen würde. Zäh wie Honig verklebten ihr die Worte den Mund und sie kam kaum die Lippen auseinander.

  • Die Falten auf seiner Stirn und die feinen Linien um seine Lippen erzählten die Geschichte seines inneren Konflikts.

  • Jedes Wort war ein scharfer Hieb, begleitet von einem wütenden Blick, der keine Widersprüche duldete.

  • Seine Schultern zuckten in einem stummen Zeugnis seiner tiefen Trauer. Ungeweinte Tränen erschütterten den dünnen Leib.

  • fragte sie mit einem Hauch von Bitterkeit in ihrer Stimme, ihre Augen funkelten vor Enttäuschung, während sie den Blick abwandte.

  • gestand er zögerlich, seine Augen huschten ängstlich umher.

Einige dieser Dialogbeschreibungen habe ich die Chat AI schreiben lassen, kannst du erkennen, welche? Nicht alle fühlen sich echt und dynamisch an. Ich verrate dir nicht, welche es waren, denn Wahrnehmung ist sehr subjektiv und vielleicht gefallen dir die Vorschläge einer Datenkrake ja. Nur das bloße Nachdenken allein ist es, was dir beim Lernen hilft.

 Überarbeiten

Marieke und ich überarbeiten live im Stream Texte. Hier haben wir einen Rohtext von mir genommen (KLICK MICH) - da seht ihr, wie Überarbeitung aussieht.

Es gibt verschiedene Überarbeitungsschritte. Diese verändern sich auch je nach Zweck des Buches. Grundsätzlich wird von groß zu klein gearbeitet. Geschichtsübergreifend alles abrunden, ehe einzelne Sätze ausgearbeitet werden.

Gerade Anfänger: Lasst euch Zeit. Nehmt Abstand zu eurem Buch. Ihr braucht den Reset. Je mehr Erfahrung ihr habt, desto schneller geht alles, aber am Anfang hilft die Distanz sehr. Stellt euch fürs Überarbeiten ruhig die Schriftart um. Lasst es euch von einem Text-To-Speech Programm vorlesen.


  1. Plottüberarbeitung

  • Spannungsaufbau der Geschichte - Die Spannungskurve aufzeichnen.

  • Entwickeln sich die Figuren logisch und konstant - Aktualisiert eure Charakterbögen auch dahingehend

  • Haben alle Figuren ihre Existenzberechtigung?

  • Wurde auf Veränderungen, die bleibende Konsequenzen nach sich ziehen, geachtet?

  • Fasst euren Plot kurz zusammen, schreibt alle Charaktere auf und das, was sie erwirken, schaut, wie wichtig das ist. Was lösen sie aus? Ist ihre Rolle gerechtfertigt?

  • Hauptcharaktere: Motivation, Ziele, Entwicklung, Weg, Hindernisse, der Fall, die Errungenschaft

  • Klischees. Sind sie passend? Gibt es Alternativen? Schreibst du ein Beziehungsdreieck, dann ist das ein bewusstes Klischee, aber hast du an all das gedacht, was die Leute dort gerne lesen? Und kannst du vielleicht langweilige Wiederholungen des Klischees wiederholen?

  • Natürliche Handlung: Wenn ihr euch an die Charaktere und an den Plot haltet, entwickelt sich die Geschichte FAST von selbst. Charaktere und Probleme geben automatisch gewisse Wege vor. Ihr könnt manchmal nicht mal die Entscheidung von Charakteren ändern, da ihr ihnen Charaktereigenschaften gegeben habt - ihr könnt dann nur den Charakter ändern oder eine Szene einbauen, die den Charakter beeinflusst.
    Charaktere verselbstständigen sich nicht, sondern ihr habt sie so angelegt, dass sie sich nicht so verhalten, wie ihr wollt / nicht zum Plot passt. Das könnt ihr jederzeit ändern, indem ihr in ihre Leben eingreift.

  • Frag bei jedem Kapitel, jeder Szene nach dem Warum und beantworte diese Frage:

    • Dient die Szene dem Plot?

    • Brauche ich diese Perspektive?

    • Dient die Szene der Charakterentwicklung?

    • Dient die Szene der Unterhaltung?

    • Dient die Szene dem Genre?

2. Stilüberarbeitung

  • Die Tonart des Buches - Beispiele: Ernst, Flapsig, Humorvoll, Modern, Altertümlich

  • Tipp: Habt ihr Bücher im Schrank, die zu eurem aktuellen Projekt perfekt passen? Dann lest eure Lieblingskapitel vor dem Schreiben, um euch auf die richtige Stimmung. Musik kann auch helfen. Und lest auf jeden Fall eure eigenen Texte vorher - die Kapitel vorher.

3. Details

Es kann befreiend sein, den Text erstmal runterzuschreiben, um die Geschichte zu Papier zu kriegen. Feinschliff ist nachher immer noch möglich - und unter anderem ist es sogar besser, wenn man sich bestimmte Themen erst nach dem Schreiben vornimmt, damit man sich nicht verzettelt und konzentrierter auf einzelne Themen eingehen kann. Folgende Themen sind jene, auf die ich beim Schreiben, vor allem aber beim Nachbearbeiten achte:

  • Charakterperspektive überprüfen. Was kann mein Charakter wirklich wahrnehmen? Wie nimmt sich mein Charakter in den Situationen selber wahr? Was ist für meinen Charakter gerade wichtig, worauf würde er überhaupt achten?

  • Füllwörter und show don’t tell Wörter (Adverben und Adjektive) überprüfen. Sätze mit und ohne Füllwörter durchsprechen.

  • Abwechslungsreicher Satzaufbau. Wie beginnen meine Sätze? Folgen sehr ähnliche Sätze aufeinander, dann gilt es alternative Formulierungen zu finden.

  • Verbundene Sätze. Bauen die Informationen meiner Sätze aufeinander auf? Dienen sie einander? So wie es den roten Faden im Plot gibt, gibt es ihn auch zwischen den Sätzen.
    Kevin isst Kuchen. Morgen ist Sonntag. Er würde gerne Oma besuchen. Oh, da ist ja Tommy.
    Liest sich seltsam, nicht? Weil es keine Geschichte erzählt. Das hier hingegen schon:
    Kevin isst ein Stück Kuchen. Gedankenverloren beobachtet er die Ameisen auf der Picknickdecke. Was für ein schöner, sonniger Tag. Leider ist morgen schon Sonntag und sein Urlaub damit beendet. Dabei hätte er gerne noch Oma besucht. Vielleicht schafft er es noch zu ihr, bevor seine Eltern ihn wieder zur Apfelernte einspannen. Er seufzte. Kaum gedacht, da steht er schon am Zaun: Tommy. Der Gärtner mit der leichten Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen und frechen Sommersprossen. Gleich heißt es also wieder im Gras nach Fallobst wühlen. Super.

