
Marketing mit ua. Social Media
Für Bücher- und Stiftschwingende ohne Budget und Zeit
Nein, das hier ist nicht der ultimative Marketing-Guide zum Erfolg - mit 1000 Versprechungen frisch vom Tagesmenü eines Online Coaches. Ich erkläre euch hier, was Marketing für EUCH in der Artbubble bedeuten kann - und wie ihr es euch maximal leicht macht. Alles ohne KI, alles leichter, als mit KI.
Das ist meine Erfolgsgeschichte, aus meiner Realität, mit meinen Möglichkeiten, Kontakten und Erfahrungen. Es gibt noch viel mehr als das hier. Aber der Einblick ist schon ziemlich tief, denn ich spreche hier von in der Tat über 20 Jahren Erfahrung, denn meine ersten zarten Schritte in den Bereich Werbung, Veranstaltungen, Events, Vermarktung ging ich bereits als Teenager - ua. durch den Beruf meiner Mutter, aber auch durch meine soziale Arbeit im Bereich der Gleichstellung.
Lebenslauf als Beleg für Erfahrung? Das wird etwas kompliziert.
Aber wie meine Expertise einschätzen, ohne Kontext?
Ich bin mehrfach marginalisiert und Zugang zu all dem hier habe ich über die seltsamsten Wege erhalten. Ich bin behindert, Autist, habe ADHS, bin chronisch krank, hatte keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Studium, keine stabile finanzielle Lage, ich hab nicht die Mittel und Energie, um viel rauszugehen und Hände zu schütteln - ich besitze nur wenig soziale Batterie und eine soziale Behinderung. Und ich wurde von großen, weltweit arbeitenden Firmen zur Beratung angefragt - habe Netzwerken geholfen, Erfolgskonzepte zu entwickeln - habe hinter großen Namen gestanden und beraten - und geholfen, Kanäle groß zu ziehen - weil ich gut in dem bin, was ich tue, denn ich sammele Lebensrealitäten wie andere Leute Pokémon Karten. Deshalb schreibe ich Bücher über Menschen. Deshalb habe ich Einblick in viele Bereiche vieler Leben. Zudem habe ich schon Social Media betrieben und dadurch Geld verdient, da hatte es noch keinen Namen und die Mehrheit dachte, man könnte damit Geld machen. Durch meinen Wandel zwischen Comic Verlagen, Kunstschaffenden, Sozialer Arbeit, Aktivismus, Gaming Branche, Buch Branche, aber auch der Arbeit als mini Agentur für die Gestaltung und Werbung von Kund*innen aus meinem kleinen Ort, von Bistro bis Biogasanlage - hab ich wirklich viele Ecken mitgenommen - dabei war ich auch immer nah an den Endverbrauchenden, Teil der kaufenden Community - und kann entsprechend komplexe Verknüpfungen zwischen Statistiken und Umfragen ziehen.
Ich habe aus ganz wenig sehr viel gemacht - und wegen meiner Einschränkungen, mit dem Bruchteil an Möglichkeiten, die anderen zur Verfügung stehen. Und selbst wenn ich mal Glück hatte, baute dies nur darauf auf, dass ich etwas Gutes zu bieten hatte, um die Gelegenheit überhaupt erst zu erhalten und sie nutzen zu können.
Disclaimer
Marketing durchgespielt
Wieso macht mein Verlag kein Marketing für mich?
Marketing machen
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Was ist Marketing?
Was ist Marketing? Eine Strategie, um etwas zu verkaufen / bekannt zu machen / die richtigen Leute zu erreichen. Es geht also nicht einfach nur um Geld. Denn wir sprechen hier von Kunst als Produkt - und das ist komplizierter.
Du kannst Marketing für deine Comics nutzen, die du in deiner Freizeit malst, mit denen du kein Geld verdienen willst, die du aber gerne mit Leuten teilen würdest, die Freude mit deinen Werken hätten. Geld ist nicht die einzige Währung, Anteilnahme, Interaktion, Emotionen, der Austausch von Realitäten, das alles kann man als Handel sehen.
Normalerweise verkaufen wir ein Produkt, das der Markt, also die Kaufenden brauchen und wollen. Dabei versuchen wir, die Erwartungen zu erfüllen und im Marketing dabei korrekte Versprechen zu formulieren, die Darstellung so zu gestalten, dass wir unsere Kundschaft erreichen - und sie uns vertraut.
Was ist Kunst in diesem Zusammenhang? Kunst kann für eine bestimmte Zielgruppe erstellt werden oder sie existiert aus uns selbst heraus und muss ihre Zielgruppe erst finden. Oft ist es ein bisschen von beidem. Ja, auch wenn ihr ein Buch für den Markt schreibt, ist es Kunst. Kunst muss kein innerer Ausbruch eines abstrakten Tanzes zum Ausdruck emotionaler Tiefe sein, die ewig unter der Oberfläche brodelte. Kunst kann einfach sein, schlicht, fein, stumpf - und für andere. Wenn ich Kunst erschaffen will, die andere berührt und für sie spricht, diesen Menschen eine Stimme gibt, oder ich will Kunst erschaffen, die anderen neue Welten aufzeigt - letztlich soll meine Kunst vielleicht auch andere einfach nur erheitern - dann ist das alles unter dem großen Bereich der Kunst abgedeckt. Wir müssen uns frei machen von dem Gedanken, dass ein Produkt keine Kunst ist, nur weil es für den Markt oder gar den Mainstream erschaffen wurde. Genau so kann Kunst, erschaffen für mich in aller Stille, den Mainstream erreichen und dort aufblühen. Wichtig für unser Marketing ist letztlich eines: Nein, ihr verkauft euch nicht, weil ihr an Marketing denkt. Nein, euere Werke sind auch dann noch immer Kunst.
Und eine weitere gute Nachricht: Es gibt immer eine Zielgruppe.
Es stellt sich immer nur die Frage, ob wir diese wählen wollen oder nicht - und wie groß sie ist, was sich damit anfangen lässt und was ihr damit anfangen wollt.
Disclaimer
Die folgenden Inhalte werden sehr viele Themen beinhalten, die mich direkt betreffen, weil ich diese am intensivsten durchrecherchiert habe. Als queere Person ist das unter anderem die Vollkatastrophe, die sich Pride Vermarktung nennt, aber auch die Rolle der Frau* in der Werbung. Deshalb wird euch dieser Artikel verdammt schwul und ziemlich feministisch vorkommen. Dort finden sich aber großartige Beispiele und ich hab eben entsprechendes Fachwissen.
Zudem komme ich aus einer Auto- und Fußball Familie, profitiere von der Erfahrung meiner Familie in großen Firmen - und natürlich meiner eigenen Arbeit in der Werbung mit kleinen Handwerkern, Ferienhäuserbesitzenden und ua. großen Marken, die Milliarden Umsätze weltweit machen. Ich habe Marketing nicht studiert oder etwas der gleichen als Ausbildung gelernt, ich bin lediglich als Baby in den Topf mit Zaubertrank gefallen - ich bin schlichtweg mit Social Media aufgewachsen, nein, nicht wie ein Gen-Z - ich habe schon Internetvermarktung genutzt, da konnte man nach dem Betätigen des Einschaltknopfes am PC erstmal Kaffee kochen gehen. Ich hab mit 15 meine erste eigene Onlinevermarktung meines Comics angestrebt, weil ich Freunde finden wollte, die mögen, was ich mag. Das ist 22 Jahre her. Später wollte ich, dass meine kostenlosen Zeichen-Tutorials die richtigen Menschen erreichen, eben Leute, die wie ich kein Geld für Kurse und Bücher hatten. Danach bemühte ich mich dann um Zuschauende für meine Let’s Plays auf YouTube, weil ich endlich auch mal “meine” Bubble haben wollte, ich wollte Leute finden, die wie ich sind, ich hab mich allein gefühlt. Marketing nicht fürs Geld. Aber das kann ich auch. Marketing hat dazu geführt, dass ich 2 Jahre lang von den Verkäufen eines Buches leben konnte - und einige meiner Kolleg*innen aus der Branche sind wegen meiner Arbeit an ihren Social Media Kanälen jetzt unter den ganz großen, mit Millionen von Abonnenten. Wieso ich nicht? Krank, behindert, bisschen zu schwul für die Medien, chronisch ausgebrannt - da hat man nicht so viel Zeit und Energie für 1.000.000 Leute unter seinen Fittichen - und ich lebe trotzdem von meiner Internet-Arbeit. Ich hab mich bewusst gegen den großen Erfolg entschieden, denn der ist gar nicht notwendig, vor allem aber für viele nicht zu leisten.
Sehr viele Themen, die ich hier anführen werde, sind mit Quellen und Studien belegt. Manchmal werde ich der Einfachheit halber Wikipedia verlinken, weil dort unten die gesamte Quellsammlung ist, um die es mir geht. Manchmal kann ich aber auch nur über persönliche Erfahrung und persönliche Analysen sprechen. Viele der Quellen sind nicht meine Recherche Quellen, denn ich wusste die Inhalte bereits durch Allgemeinbildung, ich habe dieses Wissen dann nachrecherchiert und die entsprechenden Quellen verlinkt - und btw. alles gelöscht oder angepasst aus meinem Wissen, was sich als Quark entpuppt hat - tbh. das meiste ist nur noch schlimmer geworden, nachdem ich mich durch Studien gewälzt habe. Wieso mache ich das hier noch mal? Ach ja, damit ihr Marketing machen könnt - und ich lern einfach gerne das, was ich meine, zu wissen. Was ein Opfer ich doch bin.
Wem der Inhalt dieses Artikels zu “woke” ist, den muss ich enttäuschen: Marketing ist woke. Du musst die Wahrheit hinter den Systemen verstehen, um sie ausnutzen zu können. Du kannst als große Firma initial nur etwas als schlecht framen / bewusst negativ darstellen, wenn du weißt, dass das gelogen ist. Dass Glaubende dieser Lüge dann irgendwann aufspringen und sie nachsingen ist klar - aber man möchte ja nicht zu den Nachspringenden gehören, right? Springer - das ist so ein Wort, das mag man hier nicht (lol). Also bleibt nichts als die große, grausame Wahrheit, dass ganz viel unserer Realität inzwischen nichts weiter als der Versuch ist, uns Produkte andrehen zu wollen. Was einen dann furchtbar wütend und furchtbar woke macht.
Wir werden auch oft über Manipulation sprechen - dabei muss Marketing nicht Manipulation bedeuten. Es ist nur leider oft Teil davon und wichtig, um die Strukturen und Psychologie zu verstehen - vor allem, um Menschen anzusprechen, ohne ihnen Lügen in den Kopf zu setzen. Andererseits können wir durchaus psychologische Taktiken nutzen, um fälschlich als negative geframte Konzepte ins korrekte Licht zu rücken - was besonders wichtig ist, wenn die eigenen Produkte eventuell Themen abdecken, die in der heutigen Gesellschaft zu Diskriminierung führen.
Marketing durchgespielt
Und was das mit Feminismus zu tun hat.
Gründe für das Projekt: Du schreibst gerne, um des Schreibens willen. Du liebst es, verschiedene Handlungsstränge aufzubauen, Realitäten kennenzulernen, bist frei für Genre und Co., weil du das alles spannend findest. Literatur selbst hat dich am Haken und theoretisch würdest du gerne jede Geschichte erzählen. Dann ist es ziemlich einfach, in den Genre zu schreiben, die sich gut verkaufen. Du kannst deine Kunst ausleben und hast große Chancen davon finanziell zu profitieren, was dir wieder erlaubt, mehr Kunstexperimente zu wagen, die sich nicht verkaufen müssen.
Ein Trend ist etwas, das viele Leute mögen. Die Chance ist auch hoch, dass du irgendeinen Trend richtig magst. Was soll es denn werden?
Romantasy.
Fantasy Romance Bücher
Potenzial: Nein, das ist nicht unbedingt der große Verkaufsschlager, wie alte weiße Männer, die Angst vor diesem Genre haben, uns immer vermitteln wollen. “Romantasy ist überall! Aber ist das überhaupt Fantasy???” Es ist ein Untergenre von Fantasy, verdrängt Fantasy nicht, wird aktuell echt gerne gekauft, weil fantastische Elemente und Romance eine tolle Kombination sind von harmloser Plüsch bis Powerfantasy über Kink - vor allem doch in einem Land, dessen Märchen angeblich so wichtiges Kulturgut für alte weiße Männer sind … Naja. Wie immer, wenn Frauen* an etwas Freude empfinden. Wieso erzähle ich dir das überhaupt? Weil das bereits Teil des Marketings ist. Jedes Genre hat seine Hintergründe, seine Pros und Contras. Kenne deine Zielgruppe, kenne auch den Gegenwind, wenn es ihn gibt. Gerade der Gegenwind zu einem Thema macht es uns oft leicht, unsere eigentliche Zielgruppe zu finden, denn auf der wird herumgehackt, als gäbe es kein Morgen mehr. Insbesondere, wenn du für jene Zielgruppe schreiben willst. Das Marketing beginnt hier mit der Idee. Du schneiderst dein Produkt auf deine Zielgruppe zu und das ist im Buchmarkt etwas besonderes. Es ist eine tolle Herausforderung und lässt dich vermutlich viele neue Realitäten und Bereiche deines Kunsthandwerks entdecken.
Warum? - Diese Frage führt dich nicht nur durch das Schreiben eines Buches, wortwörtlich durchs Leben, sondern natürlich auch durch dein Marketing. Romantasy gibt mir ein wunderbares Startthema, denn wir werden dabei viel über Frau* und Mann* sprechen - eines der größten Themen in der Vermarktung, sogar, wenn es um Senf geht …
Wieso lesen gerade so viele Frauen diese Bücher?
Wieso hassen so viele Männer diese Bücher?
Welche marginalisierten Gruppen lesen dieses Genre?
Wie groß sind die jeweiligen Gruppen?
Was ist diesen Gruppen wichtig und warum?
Wie platzieren andere Schreibende dieses Genres sich im Netz?
Wieso stellen sie ihren Content entsprechend dar?
Jemand aus dem Marketing kennt sofort die Antworten auf diese Fragen oder die Wege dorthin. Aber du, wenn du es nicht gelernt hast, vermutlich nicht. Deshalb machen wir das ganze ja hier. Wie beantworten wir jetzt also diese Fragen und was fangen wir mit den Antworten an?
Recherche: Manches können wir ganz stumpf googeln. Es gibt andere schlaue Köpfe, die sich bereits mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Und das sollten wir auch. Wir können viel aus unserer eigenen Erfahrung und unserem Wissen schöpfen, aber nur ein bisschen Unwissen reicht aus, und wir übersehen vielleicht das wichtigste oder unsere Annahmen sind trotz gefühlter Logik, aufgrund mangelnder Fakten einfach falsch. Nur weil eine Antwort sich aus unserer Realität heraus richtig anfühlt, ist sie das nicht. Ich musste damals schmerzlich lernen, wie sehr im Verkauf manipuliert wird und Systeme ausgenutzt werden, um so etwas simples, wie eine Zahnbürste zu verkaufen. Ehe wir in die kleinen Bereiche des Buch/Kunst Marketings steppen, möchte ich diesen Schritt hier nutzen, um mit euch über das große ganze Zusammenspiel zu sprechen.
Wieso lesen gerade so viele Frauen diese Bücher?