  • Notizen und Kommentare zu wichtigen Informationen verfassen.

    • Das Aussehen von Figuren, Kleidung, etc. tracken - und überprüfen

    • Tageszeiten, Datum, Wetter und Umgebung tracken - und überprüfen

    • Ungewöhnliche Redewendungen, Metaphern und Formulierungen herausstreichen, damit man sie nicht zu oft / wiederholt verwendet.

  • Beats in Sätzen - das ist die Lesegeschwindigkeit bzw. Balance aus Gefühlen, Umgebungsbeschreibung, Wahrnehmung und Action. Es geht um die Prioritäten. Eben das, was in Szenen, je nach Thema, am meisten Gewicht hat. Beispiele:

    • Es soll lebendig und bewegt gelesen werden, vielleicht ist gerade viel Action am Start:
      Tätigkeiten > Wahrnehmung / Gefühle > Beschreibungen von Schlüsselfiguren/Objekten > Beschreibungen der Umwelt

    • Emotionaler Moment, Charakterentwicklung
      Gefühle > Innere zu äußerer Wahrnehmung > Gedanken > Entwicklung > Beschreibungen > Tätigkeiten

  • Beats in Kapiteln und Szenen - auch das lässt sich nicht immer planen, insbesondere, wenn man ohne vorheriges Plotten schreibt. Langsame, ruhige Kapitel sind wichtig, aber wenn in ihnen nicht viel den Plot antreibendes passiert, und sie sich häufen, dann killt man die Spannung. Ein emotionales Gespräch kann actionreich sein, wenn richtig beschrieben, nach en den Figuren, man muss schon mit ihnen fühlen und bangen. Eine Verfolgungsjagd kann langweilig sein, wenn es keinen Nervenkitzel gibt, keinen Grund zur Sorge, keine wirkliche Plottentwicklung. Denn dann verfolgen wir vielleicht einfach nur die schnellen Schritte einer keuchenden Figur, die sich auf einen Verbrecher stürzt. Spannung steht und fällt oft mit der Fähigkeit, eine Situation gut zu beschreiben. Solange sie Plot relevant ist, lässt sich immer Spannung aus einer Szene schöpfen.

  • Verständnis - Versteht eine Person, die gar keine Vorstellung von meiner Szene hat, das Bild / Kontext? Alleine ein Berg kann für Personen so unterschiedlich interpretiert werden. Was für den einen ein Berg ist, ist für den anderen ein Hügel.

  • Stilmittel - Stilmittel sind beabsichtigte Wortwiederholungen - dramatische Absätze - Rufzeichen. Nur in Maßen nutzen, sonst verpufft die Wirkung.

Wann bin ich mit der Überarbeitung fertig?

Ein paar mal solltest du mit frischem Kopf über deinen Text darüber gegangen sein und ihn verbessert haben. Und das ist das Zauberwort: verbessert. Wenn du nur noch veränderst und nicht mehr weißt, ob das besser ist, dann bist du erstmal fertig. Entweder hilft dann eine Pause von mehreren Tagen, um wieder Verbesserungen zu finden - oder der Text ist reif für’s Lektorat.

Denk daran, dass du fürs Lektorat auch Anmerkungen verfassen solltest. Bei Stellen, an denen du unsicher bist, ob das, was du erzählen wolltest, auch wirklich so rüberkommt. Oder eben wenn sich etwas seltsam anfühlt, du es aber nicht verbessern kannst, nur verändern. Gib Lektorierenden Kontext, damit sie nicht raten müssen, was du gemeint hast. Gerne auch bei Charakterinteraktion mit Subtext.

Es gibt keinen perfekten Text. Du kannst einen ausgearbeiteten Text wieder und wieder unterschiedlichen Lektoren in die Hand drücken, und auch beim 10. wird es noch 2-3 Anmerkungen geben. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, da schafft dein Text dem Großteil der lesenden Menschen zu vermitteln, was du erzählen willst. Das reicht.

 Hate your work

Der seltsamste Ratschlag, den ich habe. Aber das hat mir nach meiner Mona Buchreihe die Augen geöffnet und geholfen, mein Schreiben massiv zu verbessern. Wenn wir zu verliebt in unsere Arbeit sind, weil wir die Welt, die Charaktere, die Geschichte atmen und leben, dann übersehen wir nicht nur gravierende Fehler, wir entschulden auch viel zu viele Plottlöcher und schwaches Schreiben.

Mit dem Abstand von Jahren zu meinen Büchern konnte ich mich frisch an meine eigenen Werke rangen und habe Kritiker gespielt. Einen Kritiker mit einer bereits gefestigten Meinung. Ich habe die Werke aus der Sicht einer Person bewertet, die weder die Charaktere noch den Plot mag - nur die Idee.

Und oh boy, ich konnte Handlungen, Aussagen, Gefühle, Erklärungen auf einer völlig neuen Ebene hinterfragen. Ich konnte so aus meiner Realität ausbrechen und die Geschichte aus einer neuen Perspektive betrachten.

Das ändert natürlich nichts, ich liebe die Story immer noch. Aber ich konnte nicht nur feststellen, wie viel ich inzwischen gelernt hatte und besser machen würde, sondern dadurch auch noch deutlich mehr lernen. Und oh boy, ist da Luft nach oben gewesen in den Büchern.

Ich versuche euch mal ein Beispiel zu nennen:

In eurer Vorstellung kabbeln sich zwei Freunde, die sich sehr gernhaben und machen Witze übereinander. Ihr kennt eure Charaktere. Ihr wisst, wie sie ticken, wer sie sind. Dann tauchen sie das erste mal auf und unterhalten sich eben wie folgt:
”Wie du heute wieder aussiehst, wie frisch aus der Mülltonne gezogen.” Er verdrehte die Augen.
”Ach, das sagt Mister Wischmob!” Sie verschränkte ihre Arme.

Wir lesen die Dialoge mit einem humorvollen Unterton, denn wir wissen, wie es gemeint ist. Aber angenommen, wir mögen die Charaktere nicht. Angenommen, wir haben wenig Bindung zu ihrer Beziehung. Dann klingt es, als würden sie sich gegenseitig ziemlich toxic herunterziehen. Es fehlt einfach an den entsprechend neckenden Beschreibungen und wenn vorher keine fundamentale intime Beziehung zwischen den beiden etabliert worden, hat man auch keine Ahnung, wie man dieses Gekabbeln nun lesen soll. Also entweder beschreibt man ihre Körpersprache deutlicher oder etabliert vorher den Ton. Und dann ist da auch noch die Wirkung der Figuren nach außen. Verstehen andere Charaktere in der Szene, dass sie nur Spaß machen?