Aus unserem Grundverständnis heraus wissen wir, dass Romantik ein Bereich ist, der gesellschaftlich Frauen zugesprochen und Männern abgesprochen wird. Da feminine Dinge in diesem Zusammenhang als schwach und nicht erstrebenswert gelten, wird dieses Thema in bestimmten Bereichen des Lebens oft abgewertet. Das ist gesellschaftlich übergreifend und muss sich nicht mit unserer eigenen Realität decken. Diese Informationen beziehe ich aktuell nicht mal aus meiner umfassenden Erfahrung gerade mit Feminismus, sondern ganz stumpf aus der Art, wie Produkte beworben werden. Männer Deos müssen als knallharte, düstere, einfache Hygiene verkauft werden - Frauen Deos werden als zart, sinnlich und im Idealfall als Lebensveränderndes Erlebnis dargestellt. Graue Rasierer for men kosten weniger, als pinke Plastikdinger for women. Ob wir wollen oder nicht, ob wir nun zu dem einen oder anderen Rasierer greifen, es wird uns ins Gesicht geschaufelt, womit wir uns zu identifizieren haben, basierend auf unserer Geschlechtsidentität. “Jungs weinen nicht” führt nachweislich zu der erhöhten Depressionsrate und teilweise einer negativen Beeinflussung Gefühle zu verarbeiten und Nähe zuzulassen. Ja, Gehirne sind hormonabhängig und es gibt durchaus Unterschiede in der Verarbeitung, allerdings sind die nicht so groß und schwanken innerhalb der Geschlechter ebenfalls - es ist nicht natürlich, dass Frau pink mag. Immerhin war diese vor vielen Jahren eine reine Farbe für Männer. - Wer hat es geändert? Das Marketing. Aha, du siehst so langsam, worauf ich hinaus will.
Wenn du als Mann Romantasy schreibst, hast du es schwerer, denn du bist gesellschaftlich benachteiligt und hast viel mehr manuelle Arbeit in Romantik investieren müssen, als Frauen. Dir sind diese Bereiche nicht einfach so zugänglich gemacht. Egal, wie gut deine Familie dich diesbezüglich erzogen hat. In der Werbung will man dir als Mann dennoch Motoröl Duft für die Haare verkaufen, weil DAS ist männlich und alles andere wird als falsch geframed, damit du auch ja schön das Motoröl kaufst, denn man hat dir ja eingeredet, dass das zu deiner Identität gehört. Aber eventuell ist dir das total egal. Dennoch drückt man dich automatisch immer wieder in diese Bereiche - ob du willst oder nicht - gleichzeitig wirst du vermutlich erleben, dass man dir die Echtheit deiner Literatur nicht einfach so abspricht, weil du Dinge hören wirst wie: “Naja der Mann macht es halt korrekt mit dieser Romantasy” - obwohl es keinen Unterschied gibt. Eventuell macht “Mann” sich aber auch über dich lustig, weil du Romantasy schreibst und keine “echte Fantasy”. Du hast Privilegien als Mann und genau so aber auch Nachteile, basierend auf diesem System, das gerne bestimmen will, womit du dich identifizierst und was du gut zu finden hast - weil es davon profitiert. Allem voran politisch, aber auch … Und jetzt kommen wir zum Grund dieses erstaunlich feministischen Gebrabbels: Geschlecht ist im Marketing dermaßen tief verwurzelt, dass vollkommen egal was du verkaufst, es wird dir als Erstes ins Gesicht springen. Kontrolle über Personengruppen und was sie gut zu finden haben, ist eine sehr mächtige Strategie im Marketing. Es wird nicht nur die Zielgruppe identifiziert und gesucht, sondern regelrecht erschaffen. Alles, worüber ich hier sprach, gibt es als nackte, langweilige Zahlen.
Not so funny fact: Der Grund, wieso sich Frauen erst seit Anfang des 20. Jahrhunderst die Beine rasieren ist ua. Marketing. “The Unique Gift for Women … Milady Décolleté Gillette is welcomed by women everywhere-now that a feature of good dressing and good grooming is to keep the underarm white and smooth”. White? Ew… Nun, dss eine Anzeige von 1915 auch noch rassistisch ist, ist ja nicht verwunderlich. Aber was ist dieses “Nun, da es zu guter Körperpflege gehört …” Ach? War das wirklich so?
Es wurde in den Medien als unhygienisch und männlich geframed, haarige, Achseln, Arme, Beine zu haben, die man ja in den nun trendigen Sommerkleidern sehen würde - einige Theorien gehen so weit, dass Haare Frau aufzeigten, wohingegen keine Haare für ein Mädchen sprachen - doppelwürg - ja unter anderem entsprachen die “weißen” Achseln sogar rassistischen Hintergründen - eventuell eine Kombination vor allem - sehr nützlich, damit Frauen auch endlich mal Rasierer kaufen. Denn wieso mit 50% der Bevölkerung zufrieden sein, wenn da doppelt so viele Geldscheine beim anderen Geschlecht winken? Es gab eventuell wirklich ein Bedürfnis von Frauen (das lässt sich nicht mehr gut nachvollziehen, was gegen eine große Masse spricht), sich zu rasieren oder gewisse Bereiche zu trimmen. Wir alle wissen, wie sehr Haare nerven können, denn sie wachsen nicht bei allen wenig oder kurz, können dick und stichig sein - nur das Framing als “unhygienisch” und “unweiblich” hat erheblich zu einer gesellschaftlichen Norm beigetragen, die für viele Leidensdruck erzeugt hat, wo keiner hätte sein müssen. Frauen wollen sich rasieren? Cool. Wieso zahlen sie dafür aber mehr? Wieso wird anderes von ihnen erwartet, als von Mann?
Leidensdruck erzeugt ein Muss - für das man eine Lösung dann kaufen kann. Nett ... Und es hat übrigens bis 2018 gebraucht, bis wir überhaupteinmal Achselhaare und Beinhaare von Frauen in der Werbung sehen durften - so stark daburisiert wurde Haarwuchs.Gewisse Rasierermarken nutzen diese Taktiken noch heute und drehen sich immer drastisch mit den Stimmen der Gesellschaft, bereit diese in Worte zu verpacken und sie zu kontrollieren. Es gibt einen Unterschied zwischen Reaktion auf Trend oder Formen eines Trends. Natürlich hat dies auch enormes, positives Potential - durch Marketing können toxische Gesellschaftsnormen aufgeweicht werden - das ist jedoch deutlich schwerer, als einen bestehenden Trend zu befeuern.
Pride Motive in der Werbung erhalten Zuspruch und Hass gleichermaßen, ua. auch weil hier die Gründe für Marketing so blank offen gelegt sind: Eine Sache zu normalisieren - oder gar, eine Identität anzusprechen. Wir sind sehr gewohnt, mit Werbung persönlich angesprochen zu werden, dass es bei Pride LGBTQIA+ Produkten zum Bruch dieser Gewohnheit kommt - da nur ein kleiner Teil bewusst betroffen ist. Plötzlich sind das Produkte, die immer für mich gestaltet waren, die nun die Farben von Menschen trägt, zu denen ich nicht zähle. Gut, ICH persönlich zähle dazu. Aber ich hab ähnliche Erfahrung gesammelt, als zur WM Zeit einfach auf allen Produkten, die ich sonst nutzte, irgendwas mit Fußball drauf war. Das hat nicht zu mir gepasst, ich wollte das nicht, es hat mich genervt. Obwohl ich aus einer Fußballfamilie stamme und ein Trikot im Schrank hängen habe, das ich mit den Zähnen verteidigen würde. Nur ist der Bereich Fußball nicht öffnend für Menschen wie mich, ich bin dort nicht willkommen und kann mich mit Massen-Media-Werbung deshalb nicht identifizieren - weil dieser Space mir bewusst abgesprochen wird. Kann man das eigentlich vergleichen? Fußballmotive und Pride? Ja und nein. In bisschen aus meiner Perspektive heraus, dass es bei mit Fußbällen versehener Werbung eben um eine Realität geht, zu der ich eine abgeneigte Haltung habe, weil sie mich ausschließt. Pride schließt niemanden aus, zeigt aber für viele ungreifbare Lebensrealitäten auf und ist mit vielen Lügen als etwas für mich schlechtes geframet. Ein Fußball auf einer Shampooflasche ist aber erstmal nur das Symbol eines Sports - und die Pride Flagge das Symbol von Personen, die diskrimminiert und unterdrückt werden, um Aufmerksamkeit und Rechte kämpfen. Und es gibt Marken, die haben deshalb ihr Marketing mit Pride Flaggen extra anders gestaltet - nicht als Branding, als handle es sich dabei um einen Sport - sondern als Symbol, dass ihre Marke sich um diese Menschen bemüht. Diese Vermarktung wurde entsprechend besser angenommen. Denn der Grund für Pride Motive ist ja überhaupt ein vorherrschender Hass und sich dem im Marketing zu stellen ist praktisch der Endgegner. Wenn du etwas nicht magst und siehst das Symbol davon, wird sich der Hass nicht auflösen - er bekommt eventuell sogar neue Argumente. “Die wollen uns alle schwul machen”. Einige Marken dachten, sie könnten durch ganz viel Pride ganz viel Geld machen. Etwas neues, was sie zum Trend formen könnten - weshalb sich für viele Menschen auch Queer, Gay und Pride anfühlt, wie ein Trend - ungleich den Fakten, dass es genau so viele queere Menschen gibt, wie vor der Entdeckung durch die Werbeindustrie - nur einige mehr sind geoutet, weil sie, ua. durch Marketing dachten, endlich leben zu dürfen. Dann gibt es Marken, die haben uns oft genug angelogen oder nerven mit übertriebenem Marketing, das schafft dann erst reicht keine Bindung, wenn die mit Prideflaggen herumwedeln, wie vorher mit anderen Methoden. Und am Ende des Tages fühlen wir uns alle unsichtbar und nicht repräsentiert, egal wie sichtbar und privilegiert wir als Zielgruppe vielleicht sind, denn es ist ein Kampf den Normen der Gesellschaft recht zu werden, den niemand gewinnen kann. Auf einmal Menschen, ungleich wie viel schwerer sie es haben, meinen Platz nutzen zu sehen, schafft Abneigung. Das nennt man übrigens schlechtes Marketing. Die Leute waren ja schon immer da, wenn sie jetzt ebenfalls als Zielgruppe von der Werbung entdeckt werden, dann verkaufen Firmen einfach nur gezielter an noch mehr Leute ihre Sachen. Niemand verliert dabei. Da aber Marketing mit Identität spielt, diese gar vorschreibt, wie wir inzwischen gelernt haben, kann es sich so anfühlen, als würde einem etwas weggenommen - wenn Marketing schlecht gemacht wird, schadet es damit allen - voran den Leuten, die eh dafür gehasst werden, dass ihre Interessen sich von großen Normen unterscheiden.
Das betrifft nicht nur queere Personen. Das geht Behinderten Menschen und alten Leuten ebenso. Über 70% der alten Menschen in der Werbung werden durch Männer dargestellt. Gehhilfen, Rolatoren und Co. sieht man unter 1 %. Oft sind ältere Personen Promis mit deutlicher verschleierung ihres eigentlichen Aussehens. Das Thema alter Leute in der Werbung? Gesundheitskram, Witze über ihr Alter, altbackene Darstellung als Nebenfigur oder gar als Kontrast zu jungen “tollen” Leuten. Dabei ist die Bevölkerungsgruppe Ü50 riesig und Ü50 so was von nicht “alt”. Wie von selbst wird dieser Altersgruppe eine Realität ohne neue Mode, neue Technik und vermeindlich jugendlichen Lebensstil abgesprochen, in der sie sich sehr wohl wiederfinden würden. Und wenn dann mal eine Frau mit 51 in hippen Klamotten ein unzufriedenes “Sheesh, Brudi ne”, von sich gibt, sind alle überrascht - überraschter noch, dass sie mit Ü51 nicht schon zur Mumie geworden ist. Das Bild des Alterns ist durch Medien vollkommen verzehrt und das, obwohl wir unsere alternden Verwandten als Beispiele teilweise täglich vor Augen haben. - Und egal wie viele Artikel ich für die Widerlegung / Untermauerung meiner Erfahrung und Schlussfolgerung bezüglich Ü50 Menschen in der Werbung auch gesucht habe, alle Artikel und Studien der letzten 15 Jahre geben erneut wieder und wieder an, dass alte Menschen sich nicht richtig repräsentiert fühlen, Stereotype das Weltbild verzerren und man es dringend besser machen müsste. Es ist gruselig.
https://www.genderleicht.de/altersbilder-in-den-medien/
https://www.marktforschung.de/marktforschung/a/werbung-spricht-senioren-nicht-an/
Marketing formt Realität. Wir sehen ständig überall Werbung und diese wird auch noch reproduziert. Nehmen wir noch mal das Pride Beispiel. Wo sehen wir denn überall queer? Wir sehen wenig queere Menschen, denn sie sehen nunmal aus wie Menschen und rennen nicht herum und brüllen dich an, sie wären queer - Wir sehen jedoch Produkte über sie, Sendungen über sie, hören von Gesetzen über sie - hören Gesichten darüber, dass queere Menschen herumlaufen und andere anbrüllen, sie wären queer - aber komisch, erleben tut man es dann doch eher selten. Eben so selten, wie Leute einen random anbrüllen. Tatsächlich kommt das bei Heterosexuellen häufiger vor, denn die tendieren dazu, überall knutschend herum zu stehen oder auf 95% der mit Paaren beworbenen Produkte zu kuscheln. Queer ist aber irgendwie immer nur: “Ja die Pride Leute da.” Über Betroffene. Nicht mit Betroffenen. Und weil es so viele Meinungen zu ihnen gibt, klickt sich jeder Artikel fantastisch - also gibt es noch mehr Artikel. Und noch mehr und mehr. Und hey, ein paar Infos ausdenken, um Kontroversen für noch mehr Klicks zu erschaffen, dass macht man sicher nicht für die BILDung, nein, für den Geldbeutel. Fake News. Nice. Wenn das mit Rentnern klappt und die Werbung es schafft, alles Ü50 aussehen zu lassen, wie bereits tot, dann doch auch mit der queeren Community. Ja aber wenn wir dann jemand Betroffenen kennen, dann ist es der nette Jürgen vom Haus gegenüber. Ja, den mag man aber, der ist ja “normal”. Ja so wie wir alle normal sind mit exakt dem gleichen Schnitt an Ausreißern wie fast alle Menschengruppen. Arschlöcher hast du überall, Verbrechen auch, etwas höher lediglich in stark von Armut und Ausgrenzung betroffenen Demografien. Hey, aber wehe unser Jürgen geht dann auf eine Pride Parade, die Sichtbarkeit schaffen soll, dann sind wir bereits wieder übersättigt mit diesem Thema und es ist uns zu laut. Wenn 10 Jürgens einen Social Media Kanal über Fußball haben, dann ist das normal - wenn ein Jürgen im Internet über seine Queerness spricht, dann will er Aufmerksamkeit, fördert einen Trend, schaufelt es allen ins Gesicht, muss uuuuunbedingt auffallen - lauter negative Gedanken, die bei Fußball nicht kommen - einer der Gründe dafür ist auch: Marketing. Marketing gibt es für viele Produkte, das hatten wir ja zu beginn. Ob du nun ein Produkt oder Politik verkaufst - Framing und Indentität kannst du für alles nutzen. Und so gibt es Marketing gegen LGBTQIA+ zur Unterdrückung, Marketing für LGBTQIA+ zur Gleichstellung und Marketing, um damit Geld zu verdienen. Alles schwimmt zusammen in einer riesigen Suppe aus gesellschaftlichem Chaos.
Dich nervt Pride? Frag uns queere Leute mal. Es nervt hart, dass du ewig unsichtbar warst und kaum tauchst du als Gruppe auf, will man mit dir schon den großen Reihbach machen, was dann dafür sorgt, dass Leute normale Sichtbarkeit nervt, dabei müsste es das gar nicht. Fußbälle sind auf Shampoos und Fußball betrifft auch nicht alle Leute - wir nehmen es hin. Pride? Ist das nicht diese neue Ideologie, dabei gibt es das schon so lange, wie Kultur in der Menschheit dokumentiert ist und hinterlässt nur gesunde Fußabdrücke in der Geschichte, wenn Menschen einfach Menschen sein dürfen? Mh. Ja, schade.