Wenn ich mir die Szene aus der Perspektive einer Person ansehe, die beide Charaktere nicht mag, bin ich viel kritischer. Natürlich überkritisch. Deshalb sind Hate-Kritiken auch immer nur halb so gut, wie sie sein könnten. Haben valide Punkte, schießen aber bei der Hälfte über das Ziel hinaus. Darum geht es bei diesem Tipp nicht. Es ist nur sehr schwer, aus dem eigenen Mindsetting auszubrechen und die einzige Möglichkeit, die ich für mich gefunden habe, ist eben “Hate your work”.

Schreiben ist einfach schwer. Es gilt an so unendlich viel zu denken, und ständig muss man sich von der rosaroten Brille frei machen.

Ich habe noch ein Beispiel für euch, aus meinen eigenen Büchern:

Meine Hexe Mona aus der gleichnamigen Reihe ist eine lausige Hexe. Sie ist aufgrund ihrer gefühlsgehemmten Lebensweise (ihre Hexenkräfte spielen unter zu starken Gefühlen verrückt) und ihrem ADHS versagt sie einfach in allem, ist reizüberflutet, kopflos, chaotisch und - durch und durch nach Außen hin eine Versagerin. Sie ist keine Heldin. So wird sie auch dargestellt. Gehemmt, ängstlich, manchmal sehr selbstsüchtig, weil auch Selbstlosigkeit für sie kaum umzusetzen ist, wenn Gefühle so verrückt spielen, ständig überdramatisiert sie - klassisches undiagnostiziertes ADHS und Trauma. Da der Charakter das aber im Buch selbst nicht weiß und das Buch aus ihrer Perspektive ist, hab ich natürlich keine Diagnosen als Anleitung ins Buch schreiben können. Ich habe die Welt genau so verzerrt aus ihrer Sicht beschrieben, übertrieben und schief, damit man es merkt. Ständig sagt sie “ehhh”, weil sie nicht in der Lage ist, gleich zu reagieren, weil ihre Probleme sie daran hindern. Und wahnsinnig viele Lesende haben das sofort verstanden, weil sie das von sich kannten. Aber wer keine Empathie für psychische Probleme oder Neurodiversität hatte, hat Mona für ihre Hemmungen gehasst. Und wenn das auch das Problem dieser Leute ist, wäre es nicht schön gewesen, ich hätte diese Leute auch abholen können? Hätte ich meine Mona mal aus ihrer Sicht gesehen, sie mich nerven lassen, mit ihren “Problemchen”, wäre mir klar geworden, dass ich in Kapitel 1 das Potenzial völlig verschwendet habe, ihren emotionalen Zwiespalt zu etablieren. Dabei gab es da eine Lücke, die sich geradezu angeboten hat. Ich konnte das aber nicht sehen. Denn ich kannte den “Hass doch mal den Charakter und guck, wie sich alles liest, was er macht” Trick noch nicht.

Das Ding ist… ihr müsst auch erstmal ein Buch an eine größere Masse veröffentlicht haben, um Teile davon zu lernen. Denn egal wie viele Lektorierende helfen, egal wie viele Betalesende man hat - nur eine breite Masse fern der eigenen Realität kann euch zeigen, welche Sprache, die ihr nutzt, verstanden wird und welche nicht. Viele meine Beschreibungen wurden von allen verstanden und dann gab es bestimmte Herangehensweisen meines Schreibens, die bei 50% der Leute auf “Hääääs” gestoßen sind.

Um gut im Schreiben zu werden, müsst ihr Fehler machen. Fehler vor aller Menschen Augen. Das ist voll OK.

Lest keine schlechten Rezensionen, heißt es immer. Aber… ich habe von negativen UND sogar von Hass-Reviews viel gelernt. Dabei konnte ich nach mancher Review für Tage nicht schlafen. Das war aber OK. Ich musste erst lernen, es nicht dramatisch zu nehmen, sondern als gegeben, nicht änderbar und als Möglichkeit zu wachsen.

Manche Hassreview ist echt einfach nur Murks, klar. Aber das ist selten. Manchmal war das Learning auch nur, dass ich Mona nicht klar genug als Sitcom platziert bekommen habe. Das ist kein normales Buch-Genre. Ich hatte gehofft, das verspielte Cover und die verspielte Aufmachung, wie die karitativen Charaktere würden reichen. Nö. Also ja, das nächste Mal schreibe ich das einfach clean ins Buch. Damit man weiß, dass man manche Szenen einfach für die Szene feiern darf und die Logik nicht zu stark hinterfragt.

Eine Review hat mich richtig gekriegt. Sie war nicht sehr lang, aber heftig ableistisch. Das Ding… es bringt nichts, mich über den behindertenfeindlichen Hass aufzuregen. Ich hab mich dann gefragt, gäbe es eine Szene, einen Satz, die dieser Person ihren Ableismus genommen oder aufgezeigt hätte? Was ist eine kleine Szene mehr im Buch, wenn man damit so viel bewegen kann?

Außerdem hilft “Hate your work” auch bei “Kill your darlings”. Oh ja es gibt echt schöne Szenen und Ideen und Witze und Charaktere… Aber manchmal haben sie einfach keinen Platz im Buch. Ich sehe das zwar generell nicht so eng, wie viele andere Lesende und Schreibende, weil ich gerne Szenen auch nur für die Idee lese, egal wie Plottrelevant sie sind. Und macht nicht den Fehler wie ich, solche “Darling” Szenen behalten zu wollen und sie zwanghaft Plottrelevant zu machen. Das habe ich früher oft gemacht und uff, das wurde unordentlich.


Also, ja, da ist ganz viel Luft nach oben in meinen Büchern und ich hoffe, das wird immer so bleiben und ich werde es nach einziger Zeit Abstand zu jedem Werk wahrnehmen, denn das heißt, dass ich wachse.

 Schreiben mit ADHS & Autismus - ein paar Tipps

Erstmal ist das ein Spektrum, deshalb kann ich nur von mir sprechen.

Meine wichtigste Erfahrung bisher: Die Rezensionen, die kommen.
Stell dich darauf ein, dass wenn du neurodiverse Charaktere (so wie ich Mona z.B.) in deinen Büchern hast, dass es immer Rezensionen geben wird, die voller Ableismus sind. Sie werden deine Schreibweise, Sichtweise und Charaktersicht als “dumm” bezeichnen und deine Charaktere als Idioten. Das sind die gleichen Leute, die uns den Alltag schwer machen. Meist lesen sie dann auch vollständig am Inhalt vorbei, hassen diesen ebenso wie die Charaktere. Es bringt nichts, es diesen Leuten recht machen zu wollen. Das wird nie funktionieren. Und du wirst sehen, zwischen ihren Zeilen schwingt noch mehr mit, als Ableismus. Aber, wie oben geschrieben, kannst du daraus vielleicht lernen, wie du auch solche Leute aufklärst und abholst, falls du die Energie dafür hast.

ADHS und Schreiben allgemein:

Das Gehirn einer Person mit ADHS kannst du dir so vorstellen: Du stehst vor einer Wand mit lauter Monitoren, auf manchen ein Rauschen, auf einigen der gleiche Bildschirmschoner, und dann sind da ein paar unterschiedliche Kanäle offen - gleichzeitig. Und viele von den Geräten geben auch noch Ton von sich. Dann wird natürlich gezappt ohne Ende, so wie etwas auch nur für 5 Sekunden langweilig erscheint. Konzentration? Mangelware. Manchmal jedoch, da schalten alle Geräte auf ein Bild um und für den Rest des Tages gibt es nur diese eine Sendung. Schade nur, dass nebenbei auch die Kanäle für Gesundheit, Hunger und Toilettenpausen umgeschaltet wurde.

Im Kopf ist es laut. Auch für jene ohne Ton und ohne bildliche Vorstellungskraft.

Ein Buch zu schreiben, erfordert eine Struktur. Doch da es keine Regeln gibt, wie diese Struktur auszusehen hat, kannst du dir eine erschaffen, die für dich funktioniert.

Ich habe große Probleme, etwas überhaupt anzufangen, wenn das Ziel im Ungewissen liegt. Zukunft und Vergangenheit sind für mich keine greifbaren Zeiteinheiten, mein ADHS Gehirn zwingt mich in die Gegenwart. Damit ich kein “Blabla” schreibe und mich in unendlichen Möglichkeiten verzettele, den roten Faden verliere, muss ich plotten. Aber ich plotte nur so weit, dass ich einen festen Rahmen mit Gerüst erhalten, der mir das Endprodukt wie ein Bild schon mal vor Augen führt. Ich bekomme also etwas Greifbares. Das ist eine ganz normale Pantser Methode.

Zudem schreibe ich nur über mich tief motivierende Themen, deren Kern mich am Ball hält. Meist habe ich ein paar Schlüsselszenen im Kopf, die ich niederschreibe und deren Zwischenräume ich dann logisch verknüpfte. Auch das ist eine völlig normale Plottingmethode.

Mangelnde Objektpräsenz ist für viele Menschen mit ADHS ein Ding, weshalb das Buch greifbar zu machen, für mich wichtig ist. Plötzlich ist da kein riesiges Unterfangen mehr. Ich habe geübt, um zu erfassen, wie viele Wörter ich für Szenen brauche. Das hilft mir, die Wortzahl meines Buches zu planen. So kann ich mir tägliche Schreibziele setzen. Ich fülle mit täglichem oder manchmal auch wöchentlichen Schreiben langsam meinen Rahmen. Wie ein “Malen-nach-Zahlen” Bild. Da ich plotte, kann nicht viel schiefgehen (haha). Aber der Plot ist nicht so eng geschrieben, sodass plötzliche Einfälle und Änderungen Platz haben. Natürlich werfe ich manchmal auch ganze Kapitel über den Haufen. Das gehört dazu. Nur weil es ein “Malen-nach-Zahlen” System ist, heißt das nicht, dass ich dem streng folgen muss. Wenn mir auffällt, dass die Augen meines Bildes in Grün schöner sind, nehme ich die Farbe Grün, fertig.

Oh und ja, ich hab auch schon mal 100k Wörter gelöscht und neu angefangen.

Dieser Rahmen macht ein Projekt für mich schaffbar, und nur das, was ich schaffen kann, kann ich umsetzen, denn das ADHS Gehirn blockiert sofort, wenn es meint, etwas nicht schaffen zu können. Dopamin. Es geht um das Glückshormon Dopamin. Der Plot ist eine Stütze. Die Struktur, der Aufbau des Schreibens ist leicht verständlich für mich. Das Entwickeln meiner Story läuft über meine Ziele für das Buch und über die “Wieso-Fragen”, welche mir dabei helfen den Plot zu erzählen. Ich mache es mir so leicht wie möglich, halte aber die Struktur so offen, wie es mein springendes Gehirn braucht, damit es Spaß hat: Das gibt Dopamin.

Aber all das funktioniert nur, wenn sich die Geschichte, das Bild dahinter, richtig anfühlt und mich motiviert.

Was motiviert dich? Welche Filme und Serien schaust du immer wieder und wieder? Welches Buch liest du wieder und wieder? Welche Fantasiegeschichte erzählt sich dein Gehirn jede Nacht?

Also bei mir ist es ja immer die unendlich lange slowburn Romanze als Nebengeschichte zu etwas maximal großen, umfassenden.

Noch ein Gleichnis: Bau dir dein Schreiben auf wie einen Sandkasten. Ganz viel schöner Sand, lauter Förmchen mit deinem Genre als Motiv, ein Eimer, Wasser, ne Schaufel - du weißt wie, es geht - keine Blockaden - jetzt kannst du anfangen zu bauen. Und Bauen geht auf viele verschiedene Art und weißen. Da ist von Abreißen, über Fluten, bis hin zum Graben, mit den Händen rumschmieren oder sauber mit der Schaufel Kanten formen alles dabei. Und diese Art von Spielplatz liebt das ADHS Gehirn. So funktioniert das Schreiben auch für uns.

Content Notes

Was ist das? Kann man das essen? Letztlich ist das eine freiwillige, erweiterte Inhaltsangabe, die sich vor allem um die problematischen Themen des Buches dreht - Triggerthemen.

Kann somit auch als eine nähere Beschreibung von behandelten Themen des Buches beinhalten. Bei Romance z.B.: Gibt es Sexszenen und wenn ja wie detailliert? Sowohl ein Ja, als auch ein Nein können zur Kaufentscheidung führen, weil manchen Personen z.B. Erotik in Büchern wichtig ist oder sie es eben nicht mögen etc.

Das, was nicht in den Content Notes drin steht, kann auch ein guter Hinweis für Kaufende sein. Ist da z.B. keine Information über Darstellung von Gewalt / Blut etc., dann wird das wohl auch nicht vorkommen. Erwartet man das jedoch, ist das Buch vielleicht zu “harmlos”.