Dabei bezieht die Prideflagge jede Person mit ein - es wird nur nicht anständig vermarktet.Wusstest du, dass viel mehr Menschen einen Buchstaben in LGBTQIA+ haben, als ihnen bewusst ist? Denn sexuelle Anziehung ohne Romantik, sexuelle Anziehung vor allem mit Romantik, monogame Gefühle, oder neben Partnerschaft noch sexuelle Gefühle für andere, gar keine sexuellen Gefühle, vielleicht nur gedanklich sexuelle Gefühle - darin teilt sich unsere Gesellschaft auf. Verschiedene Erziehung, Erwartungen, Hirnfunktionen, Hormone - Sexualität ist extrem divers. Es gibt da keine überwiegende Mehrheit. Weil aber “Sex muss immer gehen, auch mit der random Person im Club” z.B. für Männer als normal vermarktet wird, läuft der ganze Rest unter “queer”. Deshalb gehen solche Topics auch immer wieder Steil, wenn jemand im Internert fragt: “Ist es nicht normal, erst mit jemandem Sex haben zu wollen, wenn man sich verliebt?” - Klar. Wird nur nicht dafür verkauft. Hast jetzt ne Farbe auf der Pride Flag, liebe Sibille. Schon irgendwie bezeichnend, wenn weit verbreitete, völlig normale Sexualität nach Norm taburisiert ist, ne? Mit einem Namen. Demisexualität. Namen sind super, sie geben Realität - aber Junge, werden Namen auch gerne dafür für Abgrenzung genutzt und das nervt. Tja. Betroffen? Dann stell dich mal mit uns anderen queers an und guck, dass dieser Quark irgendwann aufhört. So krass ist Medienkontrolle, dass etwas so weltweit bekanntes, in Literatur beschrieben und Opern besungen, plötzlich nicht mehr normal ist. Marketing. It is all about Marketing.
Marketing macht übelst woke. Du fängst an überall die Hintergründe für Werbung zu erkennen, kannst nachrecherchieren, wer wie von was profitiert und Zusammenhänge auch mit negativem Wordning in Kampagnen ziehen - danach ist dir übel, denn ja, in der Tat, vieles in unserem Leben ist eine Lüge, oder vielmehr ein erzeugtes Problem, für das man uns die Lösung direkt mit dem Problem verkauft.
Wir sind konditioniert, gewisse Dinge mit unserem Geschlecht zu assoziieren, ob wir wollen oder nicht. Das entscheidet ein bisschen die Erziehung, zu großen Teilen die Gesellschaft und natürlich die Kultur. Wenn ein Bereich vollkommen rosa gestaltet ist, gehen viele Frauen* davon aus, dass dieser Ort für sie gestaltet wurde - denn bisher war ja immer alles, was für sie war, rosa, zart, süß und lieb. Wir mögen diese Stereotype zwar langsam wieder aufbrechen, aber wir kratzen aktuell nicht mal ein Loch in die Schale von dieser Muschel. Dieser neuen Muschel. Sexismus ist ziemlich alt, aber rosa für Frauen? Etwas mehr als hundert Jahre.
Klar wäre es einfacher zu sagen: “Das ist für alle, die das cool finden!” Andererseits ist es völlig OK, Symbole, Farben, Vibes zu erzeigen, die wir klar gewissen Bereichen zuordnen können. Feminin. Ein Vibe, den wir durchaus jenseits von Geschlecht greifen können, der aber zum Geschlecht dazugehört. Da braucht es gar keine Extreme an Zuordnung, um mit unserem Paarungsverhalten Spaß zu haben - vor allem, wenn wir alle die gleichen Chancen, Rechte und Sicherheiten hätten - dann würde es niemanden jucken, wenn ein Mann ein Produkt nutzt, auf dem “Für Frauen” steht. Es gäbe die Produkte in der Form vielleicht gar nicht. In einer Welt bestehend aus Gleichberechtigung durch Fairness, da würden wir vermutlich eher mit Vibe-Bezeichnungen arbeiten, nicht aber einem Geschlecht Farbe auf Fingernägeln zusprechen. Aber da das nicht der Fall ist, ist es sogar manchmal hilfreich, dass es gewisse Gestaltungen gibt, die Männer abschrecken, die das als unmännlich und somit nicht erstrebenswert ansehen - und Frauen in diesen Bereichen somit in Ruhe lassen. Die Männer, die all das lieben, kriegst du mit solcher Vermakrtung dann trotzdem. Ein Kerl, der romantische Bücher, Kitsch oder vielleicht düstere, leidenschaftliche Szenen zwischen IHR und IHM feiert, wird sich von einer eher Frauen ansprechenden Fassade nicht abgestoßen fühlen, er wird genau danach suchen. Wenn eine übergroße Masse an Personen durch zartrosa etwas als feminin wahrnimmt, ist das per se erstmal gar kein Problem. Es hilft auch, das, was wir als feminin fühlen, auszudrücken. Kunst ist Ausdruck. Wenn aber jemand rosa nicht so wahrnimmt, ist dessen Realität genauso korrekt, denn schließlich ist das ein rein subjektives, an erlerntes Verhalten.
Du musst mit deinem Marketing nicht die Welt vor toxischen Rollenbildern retten. Ja, du darfst, wie wir alle, mit Rollen spielen. Du darfst dich femininen Symbolen bedienen, um ein Buch, das sich deutlich unter dem Dach Feminin verkauft, zu vermarkten. Im Idealfall verzichtest du dabei auf Framing, das den Zugang zu deiner Geschichte anders Empfindenden erschwert. Und du kannst sogar Marketing so auffächern, dass du mit einer etwas anderen Linie auch noch jene erreichst, die sich gerade von plüsch, süß und zart rosa abgestoßen fühlen. Das Zeug übersättigt nämlich auch die Zielgruppe. Frau* fährt eigentlich genau so mehrgleisig im Ausdruck wie Mensch. Logisch. Abgesehen davon kann Romantasy auch düster, brutal und extrem kinky sein. Auch da gibt es Bilder, die vor allem Frau* ansprechen, obwohl man bei vielen der Schlagworte vielleicht sofort an die Werbung für ein Männer-Deo denken würde. Rauchig, düster, unnahbar, hart, gefährlich - Bookboyfriend oder Zedernholz-Achselspray?
Warum lesen gerade so viele Frauen* diese Bücher? Huch, diese Frage wieder. Nun, sie werden oft von Frauen geschrieben, weil diese Themen gesellschaftlich, anerzogen, aber auch ein Stück weit durchaus biologisch, Frauen interessieren. Die Themenunterschiede biologisch sind zwar minimal und wie gesagt, auch Innerhalb des Geschlechts ebenfalls sehr divers - aber in einer Gesellschaft, die diese Unterschiede auch noch versucht zu fördern bzw. bewusst Spaltung einsetzt - da hat das dann echt dicke Ausmaße. Das sorgt dafür, dass viele Frauen Romance Bücher schreiben und dass die Identitätsrolle im Buch eine Frau ist, die auch so geschrieben ist, dass wir alles aus ihrer Perspektive wahrnehmen und - nun, das zieht halt offensichtlich Frauen an. Interessant oder? Romantik aus der Sicht von Frauen ist eher für Frauen - weil wir uns gerne mit der Rolle identifizieren wenn es um Liebe geht - bei Abenteuerromanen ist das anders - ist ja auch nicht so intim? Den Kampf gegen einen Drachen kann ich nachempfinen, das Verlieben in das Geschlecht, zu dem ich mich nicht hingezogen fühle, auch, aber … will ich das? Aber wo ist die Männer-Romance? Auch die gibt es. Es gibt Romane geschrieben von Männern aus der Sicht eines Mannes. Auch das kaufen eher Frauen. Weil Frauen eher bereit dazu sind, sich diese Perspektive anzusehen. Wenn man Jungs immer wieder signalisiert, das bestimmte Bereiche nur für Mädchen sind, egal ob man sie abwertet oder nicht, dann wird ihr Interesse wohl übergreifend einfach geringer sein. Das gleiche hatten wir ja viele Jahre mit ganzen Berufen für Frauen. Es gibt viele Berufe, in denen kaum Frauen arbeiten, nicht, weil sie die teilweise super einfachen Sachen nicht könnten, es wurde ihnen abgesprochen, nicht angeboten und sie wurden/werden teilweise bewusst dort ausgeschlossen.
Romance - wir haben dort eine massive Geschlechterspaltung, weil das der Kern viele unserer Probleme ist. 20% unserer Männer, die glauben, dass nicht einvernämlicher Geschlechtsverkehr (wir alle kennen das korrekte Wort) in der Beziehung, OK ist. Frauen, die ganz genau das gleiche glauben und der Ansicht sind, man habe sich hinzugeben. Kein Geschlecht, auch die global Benachteiligten ist sicher vor Glaubenssystemen, deren einziger Sinn Machtausübung ist. Genau wie kein Geschlecht, auch nicht das global Bevorteilte, nur Vorteile hat. “Du darfst nicht weinen, du darfst nicht versagen, du musst für die Familie sorgen, du musst bei allen Frauen beliebt sein, du musst 20 Frauen haben, du darfst nur die eine haben, du musst perfekt zu den Kindern sein, aber sie soll die Kinder großziehen, du muss alles können, du darfst nie krank werden, du hast auszusehen wie ein olympischer Gott, du musst reich werden …” Ja also wieso will man mit all diesen umöglichen Vorderungen denn nach Gesellschaftsbild Mann sein? Und oh nein, ich ziehe hier die Rollenbilder einzig und allein wieder nur aus der Werbung. Nicht aus Erfahrung, aus Realität, Kultur, nein nein. Das ist es, was mich Plakate, Jingels, Werbespots, Serien, Musik und Co. lehren.
Marketing hat Macht. Es bedient sich unserer Strukturen und verhärtet sie. Die guten, wie die schlechten Sachen. Ein Produkt nur für dich? Wow. Und es fühlt sich auch wirklich richtig an. Es war das richtige Produkt für dich!! Und schon ist das Bild, womit man dir das Produkt verkauft hat, wieder mehr gefestigt in deinem Selbstbild. Dir werden tausend Produkte mit Hasen drauf angeboten und jedes Mal schaffen sie es, dass du begeistert bist von dem Produkt? Du bist Zielgruppe Hasi. Du fühlst das sogar. Wenn du einen Hasen auf einem Produkt siehst, dann wirst du etwas positves verspüren. Domanin kickt. Erfolgsversprechen durchgespielt. Und deshalb ist es so wichtig sich mit den unterschieden von Geschlechtermarketing auszukennen, denn das ist der größte Markt der Welt.
“Social Media Marketing ist so anstrengend.”
Ja. Buchmarketing war und ist anstrengend. Früher, wie heute. Das gehört zum Beruf einfach mit dazu.
Zeitungen anschreiben
Interviews erbetteln
Radiosendern auf den Zeiger gehen
Leseproben drucken und im eigenen Kreis verteilen
Auf Ausstellungen, Märkte und Messen gehen
Klinken Putzen im Buchhandel rund um Buchhandlungen und Buchmessen.
Kostenlose Lesungen machen müssen
Lesereisen
Kurse anbieten
Promo-Aktionen mit Kolleg*innen nur mit Anreise und Telefonplanung
Tonnenweise Leserbriefe beantworten
Und es ist klug, dass auch heute alles noch zu machen. Nur kann ein virales Video all diese Mühe “Ersetzen”, wobei das kein Garant ist und verlässliches Marketing immer der bessere Weg ist. Am Ende haben meist die Lesenden dein Marketing in der Hand - Empfehlungen sind das, worum es geht. Dafür muss nur die richtige Person dein Buch lesen und keine Ereigniskette lostreten.
“Wieso macht mein Verlag kein Marketing für mich?”
Immer wieder hört man aus der Buchbubble, Verlage würden Autor*innen verheizen, von ihnen würde erwartet, dass sie ihr ganzes Marketing allein stemmen, unbezahlt und ohne Hilfe - es wird teilweise gefordert, dass Verlage Werbung für jedes Buch in großem Umfang machen. Es wird gewettert, dass Schreibende keine höheren Vorauszahlungen bekommen für ihre Arbeit.
Das ist tatsächlich falsch, aber … gleichzeitig auch richtig. Und ein Problem. Die Hintergründe sind um so vieles komplexer, als Arbeit = Geld und Kapitalismus = Böse.
Während es in der Tat MEHR als hart ist, für Arbeit nicht mit Garantie gut bezahlt zu werden und sich um Vermarktung teilweise selbst kümmern zu müssen, so hat das Gründe und nicht all diese Gründe sind schlecht - und nicht auf alle Gründe kann ein Verlag überhaupt Einfluss nehmen, denn er ist genauso abhängig von übergeordneten Systemen, wie wir alle. Je mehr wir jedoch darüber wissen, desto besser können wir mit diesen Systemen umgehen, vor allem aber wissen wir dann, worauf wir uns einlassen und das ist in der Tat eines der größten Probleme - Die Vorstellung der Arbeit von Autor*innen aus dem Allgemeinwissen heraus ist vollkommen falsch und so etwas lässt sich nicht nur ausnutzen, sondern führt auch durch eigene Fehlhandlungen zu Leid. “Ich muss das tun, das führt zum Erfolg!” Gleichzeitig können wir so das wahre Problem aufgrund von Unwissen nicht korrekt kritisieren.
Das wahre Problem ist leider sehr komplex.
Tatsächlich ist es hier wie so oft die Entscheidung einer einzelnen Person, die zu Schaden führt, was natürlich aufzeigt, dass das bisherige System der Veröffentlichung fehlerhaft ist, da man es ausnutzen kann. Sicher sind alle Systeme fehlerhaft, alles lässt sich ausnutzen - was allerdings, wie schon angedeutet, manchmal daran liegt, dass die Autor*innen selbst falsche Erwartungen mitbringen und sich Unmögliches aufhalsen.
Die Bedingungen, wie ein Verlag arbeiten kann, sind gegeben, wenn man erwartet, dass er anders arbeitet, ist der Verlag nicht Schuld. Autor*in ist kein Ausbildungsberuf - Romane schreiben ist ver-romantisiert und was die Allgemeinbildung über die Buchbranche mitbringt ist absolut lächerlich, denn die Medien haben das Bild verzerrt und Einsicht in die tatsächliche Arbeit hat man sogar als schreibende Person bei einem Verlag nicht unbedingt. Woher soll man es denn wissen? Ihr könnt wirklich alles vergessen, was ihr aus Filmen, Serien und sogar manchen Büchern kennt. Und ich wäre auch vorsichtig, Informationen, vor allem Bauchfühli auf Social Media zuzuhören, wenn Autor*innen z.B. darüber sprechen, wie anstrengend sie Marketing finden. Als jemand vom Fach, kann ich die Personen, die “richtiges” Marketing für ihre Bücher betrieben haben, fast an einer Hand abzählen. Wenn man sich falsch bewirbt, steckt man unendlich viel Zeit in minimale Chancen - und dann sieht die Welt natürlich furchtbar aus. Weil Werbung und Vermarktung nicht umsonst eigene Berufe sind - und in sich auch noch mal extrem vielschichtig.
Deshalb ist es unfair, wenn man allein Marketing betreiben soll, als wäre das ein Talent, was einer schreibenden Person wächst. Aber da geht es auch schon weiter. Sogar viele aktiv schreibende Personen glauben, dass ihr Beruf ein Talent wäre - es ist aber ein Handwerk. Veranlagungen und tatsächlich wahre Gaben sind unglaublich selten - und kein Garant für irgendwas - oft im Gegenteil. Es arbeiten auch Menschen im Verlag, die so etwas glauben. Wir erleben Literaturkritiker, die mit diesen Begriffen um sich werfen. Das setzt sich dann bis hinein ins Marketing - man könne das halt einfach mal so - man ist ja kreativ.
Es ist so viel komplexer und deshalb, ja, versäumen Verlage diesbezüglich aufzuklären. Teilweise aber auch, weil die Menschen, die mit euch Verträge machen, selber keine Ahnung von Marketing haben. Das machen Abteilungen. Und so setzt sich die Kette aus Problemen fort.
Dann gibt es auch noch Kleinstverlage, die selber keine Fortbildung oder Ahnung von Marketing haben, und dann gemeinsam mit Schreibenden unnötigen Aufwand betreiben, oder zu wenig, oder in “falsche” Richtungen.
Das eigene Buchmarketing rein als unbezahlte Arbeit zu betrachten, ist jedoch auch schwierig und zu einfach gedacht - weil es jetzt sehr individuell wird.
Es herrschen nicht nur zwischen Kleinstverlag, Kleinverlag und Großverlag riesige Unterschiede, sondern auch innerhalb dieser Verlage. Deren Möglichkeiten, Vergütung und vieles mehr sind drastisch unterschiedlich.
Jedes Genre verhält sich anders. Deren Subgenre ebenfalls.
Jeder Veröffentlichungsweg benötigt andere Bewerbungsarten - und bringt Vor- und Nachteile mit sich.
Jede Person hat andere Ansprüche und somit andere Mittel, um in der Buchbranche zu veröffentlichen - weshalb man sich teilweise nicht mal mit ähnlichen Lebensrealitäten vergleichen kann.
Marketing ist teuer
Der Verlag investiert bereits mehrere tausend Euro, meist im fünfstelligen Bereich, in ein Projekt, das keinerlei Garantie hat, all das wieder einzuspielen. Kunst, auch mit Nachfrage durch einen Markt, ist schwer zu platzieren.
Wieso kümmert der Verlag sich dann nicht um mehr Werbung?
Wir haben teilweise über 60.000 Neuveröffentlichungen im Buchmarkt jedes Jahr. Es ist nicht möglich, für all diese gleich Werbung zu veranstalten, das würde niemand durchschauen, oder verkraften - vor allem, weil ein Verlag nur seinen eigenen Werbebereich abdecken kann - und das tut er sogar. Es gibt für euch unsichtbares Marketing, dass ihr immer erhaltet. Ihr seid keine Absprechungsprojekte. Ein Verlag WILL mit euch gemeinsam Geld verdienen. Plätze in Werbe-Karussells im Internet werden gezielt nach gespeicherten Nutzerdaten ausgeschüttet und da versucht ein Verlag natürlich perfekte Titel zu platzieren. Dort entscheidet der Ersteindruck über alles - wie immer ist Cover und Titel, die exakt Genre und Zielperson ansprechen, gleichwertig oder sogar wertvoller, als jedes Marketing. Wichtig sind hier gute Schlüsselworte - wenn der Klappentext nicht sitzt, kann es das beste Marketing ruinieren.
Ein Verlag hat einen gewissen Kreis, den er erreichen kann. Genre Verlage haben es deutlich einfacher mit dem Marketing, weil die ihr Genre bewerben können und somit Kundschaft für diesen Bereich aktiv an sich und ihre Qualität binden. Sie arbeiten teilweise sehr Kundschaftsnahe und versuchen eine Sogwirkung zu erzeigen, damit die Zielgruppe ihnen jedes Buch aus der Hand reißt, weil sie wissen, dass es passt.
Großverlage, die viele Bereiche abdecken oder nicht in Kundennähe investieren können und wollen, was durchaus auch seinen Sinn hat, können gar nicht den Endkunden durch sich heraus erreichen. Sie haben keine Plattformen, die von Kundschaft aufgesucht werden, neben ihrem Verlagsshop, falls sie überhaupt einen haben. Sie liefern in den Markt - sie stellen eine Vorschau für Buchhandlungen bereit und versuchen euer Buch vor allem dorthin zu verkaufen. Buchhandlungen und andere Produktionszweige, die mit dran sitzen, haben aber auch nur begrenzten Platz für Pop-Up Banner, Ausstellungsbereiche - auch ihre Kapazitäten sind begrenzt. Weshalb nicht jedes Buch dort beworben werden kann - wenn auch Verlage dort schon sehr gestreut herangehen. Manche Genre machen in manchen Gebieten bessere Verkäufe, also will man sie dort liegen haben.
Die Hardcore Verlagswebseiten abcampenden Buchfans sind nicht der breite Markt. Ein Buch setzt sich vor allem dann durch, wenn der neugierige Kunde ohne große Kaufabsicht und lediglich mit Mainstream Buchnähe im Laden hängen bleibt. Buchbloggende sind nicht der Maßstab für Lesende - auch wenn wir aktuell einen kleinen Wandel sehen, dass Bücher wieder ein breites Hobby bilden. Und auch da sind Verlage bereits dran. Bloggerportale werden ausgebaut, Aktionen für Bloggenden und Rezensionsschreibende ins Leben gerufen - und das für immer mehr Autor*innen. Vor allem aktuell mehr denn je. Verlage sind an Netzwerke angeschlossen, die zu Rezensionsschreibenden, Buchbloggenden und Buchhändler*innen führen.
Da man für Subgenre, einzelne Tropes, teilweise nach Alter und sogar Ort sehr individuelles Marketing betreiben müsste, kann ein Verlag mit vielen Büchern das gar nicht stemmen, er bräuchte mehr Marketingabteilungen, als alles andere.
Der Verlag ist darauf angewiesen, dass ihr euch um euren Teil des Marketings kümmert, weil nur ihr überhaupt in der Lage seit, das zu leisten. Ihr habt ganz andere Möglichkeiten, vor allem aber die perfekte Zielgruppen Nähe. Der Verlag tut bereits sehr viel, um euer Buch zu verkaufen, ihr müsst das auch. So wie ihr das Buch schreibt, der Verlag Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Cover, Marktanalyse, Organisation, Druck, Vertrieb und vieles mehr stellt. Danach macht er seine Art Vermarktung und ihr eure Art Vermarktung. Ihr geht beide das Risiko ein, Verlust zu machen - ihr wollt beide, dass das Buch Geld einfährt. Allerdings ist ein Verlag oft mit “rentiert sich” zufrieden, da kommt bei euch noch lange kein “Rentieren” an. Während ein Verlag aufgrund der Prozente, die er kriegt, bei weniger Verkaufszahlen seine Ausgaben wieder drin haben KANN, sitzt ihr mit 2000 Euro Vorschuss da, die nicht mal einen Monat Arbeit abdecken - und kommt vielleicht nicht in den Bereich, dass sich euer Buch so weit verkauft, um mehr zu erhalten. Und ja, das ist nicht fair. Allerdings auch wieder dem System zu verschulden und teilweise nicht anders machbar. Das System heißt in dem Fall “Kunst und Kapitalismus”.
Jedes Genre ist so individuell, die generell immer gefragten kann man gefühlt an zwei Händen abzählen. Bücher sind also nicht per se ein dringend gebrauchtes Luxusgut, manchmal lediglich gefragt und im Kunstbereich teilweise untragbar, weil die Zielgruppe nicht groß genug ist. Unterhaltung verkaufen ist erstaunlich schwierig, in einer Welt, deren Unterhaltungsmedien gefühlt alles überstrahlen.
Große erfolgreiche Titel tragen tausende, nicht erfolgreiche Titel. Andere Veröffentlichungsarten, wie Zeitungen im gleichen Verlag, tragen zum Gesamten Vermögen bei, aus dem heraus auch Bücher veröffentlicht werden. Und da stehen wir jetzt - der Verlag arbeitet an vielen Titel. Die dort Beschäftigten werden aus diesem Geld heraus bezahlt, denn sie sind Teil dieses Erfolgs und manchmal direkt dafür verantwortlich. Innerhalb dieser Arbeitszeit arbeiten sie auch an nicht erfolgreichen Büchern - sie haben ein festes Gehalt, das nicht durch dein Buch kommt, sondern durch viele Bücher. Wenn du jedoch zum Verlag gehst, kriegst du quasi Geld im möglichen Bereich deines Einflusses. Du hast noch nicht zum Verlagsvermögen beigetragen - dir steht der Erfolg anderer Autor:innen, die den Verlag finanzieren, nicht zu. Du kriegst einen Vorschuss für ein Projekt, dass ein Risiko darstellt. Und viele Autor*innen spielen nicht mal ihren kleinen Vorschuss wieder ein.
Und hier liegt das Problem - zudem es Entwicklungen und Lösungen bedarf.
Der Verlag hat vielleicht gerade 10.000 Euro, teilweise ohne Arbeitsstunden gerechnet, in euch investiert - und Druckkosten können noch viel höher sein - und ihr die Arbeit von 10.000 Euro in euer Buch. Etwas anders sieht es aus, wenn man als Autor*in angefragt worden ist. Nein, ihr bekommt selten 10.000 Euro Vorschuss auf eure Buchverkäufe. Das sind Summen, die Verkaufsgaranten erhalten. Obendrein investiert der Verlag das Geld anderer in euch. Ihr investiert also beide in ein Projekt, das ihr beide erfolgreich machen müsst.
Ich persönlich empfinde es einfach als Misswirtschaft, dass der Vorschuss nicht generell höher sein kann. Man geht einen Arbeitsvertrag ein. Jedes Business birgt risiken. Ja, der Verlag macht vielleicht genau so viel Verlust wie ihr, doch er wird aufgefangen. Ihr eventuell nicht. Aber da sind wir beim nächsten Problem: Bücher veröffentlichen ist Luxus. Wir produzieren hier kein Produkt, dass ein Mensch zum überleben braucht (meiner Meinung nach schon, aber you get my point). Wir produzieren eventuell nicht mal ein Produkt, nachdem gefragt wurde. Denn Bücher sind, auch innerhalb eng gestrickter Genre sehr individuell. Also der Verlag wird bei einem Verlust aufgefangen, wenn er ein Buch herausbringt, rechnet er, ob er diesen Verlust leisten kann - und das müsst ihr auch.
Ihr müsst euch vorher im Klaren sein, dass diese Art Geschäftsmodell und System ein Verlustrisiko hat. Ihr müsst es euch leisten können, Bücher zu veröffentlichen.
Nein wir haben kein Recht daran, Bücher zu veröffentlichen bei einem Verlag. Weder sind alle Menschen gut darin, Bücher zu schreiben, noch ist das möglich. Wir haben das Recht auf freie Entfaltung, du kannst hundert Bücher schreiben, aber niemand ist verpflichtet, in dich zu investieren. Vor allem nicht, wenn die Investition aus dem Geld anderer Kunstschaffender kommt. Das ist eine große Verantwortung.
Leider lassen dich Verlage aber diese Gegenseitige Verantwortung nicht immer spüren. Deshalb ist es enorm wichtig, dass zu wissen.
Wenn du dein Buch verhandelst, deine Rechte - deine Qualitätsansprüche - dann mach dem Verlag klar, dass ihr beide viel Wert in das Projekt investiert und ihr Partner auf gleicher Augenhöhe seid, ihr beide das Risiko tragt, die aber als Privatperson auf andere Art und Weise - und verdammt, wenn dein Cover hässlich ist, nein dann solltest du Mitspracherecht haben. Insbesondere, wenn du das kundennahe Marketing zu tragen hast. Ja, auch wenn du kein Coverdesigner bist, auch wenn du vielleicht nicht das Auge dafür hast - aber wenn dir etwas an dem Produkt weh tut, oder gar andere Profis sagen “uff ne”, dann muss ein Verlag dir das Recht einräumen, das zu verhandeln - bis zu einem gewissen Rahmen. So was kann im Vertrag stehen. Aber Verlage sind es nicht gewohnt, die Vorarbeit von Autor*innen als gleichen Wert zu sehen, auch wenn viele von ihnen tatsächlich so mit euch arbeiten. Ich habe alles schon erlebt. Ich hatte extrem wertschätzende Verlage und das komplette Gegenteil.
Kalkuliert mal online, wie teuer es ist, eine Auflage von 3000 Softcover Büchern mit Veredlung zu drücken. Ja, Verlage haben andere Preise und kriegen es etwas günstiger - etwas. Und dann haltet euch am Stuhl fest, wenn ihr die Summe erhaltet. Ich musste mal ein paar tausend Bücher im Selfpublishing bestellen und hatte einen Nervenzusammenbruch, weil ich eine Überweisung von 25.000 für Druckdaten, die ich allein erstellt hatte und komplett allein die Verantwortung hielt, tätigen. Ich hab noch nie so viel gekotzt.
Es ist also alles nicht so einfach. Und Verlage arbeiten unendlich langsam, wenn es um interne Veränderungen geht. Selbst wenn sie mehr Geld locker machen wollen, haben sie nicht nur schlechte Erfahrungen damit gesammelt ohne Ende, sondern einfach nicht die Systeme, die es ihnen leicht machen.
Ja, das muss sich ändern. Aber so unfair, wie es sich immer anhört, ist es in der Tat nicht. Es sei denn, Gelder, die man gemeinsam mit einem Verlag erwirtschaftet, landen dann in irgendwelchen rechten Schmutzblättern aus dem gleichen Haus, in den Taschen von Chefs, die das gar nicht brauchen … Also der typische Kapitalismus.
Und da sprechen wir noch nicht mal von Kleinstverlagen, die teilweise mit Privatvermögen mit euch gemeinsam ein unendlich hohes Risiko eingehen, das Buch zu veröffentlichen, und mit denen ihr gemeinsam am Hungertuch nagend im selben Boot sitzt und weint.
Social Media ist (k)eine Marketingplattform.
Soziale Medien bieten einen Ort, an dem vieles Platz hat, man auch Werbung findet, aber allem voran sind soziale Medien erstmal genau nur das - soziale Inhalte erstellt von Menschen (und bots). Das kann also gefühlt ALLES sein.
Marketing ist eine gezielte Aktivität eines Unternehmens - es geht dabei um Werbung, Betreuung von Kunden, man behält den Markt im Auge und nutzt ihn für sich, lenkt ihn sogar, um sich selbst besser zu verkaufen oder bessere Produkte zu erschaffen.
Das alles kann dank Social Media funktionieren und gefördert werden - aber weil Social Media so viel mehr noch ist - muss man damit echt aufpassen. Vor allem als Einzelperson, die sich nicht als Unternehmen distanzieren kann.
Social Media ist ein Aspekt vo Marketing. Und deshalb auch nicht der heilige Grahl.
Na, wie viel Werbung wischen wir weg? Browser ohne Adblocker können das Internet allein wegen der Virengefahr nicht mehr bedienen. Und wenn uns etwas hooked, dann meist, weil eine Person uns etwas tolles vorstellt, das sie gar nicht selber verkauft - oder wir hängen an den Lippen unser Lieblingsmarken und Firmen, die schon eine Vertrauensbasis zu uns aufgebaut haben.
Das ist stark verallgemeinert, aber die Statistiken zeigen dieses Muster. Marketing auf Social Media als Einzelperson ist etwa so, als würdest du in einer lauten Schulklasse während der Pause versuchen die Kids davon zu überzeugen, deine Petition für “Rettet die Wale” zu unterschreiben. Social Media ist keine Ad-Break, wie du sie aus dem TV kennst. Und selbst da zappen viele weg oder schalten auf lautlos. (Es sei denn dir fällt so ein Bänger ein wie das Pommersche Lied by Rügenwalder Mühle … )
Auch wenn man sich wunderbar in sozialen Medien zeigen kann, sogar seine Sachen verkaufen - so ist es hilfreicher und auch für sich selbst unter Umständen gesünder, diese ganzen Inhalte als soziale Interaktion zu betrachten und nicht als die eine Plattform für Marketing. Social Media ist ein Tool für dich. Eines von vielen. Vielleicht auch ein Spielplatz. Und es kann sogar zum SPA Abend werden. Denn Social Media ist, was du daraus machst - wo du dich dort bewegst. In welcher “Bubble”.
Du erstellst und konsumierst dort Medien für Menschen. Content. Inhalte. Kreatives. Von dir, für andere. Vorangestellt immer: SOZIAL.
Und ja, das ist wiederum ein wichtiger Aspekt des Marketings - und der Grund, wieso wir überhaupt Lieblingsfirmen haben, denen wir vertrauen: Eine Verbindung zu uns. Zu dem was wir sind. Social Media zeigt dir, was Leute liebe und hassen, was dir wiederum wertvolle Informationen gibt, wie du was verkaufst, vielleicht sogar, welches Buch du als nächstes schreibst.
Also … Social Media? Wie geht das? Was postet man da eigentlich?
Ich glaube wir sind uns alle einig, dass für Social Media aus Unternehmenssicht ein guter Plan hilfreich ist. Wann poste ich was? Wo? Wie interagiere ich damit? etc. Aber das, womit die meisten struggeln ist doch eigentlich: WAS ZUM DROGGELBECHER POSTE ICH EIGENTLICH? UND WIE? Und muss ich überhaupt ein Unternehmen sein? Mindset? Inhalte? HILFE!
Dafür müssen wir erstmal eine Frage klären: Wieso willst du auf Social Media posten?
Was will ich auf Social Media?