In Content Notes kann alles möglich enthalten sein - z.B. auch der Hinweis, dass es im Buch toxische Kommunikation gibt, die aber aufgeklärt wird, so gibt man den lesenden Personen, denen das unangenehm sein könnte, den Lichtblick, dass es aufgelöst wird und nicht so stehen gelassen wird.

 Ismen und Triggerthemen

Eigentlich müsste dieser Abschnitt ganz oben sein, und er wird wohl am längsten brauchen, bis er fertig ist. TW: Um über Themen wie Ableiusmus zu sprechen, braucht es Beispiele, also werden hier Ismen reproduziert, aber ich umschreibe vieles, und ich korrigiere.

Was sind Ismen? In dem Kontext dieser Schreibhilfe geht es ua. um Sexismus, Rassismus, Ableismus, Antisemitismus, ich denke die Richtung ist klar. Auch Homophobie und Transphobie gehören mit zu diesem Text - denn die Ismen bringen eine lange Liste an Folgeproblemen in unsere Gesellschaft. Diskriminierung. Abwertung.

Bücher mit oder ohne Ismen? Das ist gar nicht die Frage. Das alles gehört zu unserer Gesellschaft, zu unserer Kultur, und wir brauchen Aufklärung, damit sie irgendwann verschwinden, bzw. keine Macht mehr haben. Die Frage ist also vielmehr: Wie gehe ich damit richtig um? - Auch darauf gibt es keine Antwort, denn „richtig“ ist in vielen Bereichen klare Auslegungssache, und durchaus von Land zu Land, Kultur zu Kultur unterschiedlich. Das Wort, das wir suchen, auch wenn es von vielen nicht gemocht wird, ist: Achtsam.

Wie gehe ich achtsam damit um?

Ich höre zu. Ich brauche gar keine Fragen zu Themen an Betroffene stellen, denn es gibt bereits zu all meinen Fragen rund um Sexismus und Rassismus Artikel. Manchmal erlauben es uns Betroffene, dass wir Fragen stellen dürfen. Im Rahmen von Recherche lässt sich viel lernen. Irgendwann sind wir auch so gebildet, dass wir diskutieren können. Aber das wird dauern. Lange. Vielleicht ewig.

Und wie schreibe ich das?

Es gibt Sensitivity Reading, das ist ein Lektorat fürs Buch, mit dem Schwerpunkt auf bestimmte Themen, von LBGTQIA+ über Kink, über Sex, über Rassismus, über Fremdenfeindlichkeit, über Kulturen, bis zu häuslicher Gewalt - eben all jene Themen, die andere beim Lesen schwer verletzen, wenn sie nicht korrekt dargestellt werden / und für die richtigen Trigger Warnungs, damit Betroffene nicht ihren Albtraum ungewarnt nochmal durchleben müssen, weil sie dein Buch lesen.

Bei schwierigen Themen in Büchern empfiehlt es sich vorab ein Briefing zu buchen. Ein ganzes Manuskript prüfen zu lassen ist teuer, aber mit einem Briefing lässt sich verdammt viel abfangen, und vielleicht sind dann nur noch einzelne Kapitel einzureichen.

Ein Briefing kann dir auch zeigen, ob du überhaupt kritische Themen in deinen Büchern behandelst, die mehr Arbeit brauchen.

Oh und natürlich: Recherche in der Realität - nicht in den Medien durch die Augen anderer.

Schwierige Themen in Büchern

Wenn ich ein Buch über die heutige Gesellschaft schreibe und ein breites Bild der Realität meines Charakters zeigen will, dann komme ich um Themen wie Sexismus und Co. nie herum. Auch Männer leiden unter Sexismus, da ihnen selbst Gefühle und Erfahrungen verboten werden. (Beispiel: weil Make-Up und Kleider wären ja für Frauen und Frauen sind im Sexismus schlecht und niemals sollte jemand anstreben so zu sein wie sie.) You get the picture.

Wenn ich jedoch gerade Sexismus beschreibe, dann ist es wie immer das „WIESO?“, was uns zu interessieren hat. Bei allem in diesem Schreibguide geht es um das: „Wieso steht das in meinem Buch?“. Das leitet durch ein Manuskript, diese Frage eröffnet den Plot, diese Frage erschafft Charaktere. Und sie hilft uns auch dabei, kein unnötiges Leid zu reproduzieren.

Über viele Jahrhunderte haben queere Charaktere in Büchern gelitten. Manche marginalisierte Gruppen waren unsichtbar, als existierten sie nicht. Andere wurden immer als Bösewicht dargestellt. Sicher - ja - ein Mensch mit psychischen Problemen begeht mal ein Verbrechen - aber das wurde so oft falsch dargestellt, so oft missbraucht, so übergenutzt, sodass Menschen mit psychischen Problemen nur dieses Bild von sich sehen durften und nur dieses Bild gezeigt wurde. Bis ganze Nationen glaubten, dass jemand mit Autismus keine Unterhaltungen führen kann. Jeder von euch kennt jemand mit Autismus und weiß es nicht. Das Bild in den Medien hat oft wahre Seiten, aber viele spitze, falsche Kanten.

Es liegt an uns Schreibenden diese Wunden heilen zu lassen, aufzuklären, zu wandeln.

Nein zu Szenen wie in Witcher Staffel 2: Ein junger, gehörloser, freundlicher, Schwarzer Elf stirbt für einen Witz über ein Kanalisationsmonster, gerade, als er eine bewegende Rede gehalten hat - wozu? Damit ein Weißer Elf etwas lernt, sich zum Retter aufschwingen kann und sich opfert.
Überleg mal, wie viele gehörlose Helden es gibt. Und dann stell dir vor, wie eine gehörlose Person sich fühlt, wenn in einer modernen Buchverfilmung ein Charakter vorkommt, dem es geht wie dir und dann wird er für einen Witz gekillt, der für die Handlung absolut egal war. Ja sicher, auch Gehörlose sterben - aber wir reden über FIKTION. Wir haben die Kontrolle über Bücher und Serien, die wir schreiben. Wir können Unterhaltung bieten, auch ohne dafür unterrepräsentierte Gruppen zu verletzen, die schon so lange verletzt wurden / weiter leiden.

Und generell sind für den Plot unnötige Tode, die nicht mal Charakterentwicklung bringen … Why? Da sind wir wieder bei dem: WIESO?
Ja, diese Frage ist wirklich hilfreich beim Schreiben, nicht?

Umfassende Beispiele problematischer Inhalte, die viele Lesende vielleicht gar nicht gemerkt haben, finden sich in der “Harry Potter” Reihe von der bekennenden TERF Joanne K. Rowling. Ein guter Twitterthread dazu von Alex. Mehr Aufklärung auf their Webseite.