Es gibt keine falschen Antworten, es gibt nur je nach Antwort unterschiedliche Probleme, Wege, Möglichkeiten
Ich teile gerne, was ich so mache.
Ich interagiere gerne mit anderen.
→ Ich mag die Aufmerksamkeit auf meine Sachen.
→ Ich gebe anderen gerne meine Aufmerksamkeit.
Ich möchte meine Produkte zeigen.
Ich möchte gesehen werden.
→ Ich möchte als die Person, die ich bin gesehen werden.
→ Ich möchte als Berufsperson gesehen werden.
→ Ich möchte darüber hinaus auch Erfolg und Reichweite.
→ Ich möchte Reichweite für mich.
→ Ich möchte Wachstum.
→ Ich nehme die Reichweite, die kommt.
→ Ich möchte Reichweite für meine Produkte
→ Ich möchte verkaufen
→ Ich möchte von Social Media und meiner Arbeit dahinter leben
Je nachdem, was du erreichen willst und dir erhoffst, musst du dir mehr oder weniger Gedanken über deine Postings machen. Sei aber auf jeden Fall zu 100% ehrlich mit dir.
Es gibt genug Leute, die sagen, ihnen ist Reichweite egal, sie brauchen keine Klicks, dennoch gucken sie ständig nach und sind enttäuscht, wenn sie keinen “Erfolg” haben. Wenn sie darauf angesprochen werden, ob sie dann nicht mal was ändern wollen, sind sie gleich beleidigt und beteuern, dass ihnen das ja egal ist und sie wollen “mit sich selbst” erfolgreich werden, ohne sich verbiegen zu wollen.
In dieser Erläuterung stecken ganz viele Red Flaggs und ein Mindset, das einen ganz schnell in den Po beißt. Und dabei ist es völlig normal, das so zu empfinden. Wir sind nämlich ganz andere Arten von Aufmerksamkeit und Belohnung gewohnt, als Social Media es bietet. Das Gehirn spuckt einen Haufen guter Hormone aus, wenn wir Aufmerksamkeit in Form von positiver Anteilnahme erhalten → Vor allem, wenn wir etwas dafür geleistet haben. Gleichzeitig bekommen wir eingeredet, dass beliebt sein enorm wichtig in einer Gruppe ist - was durchaus stimmt. Es können Ängste entstehen → Social Media lehnt mich ab → Meine Existenz ist gefährdet.
Dabei stimmt das nicht. Dein Wert und auch dein Überleben hängen nicht von Social Media ab - und selbst wenn Social Media und Marketing deiner Bücher wie der einzig wahre Weg aussieht, so sei dir versichert: Es gibt andere Wege dein Buch zu verkaufen → und viel wichtiger: Social Media ist nicht der leichte Weg, es ist der härteste, aufwändigste, anstrengendste Weg, denn wenn du nicht gerade viral gehst und diese Reichweite halten kannst, ist es ein unbezahlter Vollzeitjob, an dem am Ende sogar Nichts stehen kann oder im schlimmsten Fall: Hass und Hetze.
💡
Es ist wichtig, dass ihr euch klar macht, dass ihr von den Menschen im Internet etwas verlangt: Zeit und Aufmerksamkeit. Ihr habt nicht per se das Recht das einzufordern. Ihr müsst dafür schon etwas leisten, was es wert ist, dass man euch Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Deshalb ist das “Ich poste einfach worauf ich Bock habe” nicht mit dem Anspruch, Reichweite haben zu wollen zu vereinen. Zeit ist wertvoll. Wir haben auch nur so und so viel Energie am Tag für Aufmerksamkeit auf andere übrig. Aufmerksamkeit in Social Media auf etwas ist immer Verbrauch von sozialer Energie. Jede Person, die mit euch interagiert, nutzt dafür Energie - für euch - für euren Content. Deshalb ist jeder Like ein Fest, jeder Kommentar eine dicke Party und jede Person die folgt einfach Queen.
Macht euch diesen Wert bewusst.
Inhalte so erstellen zu wollen, dass sie diesem Wert gerecht werden ist nicht “gestellt” oder “fake”. Kunst davor geplant sein, darf auf Reichweite abzielen, darf verkaufen.
Problematisch wird es erst, wenn ihr anfangt Inhalte so zu präsentieren, dass ihr eigentlich nicht dahinterstehen wollt. DAS ist das einzige, was es zu beachten gilt.
Die Frage “Wie kriege ich mehr Aufmerksamkeit?” ist keine egoistische Frage → Um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten gilt es eure Inhalte so zu craften, das andere davon etwas haben. Ihr macht tausende von Menschen damit glücklich.
(Ausgenommen jetzt mal Skandal abgreifende Hateposter, deren Wunsch nach Aufmerksamkeit und Geld über Leichen geht, ich denke jedem ist klar, dass wir hier nicht darüber sprechen.)
Okay, das war jetzt viel.
Social Media ist also nicht einfach.
Social Media ist nicht der ideale Weg zum Erfolg.
Deshalb ist es so wichtig abzustecken, was du von Social Media willst, ob deine Erwartung zu dem passen, was möglich ist, und diese dann gegebenenfalls anzupassen.
Vorweg schon mal das Mindset:
→ Du darfst enttäuscht sein, wenn du dir Aufmerksamkeit wünscht und keine kriegst
→ Du darfst enttäuscht sein, wenn Arbeit, die du leistest, keine Klicks bekommt
→ Du darfst mit dem was du tust erfolgreich sein wollen, du darfst Reichweite haben wollen
Aber all diese Gefühle sind heftig und können schnell in schadhaften Konsum von Social Media überkippen.
Zu Social Media allgemein:
→ Es gibt für alles eine Zielgruppe.
Manche sind sehr groß und schwer zu erreichen.
Manche sind sehr groß und leicht zu erreichen.
Manche sind winzig und schwer zu erreichen … etc.
Was groß und leicht zu erreichen ist, ist nur deshalb “leicht” ansprechbar, weil es sich meist um eine Form der Unterhaltung handelt, die schon oft genug vorgelebt und ausgeführt wurde, sodass man sich daran orientieren kann. Zudem gehört vieles im Mainstream zu den eigenen Interessen. Dazu später aber mehr.
💡
Wichtig ist zu wissen, dass wir auf nichts Anspruch haben, alles funktionieren kann, aber auch die perfekten Mainstream Ideen nicht zünden müssen. Denn wir haben nicht die volle Kontrolle. (!!!)
Was kann Social Media mir geben?
Angenommen, du willst Aufmerksamkeit, völlig egal warum. Ob Verkaufen oder einfach Interaktion:
Meistens bestimmt ein Algorithmus, was verteilt wird und an wen. Das ist praktisch ein digitales Sortiersystem, das wie folgt funktioniert: Bücher mit Hunden an Leute, die Hunde mögen verteilen. → Da das natürlich nicht so einfach ist und Hundefreund nicht gleich Hundefreund, und nicht jeder Hundefreund liest etc. - arbeiten Algos noch etwas detaillierter, manchmal gegen die User, manchmal nur fürs Geld und ganz selten können sie dich reich machen.
Auf Webseiten wie Facebook, Instagram und auch Twitter muss man dafür bezahlen, dass man gesehen wird. (Natürlich lässt sich der Algo auch anders bedienen, aber vorrangig geht es den Webseiten um Geld).
Instagram schaut, wem du so folgst und was du so likest und legt das unter anderem auch als diene Zielgruppe fest. Konsumierst du also nicht, was du selbst postest, wirst du nicht gut verteilt.
Auf Twitch gibt es keinen wirklichen Algorithmus, dort zählt vor allem Glück und Vitamin B (andere Streamende kennen) - allerdings sind die Kategorien und Hashtags dort auch im Wachstum.
YouTube pushed Inhalte jeden Monat unterschiedlich, passend zum aktuellen Weltgeschehen, was geklickt wird, wie die finanzielle Lage so aussieht. Schlüsselwörter sind dort extrem wichtig - und das andere Inhalte der gleichen Natur gerade im Trend sind.
TikTok hat einen sehr präzisen Algorithmus und schüttet ziemlich zuverlässig deine Videos auch an die perfekte Zielgruppe aus, sogar ohne Tags und Schlüsselwörter, denn TikTok schaut sich auch an, wem du alles folgst und was du alles mit einem Like versiehst. Wenn du nicht selbst konsumierst, was du produzierst, hast du weniger Reichweite. Wenn deine Inhalte nicht die Qualität der anderen, ähnlichen, gewohnten Inhalte hat, wirst du sofort weggewischt. Je mehr du weggewischt wirst, desto mehr verschwindest du - dann aber pushed TikTok gerne zufällig mal wieder einen Post auf die Startseite, um die wieder eine Chance zu geben.
Threads springt extrem auf gleiche Inhalte an, die man schon mal geliked hat. Wenn du dort in deiner Bubble bist und fleißig interagierst, hast du schneller Reichweite zusammen, als du gucken kannst, jedoch ist Threads rein auf Interaktion aus → extrem viel Arbeit.
Ko-Fi und Patreon pushen nur bedingt Creator. Meistens zeigen sie als Empfehlung eh nur die eh schon großen Seiten an.
Mastodon, Bluesky und X könnten nicht ähnlicher und unterschiedlicher sein. Es sind zwar auch Status-Nachrichten bzw. Kurznachrichten Social Media Plattformen, allerdings arbeiten sie im Hintergrund völlig anders.
X oder auch Twitter genannt, ist brutal mit dem Algo. Einmal 2 Sachen geliked, landet immer mehr davon auf der “für dich” Seite und man sieht kaum Leute, denen man folgt - dafür muss man extra auf das Feed dafür, was aber natürlich eine Community aufteilt. Viele hängen einfach nur in den Vorschlägen herum, die Leute wollen immer “neues” und am besten mit viel Reichweite - und auf X dann gerne noch mit Stress, Ragebate und Hate. Gleichzeitig wird ein Account, der unterschiedliche Inhalte postet, nichts zahlt und im schlimmsten Fall Links nutzt, fast schon geshadowbanned (also ausgeblendet, ohne wirklichen Bann).
Mastodon verlangt eigene Vernetzung. Das ist keine eine Organisation mit Servern und Technik - es sind verschiedene Menschen, Webseiten, Anbietende, Organisationen, die das System nutzen und einander verknüpfen.
Bluesky hat einen soften “Algorithmus”, der sowohl Reichweite innerhalb deiner Bubble fördert, deine Posts aber auch an Interessierte auskippt, aber basierend auf dem, wem Leute eben so folgen. Die Community bildet den Algo. So wie früher. Auch ist die Interaktionsfreudigkeit der User deshalb etwas höher, weil man mit einem Like nicht sofort den eigenen Algo kaputt macht. User überlegen sich oft, ob sie etwas liken - weil das bedeutet, dass sie mehr dieser Inhalte sehen. Ja ich weiß, klingt seltsam, ist aber sinnig. Ich will nicht nur noch Bücher sehen, weil ich 2 Posts zu Buchvorstellungen geliked habe. Das ist einfach zu extrem. Mein Geschmack ist divers, und das kann Bluesky gut. Du baust dir hier den Algo selber und ist man erstmal in der richtigen Bubble: Gewonnen.
Wen treffe ich auf Social Media?
Kommen wir noch mal zurück auf das Thema: Was posten wir, wenn es um Aufmerksamkeit geht?
Marketing = Aufmerksamkeit.
Was wir an Social Media alle mögen → Aufmerksamkeit in Form von Anerkennung, Anteilnahme und Lob. Aber manchmal auch nur simple Interaktion. Nicht allein sein. Teil des großen Ganzen. Und dabei geht es um alle Themen dieser Welt. Was für ein gigantisches Potential für Marketing.
Social Media ist der Schulhof des Internets. Irgendwie sind wir alle dort, manche nicht mal freiwillig, manche verstecken sich in der Ecke, weil sie nur kurz eine Nachricht auf Twitter lesen wollten, andere johlen und kreischen mit ihren Freunden über ein virales Meme, wieder andere veranstalten einen Beliebtheitswettbewerb und tauschen sich wild über ihren Shopping Haul aus. Und manchmal sitzen wir auf der Bank am Rand, schreiben in unser Heft und fünf Leute stehen drum rum und schauen uns dabei zu - inkl. solcher Fragen wie: “Was machst du da? Schreibst du ein Buch?”
Und da sind wir schon ein bisschen näher dran an dem: Was poste ich eigentlich?
Wieso ihr an der großen Pause teilnehmt haben wir oben ja schon mal kurz geklärt. Jetzt ist das Ding → Was zeige ich da? → Aber noch nicht beantwortet.
Im Grunde ist es ganz einfach: Ihr macht das nur für euch und Zahlen sind euch absolut egal? Dann hast du bereits alles, was du brauchst. TU ES FÜR DICH. DU bist dein Follower. Du bist deine Zielgruppe, deine Reichweite. Aber sei ehrlich, so wie du auf Zahlen guckst und denkst “Mhhh schade…”, bist du nicht mehr in dieser gesegneten Blase des Tagebuchschreibens.
Du willst etwas → Dann gib etwas.
Wie war das noch? Beim Schreiben schaut mir jemand über die Schulter und fragt: “Was schreibst du da?”
Das ist deine Zielgruppe.
Zielgruppe?
Das ist wohl die am leichtesten zu beantwortende Sache für Autor*innen online: Deine Zielgruppe sind deine Lesenden. Aber da gibt es noch mehr.
Leute interessieren sich für deinen Post …
Teils aus einfacher Neugierde an der Sache.
Teils, weil sie vielleicht so ein Produkt für sich entdecken, oder eine Person, oder ein Thema.
Teils, weil sie das auch gerne könnten und Staunen wollen
Teils, weil sie das an dir interessant finden, sie sind da, wegen dir. Das Schreiben macht dich für sie als Person spannend.
Teils, weil sie genau so was kaufen.
Du hast also mehrere Felder, die du da bedienen kannst und das jenseits deiner eigentlichen Zielgruppe: Leute, die dein Buch kaufen.
Die Neugierigen kaufen meist nichts, ziehen vorbei, interagieren vielleicht mal, stellen oft Fragen und sind nicht das, worauf wir uns konzentrieren, aber was wir pflegen. Sie schenken uns Interaktion, neue Sichtweisen und Möglichkeiten.
Entdeckende. Leute, die deine Arbeit entdecken und potentiell etwas kaufen. Das sind die Menschen, die wir behalten wollen. Ich erstelle meine Posts nicht mal unbedingt, um etwas zu verkaufen - ich will mich immer über meine Sachen mit anderen freuen und einfach zeigen, was ich anbiete. Gemeinsames Entdecken nenne ich diese Posting-Art. Verkaufen, nun das kommt durch die Entdeckenden sowieso, was aber viel mächtiger ist: Die Energie, die mir diese Menschen durch ihre Aufmerksamkeit schenken. Konzentriere dich ruhig auf Content für diese Personen, glaub mir, es zahlt sich aus. Aus ihnen werden Kaufende, Lernende, Neugierige, Freunde, Fans, Community. Sie haben das Potential für alles.
Die “Ich will das auch können” Personen sind toll für den Austausch über das Handwerk, geben oft neue Perspektiven und sie sind Reichweite. Und auch Zahlen. Ob sie nun deine Sachen kaufen oder nicht ist egal, sie geben Interaktion, stellen Fragen, geben dir dadurch wieder neuen Content vor - und sehen schick auf dem Profil aus. Das sind eventuell deine Kolleginnen oder potentielle Kolleginnen. Fördern, Helfen, Kennenlernen → Das gibt Energie und Freude. Du bist dabei Inspiration. Auch das ist ein wichtiger Grund, Social Media Inhalte zu konsumieren. Inspiration.
Leute, die durch das Schreiben zu DIR finden. Du bist spannend durch deine Art, wie die Content machst, welche Geschichten du erzählst. Vielleicht sehen das viele Menschen so, vielleicht wenige. So oder so, es wird passieren. Personenkult ist schwierig, parasoziale Beziehungen um so mehr. Entscheide ganz bewusst, was und wie viel du von dir zeigen willst. Echt sein ist besser als “nahbar”.
Was dieses echt ist? Die Antwort auf die Fragen: “Mache ich das, weil ich mir Lohn erhoffe? Würde ich das ohne Lohn tun? Würde ich das überhaupt tun?” Etwas nur für Lohn zu tun ist fair, aber wenn man etwas eigentlich völlig ablehnen würde und nur Reichweite oder Geld lockt, könnte das ein Indiz sein, dass man “unecht” wird. Du hasst es vor der Kamera zu sitzen? Natürlich bringt das mit am meisten, aber … es gibt Alternativen. Entweder du kannst lernen, es nicht zu hassen, weil oft dahinter nur nicht erlernte Skills stecken, die es zu erkunden gilt → oder tu tust dir weh ohne dafür auch noch was zu kriegen, vielleicht sogar noch Enttäuschung obendrauf … Wenn du vor der Kamera sitzt und es hasst, merken die Leute das. Glaub mir. Das ist es, was Empathie ausmacht. Schon anhand der Augen können Menschen so etwas feststellen. Auf Zwang nahbar zu sein ist nur schadhaft - für alle. Vor allem für dich.
Leute, die deine Sachen kaufen wollen. Kaufende. Das sind Menschen, die schon mit dem Ziel ein Buch zu kaufen, auf Social Media surfen. Das sind nicht die Entdeckenden. Hinter denen steckte noch keine Kaufabsicht. Ja, auch Kaufenden wissen noch nicht, dass dein Buch bald auch ihres sein könnte, aber sie sind mit Kaufabsicht da, auf deiner Page, jetzt - und sie scrollen herum. Wenn du Pech hast, scrollen sie weiter. Es ist also wichtig, die nach Kaufbarem Suchenden mit sehr eindeutigen Informationen zu behalten. Social Media zum Verkauf ist ein dauerhaftes Pitchen. Zum Glück geht das Hand in Hand mit ALLEN ANDEREN Punkten.
Was bekommt Aufmerksamkeit und wieso?
Thema Mainstream → Anhand von Mainstreaminhalten können wir sehr viel lernen.
Mainstream ist nicht schlecht, weniger Wert, hat nicht weniger Qualität. Nur weil viele etwas mögen, ist es nicht weniger wert. Es gibt gigantische Wissenschafts-Kanäle, die auf lustige Art Informationen vermitteln. Das ist auch Mainstream und offensichtlich alles andere als schlechte Qualität.
Bereits vorgelebte Inhalte im Mainstream nachmachen? Das klingt doch verlogen, oder? Ist das geklaut? Wo ist das mein authentischen Ich? Verkaufe ich mich damit nicht eigentlich? Nun, nein. Alles was wir tun, baut auf dem auf, was andere getan haben. Wir erfinden das Rad nicht neu. Auch das was wir schreiben ist nicht so brandneu, wie sich das in unserem Kopf anfühlt. Besonders Themen aus der weißen, cis hetero normativen Privilegbubble sind im Buchmarkt so weit gestreut, dass man nicht lange nach einem Buchzwilling suchen muss. Vor allem, wenn man dabei nicht sonderlich streng ist, was die Handlung angeht. Mörder tötet, Detektiv klärt auf. Das gibt es hunderttausendfach jedes Jahr und es funktioniert → Weil es nicht darum geht, dass sich die Geschichte wiederholt, sondern wie sie es tut.
Und das gilt auch für Inspiration auf Social Media. Da haben wir auch schon das richtige Wort: Inspiration. Das passiert beim Menschen ganz von selbst → Wir bauen auf dem auf, was wir wissen und kombinieren das individuell, bewusst und unbewusst. Und so können wir auch von Social Media Inhalten anderer lernen.
Nachahmen und Inspiration bewusst nutzen, um zu erzählen, WAS DU VERMITTELN WILLST. Andere leben dir vor, wie sie ihre Geschichten der Welt offenbaren. Es gibt Techniken und Strategien, die gut dafür geeignet sind, deine Zielgruppe zu erreichen. Darum geht es. Das ist wie beim Schreiben, das Handwerk lehrt dich, wie du deine Geschichte so verfassen kannst, dass andere sie verstehen und lieben, wie du es tust.
Schwieriger wird es da bei Inhalten, die nur wenig Vorlagen zum lernen bieten. Da helfen dir die Standards der Unterhaltung, zum Glück sind die überall recht gleich.
Direktes Interesse. Wieso sollte jemand deinen Post lesen wollen? Das ist die wichtigste aller Fragen. Würdest du hängenbleiben und dir das anschauen oder durchlesen? Würdest du anhand deines Inhalts kaufen? Sei ehrlich mit dir. Wirken ähnliche Posts von anderen auf dich verlockend?
- Ranten (Aufregen)
- Extremer Erfolg (Eigenen Hype feiern)
- Skandal und Drama
- Interaktion
- Wichtiges Wissen
- Schön anzusehen
- Humorvoll
- Inspiration und Botschaften
- Spannende Geschichte
- Fanart
- All diese Punkte haben eines Gemeinsam → Man will wissen wie es ausgeht. Ob da eine niedliche Katze purzelt, die man sich zu Ende ansehen will, ob man was über das neuste Drama auf Booktok erfahren will und wer jetzt wieder blockiert werden muss, oder ob wir auf die Auflösung eines Witzes warten.
- Schauen wir uns die Punkte doch mal im Detail an. Was davon ist am schwersten zu nutzen, um Erfolg zu haben?
- Ranten → Easy → Wir können alle schnell mit jemanden relaten, der sich gerade aufregt. Es ist uns vor allem wichtig, als soziale Wesen, zu wissen, was für schlechte Dinge andere machen, oder aber auch wir machen könnten → Das führt dazu, dass Leute euch eventuell für euren Rant ankacken, weil sie sich unbedingt über eure Meinung oder Gefühle stellen müssen, um sich besser zu fühlen. → Oder Leute regen sich mit euch auf, um klare Stellung zu beziehen. → So oder so, am Ende habt ihr durch einen Rant vermutlich mehr Stress als vorher. Seid euch dem bewusst. Und verkaufen tut man damit auch nicht unbedingt was. Die Leute kommen nicht unbedingt für eure Bücher, sondern für den Rant.
- Extremer Erfolg → Schwieriger → Gönnen muss man Können, wir kriegen es selten aktiv beigebracht. Und je schwerer der Job und der Erfolg sind, desto härter wird es, sich mit anderen zu freuen. Wir bekommen in Social Media oft vermittelt, der Platz wäre eng, jemand würde uns etwas wegnehmen, wenn die Person Erfolg hat → Dann schaut euch mal die erfolgreichsten Tiktoker, Instagrammer und YouTuber an, ich wette mit euch, die meisten kennt ihr gar nicht. Es ist genug für alle da, so viele Leute sind nicht so banana und wollen Bücher schreiben (lul). Dennoch macht es all das schwer, mit Erfolgspostings Erfolg zu haben. Wir tendieren dazu, unsere Erfolge dann klein zu reden, was anderen auch sauer aufstößt. Hierbei sei zu raten: Sei einfach ehrlich. Erwarte nichts.
- Skandal und Drama → Easy → Das ist ein wenig der gleiche Käse wie mit dem Ranten, nur das man sich damit sowohl rechtlich als auch sozial furchtbar in die Nesseln setzen kann. So etwas muss gut überlegt sein. Dabei ist manches Drama EXTREM wichtig. Missstände sind immer ein Drama, wenn wir darüber aufklären, erzeugen wir damit einen kleinen Skandal. Es ist wichtig sich zu entscheiden, ob man die Verantwortung dahinter tragen kann → und damit umgehen kann, wie das Netz darauf reagiert. Drama bringt leichte Klicks, aber die größte Verantwortung und Arbeit in Social Media. Aber Drama muss nicht gleich ein Skandal sein. Euer Alltag ist voll mit selbst erzeugtem Drama? Es gibt genug zu Jammern? Ihr habt Buchcharakterdrama? Ihr könnt das humorvoll anbringen? Nun, die Punke, die ich hier aufgelistet habe sind ineinanderübergehend. Drama muss nicht zum Skandal führen, sondern kann zu einem Gag genutzt werden, obwohl es einen dramatischen Kern hat, wenn sich meine Friends to Lovers benehmen müssen, wie Friends to Enemies to Lovers → Drama → Humro → Spannende Geschichte.
- Interaktion → Easy → Wo wir schon davon sprachen … Nichts lädt so sehr zum Interagieren ein, wie ein Aufreger, Drama oder ein Skandal, gerne auch alles drei. Aber Interaktion kann auch unfassbar schön sein. Meinungsaustausch geht auch ins positive, oder neutrale. Im Internet gibt es allerdings etwas, das nennt sich “Rage bate”. Der Klassiker ist, zu behaupten, Pfannkuchen sind flache, sehr dünne Teigfladen aus der Pfanne und die runden, gefüllten Dinger heißen Berliner. In manchen Teilen Deutschlands hat man damit recht, aber nicht in allen. Leute fühlen sich bei so einem Absolut deshalb angegriffen. In ihrer Region heißt das nicht so, für sie ist etwas anderes korrekt, aber jemand stellt es als falsch hin und spricht ihnen damit ihre Realität ab. Und schon hat man einen Post mit 100 Interaktionen und einem der ältesten Streits der Welt. Es gibt Linguistik Kanäle auf TikTok, die leben allein nur davon. Dabei kann Interaktion wunderbar über total harmloses laufen. Wie simple Fragen zum Beispiel. “Meine Lieblingsjahreszeit ist der Herbst und deine?” - Ja tolle Interaktion. Leute werden antworten, aber… wie bringt das deinen Buchverkäufen jetzt was? Nun, hast du eine Herbstszene? Spielt dein Buch vielleicht bewusst deshalb im Herbst? Schon hast du einen Aufhänger, darüber zu reden, während sich die Leute in den Kommentaren anfeinden, weil es Menschen gibt, die den Sommer lieben. Du musst so was nicht forcen. Das kommt alles aus dir heraus, was du magst, was du schreibst - schau, was es dir bietet.
- Wichtiges Wissen → Schwierig → Man sollte meine, Ratschläge und Ratgeber sind extrem erfolgreich, so zahlreich wie Möchtegerngurus aus dem Boden schießen und mir für meine Unterleibskrämpfe empfehlen, jeden Tag drei Waschmaschinentaps zu fressen → Das Problem dabei ist jedoch, dass wirklich fundiertes Wissen nicht nur massiv vorbereitet werden muss und eben nicht so leicht zugänglich ist, wie Bullshit. Leicht zu glaubender Bullshit klickt sich super. Einfache Lösung für schwierige Probleme. Das ist nicht immer der Fall. Gerade wenn es ums Schreibhandwerk geht. Und wenn ihr auf Social Media Marketing für eure Bücher machen wollt, sind eure Inhalte zielführend rund um die Bücher gestaltet. Wissen über Töpfern zu vermitteln gibt euch vielleicht Reichweite, macht Spaß und alles, aber die Leute kaufen dann eher ein Buch über das Töpfern → Es sei denn, ihr töpfert Becher mit eingeritzten und aufgepinselten Bildern zu eurer Geschichte und erzählt vielleicht innerhalb eurer Videos was dazu. Und da haben wir es wieder → Themen verbinden. Wissen + Unterhaltung + Zielgruppe. Achtet aber darauf, dass sich die Zielgruppen wenigstens überschneiden. Wissensvideos über Rennreifen sind Nieschig genug, wenn sie eure Cozy Wanderer Berghütten Romance verkaufen sollen wirds eng.
- Schön anzusehen → Okay → Hübsche Dinge gucken wir uns gerne an. Aber die Interaktion ist schwierig. Schönes Bild, da lässt man vielleicht einen Like. Toller Buchtrailer, ja, nett, aber wenn ich da was lesen muss und nur von Pinterest geklaute Vidoes mit 0815 TikTok Musik sehe, swipe ich da auch schneller weiter, als die erstellende Person “Aber das Buch ist gut” sagen kann. Hübsch ist nicht umsonst oft nur nett. Und nett ist in Deutschland so gut wie “Meh”. Also muss das schön anzusehende wieder mit Inhalten locken. Stockphoto mit Zitaten → Joar. Illustration in der selbst Arbeit und individuelle Geschichte steckt → Mhm doch doch doch. Aber selbst damit kann man nicht übermäßigen Erfolg erwarten, und dann ist das auch noch teuer. Die Interaktion mit schönen Inhalten ist echt schwer, denn es gibt schon viel schönes im Internet. Da muss man sich wirklich in die hohe Qualität mit einreihen, oder akzeptieren, dass es vielleicht nicht so läuft. Was helfen kann ist natürlich ein gewisser Personenkult. Ein schönes Foto von dir im Wald mit deinem Lieblingszitat ist dann nicht nur schön anzusehen, sondern auch persönlich. Allgemein ist eine gleichbleibende Qualität der Schlüssel für guten Wachstum ohne Viralität. Sieht euer Feed immer ansprechend aus und die Inhalte dazu sind interessant, dann vertrauen euch Leute eher einen Like an. Aber dafür reicht hübsch halt nicht. Ihr merkt es wieder, es braucht andere ergänzende Punkte. Und zwar ua. folgende.
- Humorvoll → Okay → Humor ist eigentlich total super, aber auch schwer, deshalb bekommt er nur ein okay. Was ihr lustig findet, müssen andere nicht witzig finden. Timing für Humor muss man auch erst lernen, vor allem muss man lernen an sich zu erkennen, wieso die Witze bei anderen zünden und bei einem selbst lacht niemand. Wenn ihr erstmal eine Sekunde schweigend vor der Kamera sitzt und euch dann erst vorstellt, erwartet niemand, gleich mit Humor unterhalten zu werden. Die Energie für Witz und Spannung muss von der ersten Sekunde an greifbar sein.
- Inspiration → Okay → All die anderen Punkte können Inspiration beinhalten, Menschen fühlen sich von super unterschiedlichen Dingen inspiriert. Aber natürlich kann man Beiträge auch gezielt darauf auslegen. Erfahrung teilen beinhaltet nicht immer tiefes Wissen, manchmal sind es oberflächlichere Inhalte, die anderen Energie geben sollen. Ich kann ausführlich darüber sprechen, wie ich Depressionen durch Bücher überwunden habe, oder ich kann einen Post machen, indem ich anderen vermittele: Es gibt sie, die Lebensretter mit Seiten. ← Das ist Inspiration. Auch ihr selbst könnt Inspiration sein, manchmal auch ungewollt. Menschen fühlen sich nicht nur durch positives inspiriert, sondern auch durch negatives und im negativen Sinne. Es entspannt mich zu wissen, dass andere Abwaschen auch hassen. Wieder andere können das zum Anlass nehmen, sich über uns lustig zu machen und sich besser zu fühlen, weil sie damit kein Problem haben, das ist nicht unbedingt Inspiration, aber inspirierende Inhalte gerade über solche Themen laden genau jene Meinungsfanatiker ein, die denken, dass eine korrekte Meinung gibt.
- Botschaften → Schwieriger → Fällt meist mit Inspiration zusammen, ist sowohl lehrreich, als vielleicht auch unterhaltsam. Sie zünden nur bei der Zielgruppe, regen natürlich zu Diskussionen an, überzeugen aber eher selten Leute, die dem Thema komplett fremd sind.
- Spannende Geschichte → Schwieriger → Am schwierigsten für Reichweite und dabei immer der Schlüssel zu allem. Es kann spannend sein einer purzelnden Katze zuzuschauen, weil man sehen will, was sie noch anstellt. Genau so kann es spannend sein, zu erfahren, wie die Tropes eurer Bücher sich entfalten. Aber ob sich der Erfolg entfaltet steht und fällt mit der Zielgruppe und ob diese dann euren Beitrag auch noch verstehen. Katzenvideos sind einfach, jeder weiß, was einen erwartet, man wird eigentlich nie enttäuscht und fast jeder ist Zielgruppe und wer nicht Zielgruppe ist, wer will die schon? Aber eure Book Tropes? Oder euren Werdegang als Autor*in? Letztlich kombinieren wir nämlich immer Punkte von Oben mit diesem hier. Wer du bist und wieso du schreibst, das ist wichtiges Wissen, vielleicht sogar ein bisschen Drama, kann Humor enthalten und am Ende hat man eine spannende Geschichte. Das schauen sich tatsächlich viele Leute an, aber sie müssen das Versprechen, all diese Punkte zu bekommen, in der ersten Sekunde erahnen, damit sie dran bleiben. Das ist ein bisschen wie ein Foto von Brei. Kartoffelbrei ist lecker, aber ohne Deko nicht ansprechend. Kann man vielleicht Zutaten ergänzen, die sich auf dem Übersichtsfoto deutlicher abzeichnen? Die einzelnen Zutaten zum Beispiel?