Noch eine Frage: “Was darf ich denn noch sagen?”

Da frage ich zurück: “Was möchtest du denn sagen?”

Verfolge dieser Frage mit den Gedanken, und überlege genau, welche Werte du vermitteln möchtest.

Noch mal zurück zu: “Dürfen keine schlimmen Dinge in meinen Büchern passieren?
Neue Fragestellungen dazu: “Warum passieren die schlimmen Dinge?" Was will ich damit erreichen? Wen wird es treffen? Wie gut kenne ich mich aus? Kommt mein Verständnis von den schlimmen Dingen aus den Medien oder aus der Realität?”

Die große Falle

Reproduzieren. Stell dir ein Leid vor, das dir widerfahren ist. Völlig egal was. Eine Lüge, ein Schlag, brutale Worte… Und nun stell dir vor, das, was dich verletzt hat, ist das einzige, was mit dir in Verbindung gebracht wird. Wieder und wieder geht es nur um den Schlag, den du abbekommen hast. Er wird wieder und wieder gezeigt, erzählt, von Freunden bewitzelt… Als definiere dieses Erlebnis dich. Es wird sogar zu deinem Spitznamen. Leute bezeichnen dich damit. Ja, es ist dir geschehen, ja es geschieht auch anderen, aber es jeden Tag vor die Nase gehalten zu bekommen, obwohl du so viel mehr bist, als dieses Erlebnis, das verletzt. Und das ist ja nicht mal ein guter Vergleich, was reproduzieren wirklich bedeutet, wenn du von Rassismus betroffen bist - aber Verständnis zu schaffen, für etwas, was man nie im Ganzen begreifen wird, das ist schwer.

Reproduzieren. Noch ein Beispiel anhand von mir. Ich bin psychisch krank, ich habe sogar eine Persönlichkeitsstörung. Es gibt viel über das Warum zu erzählen und auch über das, was gut daran ist - aber alles, was ich in Büchern über Menschen mit psychischen Beschwerden lese und höre, sind Probleme, die sie haben. Sie werden über ihre “Probleme” definiert, dabei habe ich z.B. nur ein Problem mit der nicht für Menschen wie mich geformten Gesellschaft - ich selber bin gar kein Problem. Ich würde mich als völlig gesund betrachten, müsste ich nicht für das System funktionieren, dass es, als die Menschheit sich entwickelte, gar nicht gab. Das System macht mich krank. Nicht mein Gehirn. Ich würde mir wünschen über Menschen wie mich zu lesen, ohne zu werten. Ich will einfach in Büchern existieren, ohne das Problem zu sein oder zu leiden. Besonders nicht, dass mich Autor*innen dafür nutzen, Leid zu erfahren oder zu verursachen.

Positives Reproduzieren. Ähnlich schlimm, trotz des Wortes “positiv” ist nett gemeintes Reproduzieren. Jemand hat eine Behinderung, und weil man zeigen will, dass man kein behindertenfeindlicher Mensch ist, kommt es wie: “Ich mag Menschen wie dich.”
Jemand ist schwul. Um zu zeigen, dass man kein homophober Mensch ist, kommt: “Ich mag Menschen wie dich.”
Ach… genau, weil wir ja zu Leuten ohne Behinderung und zu heterosexuellen Personen auch herausstreichend sagen: “Ich mag Menschen wie dich.” - Das käme uns nie in den Sinn, weil sie nicht diskriminiert werden. Der vermeintlich positive Satz streicht nur eine angebliche Andersartigkeit heraus. Wir grenzen damit Menschen aus, weil sie angeblich so anders sind.
Ein Mensch aus einem anderen Land lernt schnell die Sprache des neuen Landes, in dem er wohnt. Gebürtige sagen: “Wow, ich bin so stolz auf meinen Ausländer, dass er das geschafft hat.” - Klar, es ist ne Leistung eine Sprache zu lernen, aber wieso sind wir stolz? Weil MENSCH das gelernt hat, oder weil Mensch aus einem anderen Land das gelernt hat … weil das Land … vermeintlich rückentwickelt ist? Oder Leute aus dem Land weniger intelligent sind? - Dem default Gehirn des Menschen ist doch das Land egal, aus dem Mensch kommt. Und dann gibt es Sätze zu in Deutschland gebürtigen Menschen, wie: “Du sprichst ja gut Deutsch!”, einfach nur weil jemand aufgrund der Hautfarbe davon ausgeht, dass die Person es nicht kann. Das ist falsch. Das ist Rassismus.
Ihr seht, Diskriminierung kommt auch im Mantel des netten Wortes. Es geht nicht darum, Menschen, die unterdrückt werden, auf einen Thron zu heben und ihnen eine Schärpe mit “Du bist anders, aber toll” um zu hängen… Es geht um Neutralität. Menschen existieren. Sie vollbringen Gutes, sie vollbringen Schlechtes. Manche Person ohne Beine sieht sich als leidend und beeinträchtigt, andere nicht. Es steht nicht an uns, das zu beurteilen. Wir müssen zuhören.

Ja, manchmal müssen wir wirklich eingreifen und helfen, aber nicht, weil wir selber beurteilen, ob jemand etwas kann oder nicht / sondern weil aktiv Gefahr droht.

Die kleinen Details

Du meinst, in deinem Manuskript gibt es keine Ismen? Ganz sicher? Dann frage ich dich: “Wie hast du die Hautfarbe deiner Protagonisten beschrieben?” Welche Worte hast du dafür genutzt? Vielleicht blanke im Vergleich zu den Weißen? Oder gar Exotisch inspirierte? Hast du überhaupt diese Thematik im Buch? Wenn nein, wieso? Hast du die Weißen auch beschrieben? Weil wenn du nur beschreibst, dass jemand brauen Haut hat, wieso gab es dann kein Wort über eine beige Hautfarbe? Gleichstellung bedeutet gleiche Behandlung, vor allem im Neutralen. Und Weiße haben keine weiße Haut, meist ist sie rosa, hellrosa, beige. Ich kann dir nicht viel Hilfestellung zum Thema Rassismus bieten, ich bin Weiß. Aber ich kann dir ans Herz legen, die entsprechenden Expert*innen dazu aufzusuchen und dich beraten zu lassen.

Ableismus

Worüber ich sprechen kann sind LBGTQIA+ Themen und Ableismus.