- Fanart → Easy → Dieser Punkt ist etwas besonderes. Interaktion mit einem Fandom baut auf der Bekanntheit des Fandoms und deren starker Reichweite auf. Ich liebe eine Serie, viele andere lieben sie auch, wir verbinden uns und fangurlen gemeinsam. Memes, Fanart, Fanfiction, Gedichte, GIFs, und vieles mehr sind innerhalb von Fandoms schnell geliebt und verteilt. Ich lese immer wieder, dass Leute aus der Buchbubble sich nicht trauen, an Fandoms teilzunehmen, weil das ja ihre Verkäufe oder Reichweite nicht fördern oder verfälschen würde. Dem ist aber nicht so. Du schreibst, was du magst, die Serien, die du schaust sprechen dich vermutlich aus ähnlichen Gründen an → deine Lieblingsfandoms sind deine Zielgruppe. Du darfst deine Leidenschaften alle miteinander verbinden.
Ansonsten habt ihr einen Vorteil: Spannende Geschichten schreiben ist euer Job, Hobby, Berufung, wie ihr es auch nennt. Und tatsächlich lassen sich viele Dinge, die wir z.B. für Exposés, erste Seiten, erste Kapitel, Klappentexte und den Pitch lernen auch auf Social Media anwenden. Wir wollen die Betrachtenden direkt hineinziehen in das Erlebnis, dafür wecken wir mächtige Gefühle. Am besten gelingt das mit der passenden Zielgruppe.
Moment, Mainstream? Das ist doch ganz schön gesättigt → Ist da nicht der Anspruch an Qualität vorgegeben? Ja durchaus. Die Leute haben bereits eine Erwartungshaltung, aber die gibt es generell an Content im Internet. Ob gesättigt oder nicht. Natürlich hat mancher Content einen engeren Erwartungsrahmen, als anderer → Letztlich kann man aber genau mit Erwartungen brechen, um Leute zu catchen, so lange eines gegeben ist: Das will ich mir anschauen.
Aufmerksamkeit hochhalten → Wir sind wieder beim Brei. Wenn wir den Brei nicht schön fotografieren können, das Rezept aber eigentlich das spannendste ist, wieso dann nicht den Weg dahin zeigen oder … wieso überhaupt den Brei zeigen? Jeder kennt Brei. Aber jemandem beim Rumwuseln zugucken, während die Person etwas wichtiges sagt, das hält meine Aufmerksamkeit höher. Solchen Videos und Beiträgen gebe ich viel länger Zeit, um spannend zu werden. Ja maximal schiefer Vergleich.
Beispiel: Es gibt einen Instagram Kanal, da sieht man nur Hände, die gerade stricken, während die Person dahinter über Geschichtsideen spricht, die sie hat. Gelegentlich liest sie vor.
Top für die Aufmerksamkeit → Ich hab was zum anschauen, was meinem Gehirn ein gutes Gefühl gibt → Stricken folgt einem Muster, das ist zufriedenstellend, es zeigt Aktivität, ein Hobby, das auch mit Ruhe und Entspannung verbunden wird → Und dann erzählt mir jemand was dazu.
Top für die Zielgruppe. → Ruhe und Entspannung, Stricken, je nach Genre hat das eine Überschneidung mit Menschen, die bestimmte Bücher lesen. Einfach, weil das oft Menschen sind, die Hobbys schätzen. Sie fängt an mit: “Meine Buchidee, die mich nicht mehr schlafen lässt.” → OK das will ich jetzt wissen, weil ich kann am Ende dann ein Urteil fällen, ob ich das auch so schlaflos fände. Super für die Interaktion, man wird mit der eigenen Meinung gereizt.
Wir haben mehrfache Zielgruppenüberschneidung mit “Schön anzusehen, Wissenswert, Meinungsaustausch, Spannende Geschichte, Interaktion” Das ist ein typisches Posting-Rezept, das dauerhaft gut funktionieren kann.
Wenn die Qualität der Aufnahmen stimmt, geben die Leute dem Kanal auch eine Chance und folgen.
Qual oder Qualität?
(zur Erinnerung: Qualitätsstreigerung soll nur dazu dienen, eure Geschichten, Wünsche, Ideen ideal an jene zu kommunizieren, die ihr erreichen wollt.)
Ich spreche hier die ganze Zeit von Qualität. Ist ja schön, dass wir jetzt recht viel über den INHALT von Inhalten wissen, aber umsetzen? Hallo? Hilfe?
Das ist nichts, was man eben mal jemanden beibringen kann. Videos zu drehen, Posts zu gestalten, Grafik Design, Fotografie, das sind alles Skills, teilweise Lehrberufe oder sogar Studienfächer. Und wenn ihr Bücher schreibt, dann wisst ihr ja, wie umfangreich das sein kann. Allein wie man mit Hilfe von Grammatik und Satzbau einen Absatz so gestaltet, dass er sich inhaltlich und sprachlich gut liest, ist eine abendfüllende Lernarbeit, die dann auch noch geübt werden will.
Also die gute Nachricht: Ihr könnt das lernen.
Die schlechte Nachricht: Ich müsst das lernen.
Die halb-gute Nachricht: Einiges bringt ihr bereits mit.
Und nein, eure schriftstellerischen Hintergründe sind keine so große Hilfe, wie ihr vielleicht denkt. Wobei … mh, passt auf.
Ein Beispiel: Wenn ihr Bücher schreibt, dann “sollte” davon auszugehen sein, dass ihr eure Zielgruppe kennt und in der Lage seid, eine so kurze Zusammenfassung des Inhalts eures Buches zu erstellen, dass ihr es an die Zielgruppe verkauft kriegt. … Nein? Nicht jeder nickt gleich wild? Ich sehe dieses Thema fast jeden Tag. Hunderte Schreibende posten leidend darüber, dass sie kein Exposé hinkriegen oder anfangen zu Stammeln, wenn sie jemand nach ihrem Buchinhalt fragt. Weil auch das extra Skills sind. Grämt euch nicht, nur weil ihr Bücher schreiben könnt, könnt ihr deshalb nicht Prosa verfassen, perfekte wissenschaftliche Analysen gestalten, oder den ideal Pitch fabrizieren. Vielleicht einige von euch → die wissen dann aber auch ganz genau, dass sie da einen extra Skill erlernt haben. Dennoch fällt es leichter, mit dem Skill des Schriftstellenden, in andere Textarbeiten einzusteigen. Und genau das gilt auch für Social Media → Denn Unterhaltung, das ist ja euer Ding!!!
Es ist nur nicht immer ganz einfach, die Transition zu finden. Buchunterhaltung =/= Marketingunterhaltung.
Nutze, was du kannst. Lerne was dir möglich.
Transition Hilfe:
Erinnert ihr euch an “Show don’t tell”? Sicher, das haben die meisten Leute gleich zu beginn mal gehört, teilweise nicht erklärt gekriegt und dann Migräne bekommen. Show don’t tell will nichts weiter, als euch daran zu erinnern, dass durch Erleben mehr gefühlt wird, als durch einfaches erzählen. Manches muss erzählt werden, damit man direkt ins Erleben eintauchen kann. Und das geht im Kleinen wie im Großen.
Erzähle ich, wie der Zauberer den Kristall findet? Langweilig. Das ist doch ein Plottpoint. Ich will erleben, wie er ihn aufhebt, was das mit ihm macht.
Erzähle ich, dass jemand aufgeregt aussieht - oder ist es nicht sinniger, das zu beschreiben. Manchmal gibt mir die Beschreibung + Benennung mehr. Ich will mitfühlen können, dass der Charakter gerade den Kiefer anspannt, dass sich die Brust schwer hebt und senkt vor lauter unterdrücktet Wut.
Als Schreibende wollen wir unsere Worte so wählen, dass sie exakt das erzeugen, was wir den Lesenden erzählen wollen. 100% klappt das nicht, aber es gibt viele handwerkliche Möglichkeiten, so nah ran zu kommen, wir nur möglich. Und die gleiche Herangehensweise braucht ihr auch für Social Media.
Was willst du erzählen?
Was kannst du erzählen?
Wem willst du es erzählen?
Wie kannst du Gefühle wecken?
Nutze Zeigen, statt Erzählen. Locke die Menschen in deine Vision hinein.
Und das fängt schon damit an, ein Bücherregal im Hintergrund zu haben, damit Bookies beim Scrollen auf Social Media sofort wissen: OH JEMAND VON UNS! → Und wenn du dir ein Buch Poster in den Hintergrund klatscht. Zeigen, wer du bist, kannst du auch mit Humor und Tricks. Wichtig ist, dass wir nicht zu viel erklären müssen, wer wir sind und was wir sind.
Nutze Zeigen, statt Erzählen auch wortwörtlich, in dem du Visuell deine Zielgruppe vom Scrollen abhältst.
Jeder Post, jeder TikTok Beitrag, jedes Instabild kann eine Spannungskurve haben.
Ich fall auch mit den ersten Sätzen und Seiten meiner Bücher gleich ins Haus, und das aus verschiedenen Gründen.
Beispiel: In einer meiner Buchreihen ist die Hauptprotagonistin Neurodivergent. Damit tut sich die größte Zielgruppe der Welt: Die Neurotypischen - schon mal schwer. Während Menschen mit ADHS meinten, meine Charaktere wären ihnen so nah gewesen, wie noch nie jemand, kam von Neurotypischen: Versteh die nicht, die ist dumm, mag ich nicht, kann ich nicht nachempfinden, schlechtes Charakterdesign. Also was mache ich? Pack gleich auf Seite 1 einen unsichtbaren Disclaimer mit einer Szene aus Angststörung, Überforderung und Reizüberflutung, wegen einer U-Bahnhaltestelle. Meist lesen die Leute kurz rein und wer nicht zu meiner Zielgruppe gehört, denkt da eigentlich sofort: Mh ne. → Die Zielgruppe hingegen brüllt direkt: JA MAN DAS!!!
Oder wie offenbaren eine besondere Form von Setting, Trope, Magiesystem, teasern einen Konflikt, ein Geheimnis an. Erste Seiten in Büchern müssen klatschen, völlig egal, wie viele Leute behaupten: “NE NE ICH MACH MIR NACH EIN PAAR KAPITELN EIN BILD!” ← Wir wissen, dass das nicht so viele tun, wie immer behauptet wird.
Zeige klar und schnell das, was Spannung bringt, was der Post verspricht.
Spannungstot durch Atempausen. 3 Sekunden haben wir, innerhalb von 3 Sekunden entscheidet sich, ob jemand dein Video anschaut. Oder nur einmal Blinzeln bei Bildern, so wie 5 Worte bei Sätzen.
Videos: Fall mit den Worten gleich ins Haus. Wenn du Videos aufnimmst, dann schneide ruhig die gefühlte Sekunde Stille am Beginn weg. Mach Cuts, oder schmeiß raus, was die Spannungskurve killt. Stell dir Videos mit einem Klatschrhythums vor. ZACK ZACK ZACK. Schlagwort, Info, Prämisse, Sinn, Unterhaltung, Schlagwort, Info, Prämisse, Sinn etc. → Das kann alles durch gutes Wording stattfinden, oder durch Bilder, durch Sprachqualität, Musik etc. → Ich hab die Erlaubnis viel mehr langweiligen Quark zu labern, weil ich rede wie 10 aufgedrehte Zeichentrickfiguren gleichzeitig. Und das kommt halt natürlich aus mir raus.
Voice: Angenehm klingen. Nein, damit meine ich nicht, dass du eine sogenannte “schöne Stimme” brauchst. Du hat jede Person. Lediglich ein wenig Energie. Und die hast du schon, die entfaltet sich vielleicht nur nicht gleich vor der Kamera. Vor einer Kamera, in einem Interview etc. befindet ihr euch in einer neuen Kommunikationsform. Die will auch erst geübt werden. Mit Freunden sprechen heißt, sich immer erklären zu können, halbsätze durch die Gegend zu werfen und auch mal zu nuscheln. Der Druck in einem Interview ist entsprechend ein ganz anderer. Verständliche, kurze, präzise und doch echte, menschliche Sätze, mit dem, was du sagen willst … uff. Das ist viel. Das muss man üben.
Ja auch eure Stimme ist ein Social Media Inhalt, sogar auch mal für sich alleine stehend. Podcasts z.B. → Schön sprechen und schön klingen, das könnte man auch wieder als Skill betrachten, letzten Endes ist natürliches Sprechen aber immer der Key. Ich klinge wie ein Frosch, wenn man hintendrauf tritt, dennoch mögen die Leute meine Stimme, denn sie fühlt sich für sie natürlich an. Ist sie nicht, bin Autist, meine natürliche Stimme wäre absolute Stille - leider bin ich süchtig danach, mich mitzuteilen und korrekt verstanden zu werden. Also habe ich das gelernt. Und ich hab Kommunikation für mich gefunden, die sich deshalb natürlich anfühlt, weil sie genau so erzählt, wie es nötig ist, um mich zu verstehen. “AHA!” Denn genau darum geht es bei dem ominösen “Natürlich”. Es muss einfach nur zu dir passen. Und das tut deine jetzige Stimme bereits, nur vielleicht kommt sie vor Mikro und Kamera noch nicht so rüber, weil die Psyche echt guuuut blockieren kann. Ich kenne genug Leute, die den “wie klinge ich weich und achtsam” Kurs durch haben und unnatürlich rüberkommen ohne Ende, weil das gar nicht mit ihrem Selbst vibed. Es geht beim Performen durch Stimme darum, das was IHR seid herauszuarbeiten. Das kann man auch durchaus für sich alleine. Saubere Aussprache üben, viel mit sich selbst sprechen, Tonaufnahmen nur für sich selbst machen, Menschen und Voiceactor, die euch nahe sind, mit denen ihr euch identifiziert, einfach mal nachsprechen. Natürlicher Wachstum ohne viel Anstrengung. Schon eine einfache Atemtechnik kann alles verändern. Und natürlich kannst du dir auch eine völlig andere Stimme für deine Onlineauftritte zulegen, allein schon, um dich ein wenig zu distanzieren. Du darfst Kunst sein, in allen Aspekten. Ich kenne Kolleg*innen, die das ganz bewusst gemacht haben. Sie stellen jemanden im Internet dar. Das ist nicht unnatürlich oder falsch, das ist eben die Geschichte, die sie erzählen wollen.
Bilder: Bildsprache ist alles. Ich muss mir das anschauen wollen und im Idealfall gleich ein bisschen was verstehen. Eine Katze, die neben Büchern und einer Kaffeetasse liegt ist natürlich dankbar ohne Ende. Aber auch ein leuchtendes Buch auf moosigem Waldboden kann massive Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Völlig egal wie hoch die Qualität ist → Dein Gesicht wird immer was bringen, Achtung aber vor Empathie. Menschen können sehen, ob wir uns unwohl oder gewollt vor der Kamera fühlen. Dann wissen sie gar nicht, wieso sie weiterscrollen oder denken “mh meh”, sie tun es einfach. Achte auf dich, tu dir nicht zu sehr weh, indem du dich in Situationen zwingst, die nichts zurückgeben. Es gibt Cosplayer*innen, die Hassen es das Haus zu verlassen, Fans zu umarmen, aber sie machen es dennoch, weil die Liebe allein zum Hobby und das Wissen, wie glücklich die Fans sind, ihnen alles zurück gibt. Du musst etwas nicht “gern machen” um es “gern zu machen”.
Text: Das Wort muss sitzen. Und ich meine damit auch bewusst Wort. Manchmal sehen sie einfach schön aus, manche haben direkt eine Bedeutung, vieles kann durch eine Schriftart gehoben werden. Schlagzeilen schreiben ist ein eigener Beruf, aber als Schreibende sitzen wir schon mal näher an dem Skill dran, als viele andere. Und ja, da gibt es ausnahmsweise mal wirklich gute Fachbücher für, die dir das beibringen können.
Musik: OK du wirst jetzt vielleicht nicht Musiker sein, aber du kannst Musik und Sounds durchaus zur Verstärkung deiner Botschaft nutzen. Achte aber darauf, dass das auch wirklich der Sinn der Musik ist. Einen viralen Sound nutzen kann bedeuten, dass du für dein romantisches Plüschcoverreveal einen Sound nutzt, der eigentlich als Meme für etwas ganz anderes steht. Damit erzeugst du dann das, was im Internet als “Cringe” bekannt ist. Achte bei Memes, Sounds und Musik darauf, zu was sie gehören, wie sie genutzt werden.
ABER das aller aller wichtigste, DER Ratschlag, der ALLES verändert! Wobei, es ist mehr eine Tatsache:
Deine Videos sind gut. Deine Fotos sind gut. Deine Texte sind gut. Deine Beiträge sind gut.
Hä? Wir sprachen doch gerade darüber, dass man an Qualität und Co., also dem Handwerk schrauben kann?
Ja. Kann. Aber weißt du was? Du musst nicht mit jedem Post erfolgreich sein. Mega krasse Qualität kann floppen. Angeblich niedrige Qualität kann ultra erfolgreich sein … Am Ende geht es beim Schrauben an der Qualität eher darum, dass du für dich das erreichst, was du willst. That’s it.
Ich poste ganz viel auf Social Media mit dem Wissen, dass das kein Potential für Viralität hat. Mir geht es manchmal gar nicht um die große Aufmerksamkeit. Du kannst deine Art zu posten mischen und das rate ich dir auch. Manche meiner Beiträge sind für die paar Leute, von denen ich weiß, dass sie es lieben werden - und es finden sich dann immer noch ein paar mehr, die mitziehen. Ich muss nicht erfolgreich sein. So funktioniert Leben nicht.
Wusstest du, dass die meisten Menschen, die von Buchverkäufen leben können, keine Bestseller-Autor*innen sind?
Groß groß groß … das ist nicht das, was man erreichen muss. Viele wollen nicht mal vom Schreiben leben.
Deine Beiträge sind gut. Sie bedeuten dir etwas. Du machst das, um mit der Welt in Verbindung zu treten. Darauf kannst du Stolz sein.
Der ultimative Geheimtipp für Buchverkäufe:
Deine Mama.
OK, vielleicht hast du keine oder so, aber was ich damit sagen will: Die Werbetrommel, die meine Mama für mich führt, als ständiges Empfehlen unter anderen Postings und Co. hat einen spürbaren Effekt. Die Werbetrommel meiner Lesenden, meine Kolleg*innen - das ist viel großer, als alles, was ich kann.
Mach das auch. Social Media, ey die liebe Güte, teile was du liebst. Teile Bücher, Inhalte von Kolleginnen und Freundinnen. Mach dich nicht fuchsig damit, dass alles dein Brand sein muss → Social Media gibt dir die Macht, anderen ganz viel Kraft und Liebe zu geben → mit nem Klick. Das schafft Freude für andere, und somit auch Kraft für dich.
Was ist Neid und woher kommt er?
Reizüberflutung → Manchmal ist uns das, was wir tun, einfach zu viel und ALLES wird negativ, schwer, anstrengend, unmöglich. Wir reagieren dann auch mal gereizt und sogar feindselig auf Erfolg anderer. Alles kann uns nerven. Vor allem gute Laune.
Stress im Alltag → Nicht ganz so extrem wie die Reizüberflutung, aber allgemeine Unzufriedenheit schafft nicht gerade Zufriedenheit für andere. Und das ist Gönnen - wir fühlen Zufriedenheit für die Erfolge anderer. Gönnen fällt aber mal schwer, wenn gerade alles “Bäh” ist und die Empathie schlafen geht.
Erwartungen → Wenn wir uns überlasten und “scheitern”, dann ist es hart sich damit auseinanderzusetzen. Oft liegt das gar nicht in unserer Kontrolle, aber die Gesellschaft trichtert uns das ein. Genau wie sie uns auch weismachen will, dass die Wiese beim Nachbarn viel grüner ist - und das ungerecht ist, wir haben uns doch so angestrengt. Das Gehirn reagiert extrem gut auf simple Lösungen, die dich selbst entlasten und Schuld verschieben. Und das kann ironischerweise sogar die Opferrolle sein, denn wenn wir Versager sind, dann ist es ja OK zu versagen - und wir müssen keine Verantwortung dafür übernehmen - bleiben aber auch unglücklich.
Unglück im Leben → Wenn es mir gerade mies geht, ich kein Geld verdiene, mit allem irgendwie strande, dann neidet man nicht unbedingt bestimmten Personen etwas, sondern allen. Die Wut, das Unglück, die Trauer, vor allem aber die Existenzangst trifft dann auf persönlicher Ebene. Manchmal denken wir, wir sind neidisch, dabei heißt die Emotion Existenzangst. Und zu sehen, dass bei anderen klappt, was auch wir können, lässt uns panisch werden.
DESHALB: Cognitive distortions checken.
Schau dir deine Denkmuster an. Überprüfe das, was du glaubst. “Er hat viel mehr als ich, ich fühle mich damit schlecht. Er hat Erfolg.”
Ich bin nicht gut genug
Er nimmt mir etwas weg
Er hat das nicht verdient
Immer alle anderen, nie ich
Ich kann nichts
Er hat alles und ist glücklich und ich muss unglücklich bleiben, weil er Glück hat
Ich kann es auch gleich lassen, es wird nie was
Weil ich neidisch bin, bin ich ein schlechter Mensch
Ich hab das eh nicht verdient.
Darin verbergen sich “alles oder nichts” Denkmuster, Übergeneralisierung, Verdrängung des Positiven, der Sprung zu Schlussfolgerungen ohne alle Informationen, Katastrophendenken, harte Verurteilung eigener Gefühle, Müssen/Sollen Extreme, harte Selbstbezeichnung, nicht verbundene Umstände persönlich nehmen.
Diese Begriffe haben vielleicht einige schon mal in der Therapie gehört. Kognitive Verzerrungen und Überbegriffe unter denen man sie zusammenfassen kann. Social Media ist eine Brutstätte dafür. Wenn ihr kein stabiles Gerüst für den achtsamen Umgang mit eurem Inneren mitbekommen habt, wird euch Social Media beißen.
Aber jetzt hab ich euch mit diesen Gedanken hier sitzen lassen. Lasst sie uns doch direkt anschauen. All das hier sind eventuelle Erklärungen. Tatsächlich können den oben genannten Aussagen mannigfaltige Ursachen zugrunde liegen.
Ich bin nicht gut genug → Du bist als Mensch geboren, die Rolle erfüllst du, mehr geht nicht. Wenn du gerade nicht das leisten kannst, was du willst, dann kannst du dich entscheiden, daran etwas zu ändern. Wenn du das jedoch nur glaubst, weil die Erfolg ausbleibt → Erfolg ist nie garantiert. Sogar Privilegierte scheitern manchmal daran. Sogar Reiche. Und was ist Erfolg ohne Glück? Gar nichts. Suchen wir nach Glück und Zufriedenheit im Leben, nicht im Erfolg, dann öffnen sich neue Denkwege.
Er nimmt mir etwas weg → Der Erfolg anderer nimmt dir nichts weg. Im Gegenteil. Ohne den Fantasy-Buch-Hype hätten wir nicht so viele neu erscheinende Fantasy Verlage und Bücher, Autorinnen auf dem Markt, wie jetzt. Du willst, dass deine Kolleginnen Erfolgreich sind, nicht nur, weil das schön ist, sondern auch, weil es gut für dich ist. Die Plätze sind nicht begrenzt. So viele Kunstschaffende gibt es gar nicht, wird es nie geben, weil das tatsächlich ein recht nischiges Interesse ist. Die Arbeit ist viel zu hart, als dass die “Oh ich mach das für Fame” Leute durchhalten würden. Und die Handvoll, die das für Fame machen und Erfolg haben, pff eh ja, lass sie doch. Außerdem nimmt dir niemand bewusst etwas weg. Leute atmen. Die Luft reicht für alle. Ausnahmen sind wirklich aktive soziale Konflikte, in denen dir ECHT jemand was kaputt machen will. Ist es das, was dich plagt? Dann reden wir hier nicht von Neid.
Er hat das nicht verdient → Alle Menschen verdienen alle Konsequenzen ihrer Handlungen. Glück kann so eine Konsequenz sein. Erfolg ebenso. Wirklich erfolgreiche Autor*innen stehen nicht da, wo sie sind, weil sie nichts tun. Vielleicht mag dir ihr “Tun” nicht korrekt vorkommen, aber dann ist es “wie sie es tun”, was ein Problem ist, was eine neue Frage eröffnet: Wieso juckt dich das? Willst du darüber aufklären? Hast du die Energie, die notwendige und wichtige Information zu teilen, dass JK Rowling eine furchtbare, andere verletzende Lebenseinstellung hat? Und geht es dir wirklich darum, wenn du sagst: “XY hat das nicht verdient?” Weil wenn es dir darum geht, dass jemand bösartig war, dann bist du nicht neidisch auf den Erfolg, du bist wütend über die falschen Konsequenzen. Also was ist es, was dich sagen lässt “Er hat das nicht verdient?” - Vielleicht musst du dir eingestehen, dass tief in dir eine selbstbewusst Stimme sagt: ICH habe das AUCH verdient. - Hör auf sie. Ja, du hast die Konsequenzen deiner Handlungen verdient. Kümmere dich um dich.
Immer alle anderen, nie ich → Ist das so? Ich schaue in die Welt und sehe Leid und “Versagen”, teilweise mehr als Erfolg, Reichtum, Liebe und Glück. Also es sind nicht alle anderen, die immer Glück haben - du bist nicht die einzige Person, die Schmerzen in der Brust fühlt. Aber das Schicksal, den Zufall, das EXTREM zu nutzen, um dich emotional zu entlasten ist gerade sehr hilfreich, damit das Gewicht nicht so auf dich drückt. Funktionieren müsse, Erfolgreich sein müssen … musst du das? Was sind die Konsequenzen? Wo schaust du hin, statt auf dich selbst? Auf alle anderen?
Ich kann nichts → Ja, ich auch nicht. Ich weigere mich das Konzept von “Können” zu nutzen. Das stinkt. Ich mache Sachen, am Ende kommt was darüber rum, für jeden ist das je nach Definition mehr oder weniger gekonnt. Ich höre nie auf zu lernen, ich mache ständig Fehler, ich schreite voran. Aber das ist nicht das, was du meinst. “Ich kann nichts”, ist wieder eine Entlastung durch Extrem, dass du gerade das Gefühl hast zu versagen und dir das erlauben möchtest. Theoretisch kannst du nämlich alles. Wie praktikabel der Outcome am Ende ist, das ist ne andere Geschichte, eine Geschichte, um die du dich kümmern solltest. Wenn der Erfolg anderer dazu führt, dass du dich schlecht und nutzlos fühlst, dann analysiere das. Sind die wirklich besser als du? Aber wenn du das erkennst, hast du auf jeden Fall das Potential, auch so gut zu sein. Das ist ja das schöne an unserem Gehirn. Wenn wir Verbesserung wahrnehmen können, haben wir schon einen Schritt dahin gemacht. Ich fand Cliparts und Wordeffekt Texte auch mal schön … Können und Sichtweise entwickeln sich. OK aber lowkey: Cliparts haben gerockt und jetzt lasst mich in Ruhe.
Er hat alles und ist glücklich und ich muss unglücklich bleiben, weil er Glück hat → Eine Mischung aus dem oben.
Guck dir an, was er alles kann. Ey, ich kann es auch gleich lassen, es wird nie was → Hallo nächstes Extrem. Zugegeben, ein bisschen hat sich mein Leben immer so angefühlt. Ich habe ADHS und Autismus, ich hab nichts zu Ende gebracht, nicht mal die Schule, aber ich war für alle dennoch immer das Genie. Was nützt mir das dicke Gehirn, wenn ich es wortwörtlich nicht nutzen bzw. steuern kann? Also waren “Ich schaffe es eh nie”, mein Leitmotto für fast mein ganzes Leben. Versuchen, Scheitern, Versuchen, Scheitern. Entsprechend neidisch war ich auch manchmal, vor allem auf Leute, die Dinge einfach machen. Ich mache jetzt auch Dinge einfach, aber auf meine Art. Ich label sie nicht mehr als Versuch, Scheitern etc. - ich mache und schaue, wie sinnig das Tun ist, wohin es geht, ob daraus etwas erwächst und wie ich es zu einem Punkt bringen, den ich will. Was alles nur die Definition von Versuchen und Scheitern oder Erfolg ist, nur mit ein paar mehr Worten. Und das braucht dein Neidgedanke auch. Mehr Worte. “Es wird nie was”, weil jemand anderes was schafft? Nein. Das ist nicht seine Schuld. Wieso also negative Gedanken auf ihn richten? Wieso Neid? Weil die negativen Gedanken auf dich zu richten weh tut. Du nutzt seine Definition und die Definition der Gesellschaft von Erfolg, vergleichst das mit dem, was du hast und labelst deinen Weg dann als “Scheitern”. Darum geht es. Und gleichzeitig entlasten wir uns hier auch wieder mit dem Extrem des “Aufgebens und im Leid Bleibens”. Du darfst aufgeben. Alles, was du nicht bewältigst, muss aufgegeben und losgelassen werden. Also richtige deine Energie, auf das, was du umsetzen kannst. Such deine Definition und deine Funktion von “Erfolg”, “Versagen”, “Versuchen”. DEINE. Nicht das, was andere umsetzen können. Und was weißt du schon über das Scheitern fremder Personen? Vielleicht weint dieser erfolgreiche Autor jeden Tag über sein Arbeitspensum. Wie viele Leute mir schon gesagt haben, sie wären neidisch auf meine Leichtigkeit in der Kunst → Ich bin schwer depressiv und brauche 2-3 Stunden zum aufstehen, Leben wollen ist kompliziert, ich weine 5x am Tag wegen nem Meltdown und schmeiße jeden Tag 20x alles hin aus Frust. Hi, ich bin laut anderen erfolgreich - und in Therapie. Laut mir existiere ich - irgendwie - und mache Zeug.
Weil ich neidisch bin, bin ich ein schlechter Mensch → Gefühle sind erstmal nur Gefühle. Auch negative. Nur dein Handeln macht dich zu einem schlechten Menschen. Aber ja, der Druck, der durch solche negativen Gefühle entsteht, der kann wirklich weh tun. Du magst jemanden oder willst jemanden mögen und BÄM → Neid macht alles kaputt. Deshalb ist es wichtig dahinter zu blicken. Neid ist ein Symptom.
Ich hab das eh nicht verdient. → Alle Menschen verdienen alle Konsequenzen ihrer Handlungen. Das hatten wir schon mal. Jetzt geht es darum, in dich zu blicken und brutal ehrlich zu sein. Nur weil du mal schlecht über jemanden denkst, weil du etwas nicht so hinkriegst wie andere oder wie du willst, hast du deshalb keine Strafe verdient. Ja, Erfolg kommt oft mit Fleiß, meist vor allem aber mit Glück. Das Leben ist nicht schwarz weiß festgefahren, all diese Begriffe hier … die sind Menschen gemacht. Das ist der Versuch, Konzepten einen Namen zu geben. Dabei schränken wir uns gerne ein. Verdienen? Was ist verdienen? Dass du leben darfst? Wer macht die Regeln? Die Gesellschaft. ← Also das, was innerhalb der Gesellschaft selbst am größten in Kritik steht. Gesellschaft kritisiert sich ununterbrochen selbst auf dem Weg zur besseren sozialen Funktion. Die ist nicht perfekt. Damit sind es auch die Label und Regeln nicht. Verdienen. Pff. Meiner Meinung nach verdient jeder nen Hug, nen Keks, Liebe und Freude. Du nicht auch? Klar, manche haben sich das bisschen verkackt, aber die haben ja nicht als Ärsche angefangen.