Benutzt du im Erzähltext Begriffe wie: dumm, blöd, bescheuert, irre, wahnsinnig?
Nun das sind ableistische Begriffe. (Ableismus: Behindertenfeindlich) Begriffe wie: Bekloppt, Idiot etc. sind feindlich auf die Intelligenz abzielend, und stellen dar, dass mangelndes Wissen und mangelnde Intelligenz als etwas “schlechtes” ist, was abzuwerten ist. Klar, viel zu wissen ist praktisch, aber jemand, der weniger weiß, ist nicht weniger wert. Wir sind alle unterschiedlich schnell und langsam, aber kommunizieren können alle lebensfähigen Wesen - und das ist der Schlüssel. Es gibt millionen Menschen, die klüger sind als ich, gebildeter - das macht mich nicht zu einem schlechten Menschen oder zu einem weniger wertvollen. Viele Menschen sind klüger als du, können mehr als du, das wertet dich nicht ab.
Die Lichter des Saals waren der reine Wahnsinn. < Kommt als Beschreibung, egal ob Situation oder nicht, aus der Idee eines verlorenen Verstandes, der so extrem anders ist, dass man nur erstaund den Kopf schüttelt. Wahnsinn = löst Schock aus. Damit werden psychische Probleme und Krankheiten wieder mit einer Art “Schockiert sein” gleichgestellt. Ja, wir dürfen schockiert sein, wenn Menschen leiden, aber über das Leid, nicht über den Zustand selbst. Ich bin auch nicht schockiert, dass die Grippe existiert, das ist etwas wissenschaftliches logisches, maximal bin ich erstaund über die Natur… aber ich bin schockiert über das Leid, was Menschen dadurch erfahren.

Indem wir Begriffe wie “dumm” benutzen, um eine Person oder eine Situation, sogar uns selbst zu beschreiben, verschieben wir den wahren Diskurs: Was war das eigentliche Problem? Hat jemand meiner Meinung nach (ganz wichtig, MEINE Meinung) undurchdacht gehandelt? War die Person nicht ausreichend ausgebildet, aufgeklärt? Das alles bezeichnet das Problem näher, und ist für eine Diskussion, das Lösen des Konflikts dienlicher.

Klar, unsere Charaktere können sich verbal durchaus mit “dumm” und Co. austauschen im Dialog, aber… da sind wir wieder bei der Fragen: Wieso? - Bücher haben die Macht Sprache zu formen, das haben sie schon immer. Sprache ist im Wandel mit der Kultur. Es geht nichts verloren, geht nichts kaputt - Sprache ist Spiegel der Gesellschaft. Welche Gesellschaft will ich formen? Meine Worte in meinen Büchern tragen dazu bei. Indem meine Charaktere also nicht ableistisch sind, zeige ich, ohne es zu thematisieren, dass man mit Konflikten auch anders umgehen kann, dass es auch andere Worte gibt, um zu fluchen.

Natürlich kann Ableismus auch bewusst genutzt werden. In einer meiner Geschichten behandelt sich ein Charakter selber ableistisch, was ja sehr oft vor kommt in unserer Gesellschaft. Das wird aber auch thematisiert und nicht stehengelassen, obwohl es nicht das Hauptthema ist.

Hier eine kleine Liste meiner zielführenden Beschreibungen, anstelle von ableistischen Wörtern.

Die ableistischen Wörte hier sind alle zurückzuführen auf abwertende Begriffe rund um psychische / physische Behinderungen / Erkrankungen / Beinträchtigungen / dem glauben es wäre eine Krankheit - ich erlaube mir das Ausschreiben als betroffene Person.

  • Das ist ja irre / der Wahnsinn / verrückt > Das ist ja abstrakt, krass, überwältigend

  • Dumm, blöd gelaufen > Unglücklich, ungeschickt, undurchdacht, schief gelaufen, vermasselt

  • Bist du bescheuert? > Wo bist du denn gedanklich abgebogen? Das was du glaubst, stimmt so nicht / sehe ich anders.

  • Blödmann / Idiot / Dummkopf > Grobian. Rüpel. Flegel. (achtung, das sind immer abwertende Worte)
    Alternative wäre Person / Mensch / den Namen zu nennen und das Problem zu beschreiben, anstelle eines einzelnen Schimpfwortes. Oder auch etwas kreatives wie: “Du Gemeiner, du!”

  • Hysterisch > Hysterisch meint eigentlich stark aufgeregt, gestresst - das Wort kommt von Männern, die Frauen ihre Rechte nehmen wollten, wenn sie es gewagt haben, Widerworte zu geben / zu streiten. Hysterisch bedeutet Gebärmutter übersetzt. Es war eine medizinische Diagnose basierend auf dem Uterus und aufgeregtem Verhalten. Dass das aufgeregte Verhalten bei unterdrückten Personen normal ist, die bis vor wenige Jahrzehnte auch in Deutschland noch legal Leid erfahren durften, wegen ihrer Organe, das sickert erst langsam in das Bewusstsein von cis Männern. Auch gab es Fehldiagnosen, wirkliche psychische und physische Leiden wurden übersehen “Frau” war ja nur “Hysterisch”.

Noch mehr Aufklärung: https://twitter.com/Ashducation/status/1372957671276605443

  • rumkrüppeln, verkrüppelt, krüppelig, abgedreht, absonderlich, abnorm (Context), gestört, wahnhaft, das ist ja krank (je nach Context), Arschgeige (Homophob), kerngestört, übergeschnappt, völlig Banane, plemplem, hat sie nicht mehr alle, Rad ab, nicht alle Tassen im Schrank

Ich denke, es ist klar, wie diese Begriffe aufgelöst werden können. Achtung: Augenmerk auf das Detail. Ableismus ist in “doof” klar zu erkennen, steckt aber auch in “Nicht alle Tassen im Schrank”.

Brutale Schocker

Es gibt ihn, den Drang brutal zu schocken, all die Ismen zu nehmen, zu reproduzieren - “BLUT LEID TOD, seht mich an, ich schreibe schockierende Bücher” - Vielleicht hast du so etwas schon mal gelesen und dich gewundert. Fühlt sich an wie die übergriffigen Kommentare von Kerlen am Straßenrand. Nun hat auch eine ähnliche Grundlage: Macht durch Verletzen.

Woher kommt der Drang? Manche kosten gerne von der Macht, die das heteronormative Weiße Patriachat sich aufgebaut hat. Es ist der Weg des geringsten Widerstandes und nie war es leichter, dass Menschen mit Macht einen beklatschten, als wenn man ihren Schmutz reproduzierte. Unterdrückende sind an der Macht. Das ist einfach ein Fakt. So hat sich das System aufgestellt. Wenn man sich ihnen anschließt, ist man scheinbar auf der sicheren Seite - unterdrückt, ja, aber beschützt vom Unterdrücker - das ist durchaus eine verständliche Angstreaktion, kommt aber mit einem hohen Preis: der Freiheit.

Der Verlockung von Macht muss man sich als Autor*in stellen, sich ihrer bewusst sein und sie dann ablehnen.
Schreibende haben Macht über Geschichten - das schafft Verantwortung.

Du willst einen Savespace? Den findest du nicht bei Menschen, die dich und andere als minderwertig ansehen. Dort findest du vielleicht einen Käfig und eine Leine, die dir Sicherheit vermitteln sollen, aber sie geben nur so viel Freiheit und Sicherheit, wie der Besitzer dir zuspricht, während er viel mehr besitzt.

Das klingt alles drastisch oder? Ist es auch teilweise, aber Unterdrückung muss nicht immer laut sein oder mit Schlägen untermauert, um die eigene Welt im Griff zu haben. Die Schläge findet ihr überall - vor allem aber in unserer sehr jungen Geschichte.

Sexismus

Ach da könnte ich ganze Webseiten alleine mit füllen. So viel sei mit auf dem Weg gegeben: Romanzen beinhalten leider viel Sexismus - und wenn das auch manchmal realistisch ist, so ist es dann ein Problem, wenn es zu einer toxischen Beziehung kommt und Missbrauch als romantisch in Büchern beschrieben wird.

Nein, es ist nicht romantisch, wenn:
- Edward sie heimlich durch ihr Fenster beim Schlafen beobachtet.
- Ein Typ sich Telefonnummer und private Informationen besorgt, um “sie” zu überraschen.
- Aus einem “Nein” ein “Komm schon Baby wird” und dann zu dem führt, was sie nicht wollte. Es aber so gedreht wird, dass es ihr gefällt.
- Über Hobbys abwertend geschmunzelt wird.

“Hilfe, ich hab was problematisches reproduziert!”

Also ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch unbemerkte, problematische Ausdrucksweisen und Darstellungen in meinen Büchern habe. Früher war mein ganzer Content voll davon - wieso? Weil ich keinen Plan hatte.

Wir sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der uns, ob betroffen oder nicht, eine Norm eingetrichtert wird, die andere unterdrückt. Und ja, wir merken das nicht. Und selbst wenn wir es merken, dann ist es immer noch sehr schwer alles auszuräumen. Das braucht Zeit.

Nein, ich springe nicht entrüstet auf, wenn ich ein paar ableistische Worte in Büchern lese. Auch nicht, wenn das menschenfeindliche Weltbild unserer Gesellschaft nicht kritisiert wird etc. - Wir lernen ja nicht mal in der Schule über all das, wenn man nicht zufällig auf die Aufklärung stößt, woher soll sie kommen?

Ich springe erst dann entrüstet auf, wenn jemand wie JK Rowling darauf hingewiesen wird, dass die Inhalte schwer problematisch sind und sie nicht mal hinhört.

Zuhören. Lernen. Verstehen. Achtsam sein.

Wir können es nicht allen Recht machen, aber es ist auch der Ansatz unserer Versuche dahingehend, der entscheidend ist. Und wenn Betroffene sich die Mühe machen, uns auf unsere Fehler hinzuweisen, dann akzeptieren wir das und arbeiten an uns. Erwartet nicht, dass Betroffene, die viele kleine Aggressionen durch Sprache und Erleben über den Tag ansammeln, euch mit Samthandschuhen anfassen. Vor allem ist es nicht ersichtlich, ob man z.B. einem Rassisten gegenübersteht oder jemanden, der internalisierten Rassismus unwissentlich reproduziert. Beides tut gleich weh, aber mit dem einem kann man nicht reden, mit dem anderen schon. Es ist dann auch nicht an uns, die Ismen reproduziert haben, um Vergebung zu betteln - wir sind nicht der Mittelpunkt der Diskussion. Konzentriert euch immer auf den Schaden, der entstanden ist. Steht zu eurer Schuld. Ja, wir sind harmoniesüchtige Wesen, aber Fehler eingestehen und sie zu tragen führt zu wahrer Harmonie - und zu einem Lernprozess. Auch die leise Angst, etwas falsch zu machen, ist gesund. Angst ist eine gesunde Emotion. Sie soll uns helfen, achtsam mit einer Situation umzugehen. Na prima, genau das war der Ratschlag schon zu beginn: Achtsamkeit. (Dabei mag ich das Wort seit der Therapie nimmer hören XD)

Wem zuhören?

Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Aufklärungscontent und Hassaufklärung. Unter dem Deckmantel der Aufklärung und der Marginalisierung nutzen auch dort wieder Leute die damit im Zusammenhang stehende Macht aus, um andere zu verletzen. Leider gibt es das überall. Worte können auch zur Gewalt werden, vergesst das nie. Und nein, ihr müsst das nicht ertragen. Jeder Mensch hat eine andere Schmerzgrenze.

Politiker, die nicht so funktionieren, wie man es sich wünscht, mögen zwar falsch handeln, sogar menschenfeindlich, ihnen aber den Tod zu wünschen ist genauso falsch. Wir erreichen das Miteinader nur, wenn wir jeder Person den gleichen Wert zumessen, unsere Gefühle ehrlich kommunizieren und von Gewalt absehen. Es gibt zwar die Ausnahme der Selbstverteidigung, doch selten ist verbale Gewalt ein gutes Selbstverteidigungsmittel (kann aber auch vorkommen).

Du erkennst deine passende Gesprächsperson an der Kommunikation aufrichtiger Gefühle. ABER, wenn du jemanden verletzt hast mit deinen Worten / Handlungen, erwarte nicht, dass gerade marginalisierte Menschen dich mit Watte anfassen. Auf Leid folgt Leid und wenn du Teil dessen wirst, wollen sich Menschen vor dir schützen, egal ob du absichtlich Leid verursacht hast oder nicht. Wenn jemand also Schreit und Weint und Schimpft, frag dich erstmal: Wieso?

Irrtümer

Nicht jeder, der dich eines Fehlers bezichtigt, muss recht haben. Leute werfen gerne mit Begriffen wie Rassismus und Sexismus um sich, auch wenn sie gar keine Ahnung haben. Insbesondere Nichtbetroffene. Da werden dann Streits zwischen unterschiedlichen Geschlechtern gleich als “toxic white man red flaggs” bezeichnet, weil man das mal irgendwo gehört hat. Ja, kein Scherz. Gab es mal in einer Review zu meinen Büchern, weil sich zwei Charaktere emotional aufgeladen gestritten haben und nun, da war eine Person davon männlich gelesen. Hach.


Gutes Beispiel für problematische Inhalte in einem Kinderbuch, in diesem Fall Harry Potter: https://www.youtube.com/watch?v=-1iaJWSwUZs

Es beginnt alles mit einer Idee.